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Schauspieler Ralf Richter wird 65

Er ist der Proll des deutschen Fernsehens: Ralf Richter spielte in "Das Boot" einen derbe Sprüche reißenden Maat, im "Superstau" einen cholerischen Bergmann - und natürlich spielte er Kalle Grabowski im legendären Film "Bang Boom Bang". Doch für Typen wie Richter scheint es keinen Platz mehr zu geben. Vor seinem 65. Geburtstag am 17. August sind die großen Rollen rar.

Richter stört sein Image als Proll nicht, er findet sich im Gegenteil darin wieder. "Ein Proll filtert die Dinge nicht lange, sondern spricht sie sofort aus - er brüllt gleich los", sagte Richter vor einigen Jahren dem Berliner "Tagesspiegel". "Man könnte auch sagen, ein Proll ist ehrlich."

Als solch eine ehrliche - manchmal auch zu direkte - Haut sieht sich Richter selbst schon herkunftsbedingt. Er wurde am 17. August 1957 in Essen geboren, wuchs dann in Bochum auf - mitten im Ruhrgebiet, deren Menschen Richter so beschreibt: "Die sind nicht so reich, und deswegen müssen sie auch nicht so viel voreinander verstecken - die sind ziemlich ehrlich."

Richter selbst wuchs allerdings im Wohlstand auf. Der Vater war Architekt. Obwohl Richter sieben Geschwister hat, hatte jedes der Kinder ein eigenes Zimmer. Den Zweitältesten der großen Kinderschar zog es allerdings schon als Kind weg aus dem behüteten Heim. In der Nachbarschaft habe es eine Familie gegeben, die "extrem asi" war, bei der es aber immer lustig gewesen sei und wo es Leben in der Bude gegeben habe. "Seitdem habe ich ein Faible fürs Prollige", sagte Richter einmal in einem Interview.

Seinen eigenen Eltern machte es der Schauspieler nicht leicht. Er flog von der Schule, machte eine Schreinerlehre, was der Vater als Abstieg empfand. Eher zufällig kam er zur Schauspielerei. Richter bekam mit, dass die Schauspielschule in Bochum Aufnahmeprüfungen hatte, und ging einfach hin. Er wurde genommen, nur zwei Jahre später flog er allerdings von der Schule.

Richter zog nach München und bekam ein Rollenangebot, das ihm die Tür in die große Filmwelt öffnete: Er wurde für den zum Klassiker gewordenen weltweiten Kinoerfolg "Das Boot" von dem erst verstorbenen Wolfgang Petersen rekrutiert und spielte den Maat Frenssen. Legendär ist die Szene, in welcher der später ebenfalls erfolgreiche Jan Fedder sagt: "Sach mal, hast du eigentlich Haare in die Nase?" Und auf Richters "Wieso?" schiebt er hinterher: "Weil ich hab welche am Arsch, die können wir ja zusammenknoten."

Richter durchlief in den Jahren nach dem Erfolg mit "Das Boot" die übliche Laufbahn bekannter Fernsehgesichter. Die Zuschauer bekamen ihn im "Tatort" ebenso zu sehen wie in "Der Alte", "SOKO 5113" oder anderen Fernsehserien.

Während hier die wenigsten Zuschauer große Erinnerungen an ihn haben werden, ist das bei anderen Figuren ganz anders. Der Regisseur Peter Thorwarth holte Richter für seine sogenannte Unna-Trilogie mit "Was nicht passt, wird passend gemacht", "Goldene Zeiten" und vor allem dem 1999 erschienen "Bang Boom Bang".

Der Film, in dem Diether Krebs seine letzte Rolle spielte, gilt als der Ruhrgebietsfilm schlechthin. Und Richter spielte keine Rolle überzeugender als die des Ganoven Kalle Grabowski. Zur Premiere des Films konnte Richter damals nicht kommen, weil er im Gefängnis saß. Nach Jahren mit Alkohol- und Drogenproblemen war er wegen Kokainhandels zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden, von denen er acht Monate absaß.

Mittlerweile lebt der zweifache Vater und mehrfache Großvater in Köln. Die Themen Alkohol und Drogen scheinen hinter ihm zu liegen - allerdings auch die größten Erfolge. Wer will, kann sich dafür jetzt seinen Richter selbst runterladen - für 80 Euro können Fans persönliche Videobotschaften von ihm bekommen.

ribbon Zusammenfassung
  • Doch für Typen wie Richter scheint es keinen Platz mehr zu geben.
  • Vor seinem 65. Geburtstag am 17. August sind die großen Rollen rar.
  • Richter selbst wuchs allerdings im Wohlstand auf.
  • Der Film, in dem Diether Krebs seine letzte Rolle spielte, gilt als der Ruhrgebietsfilm schlechthin.
  • Und Richter spielte keine Rolle überzeugender als die des Ganoven Kalle Grabowski.
  • Zur Premiere des Films konnte Richter damals nicht kommen, weil er im Gefängnis saß.