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Sängerin und Schauspielerin Johanna von Koczian wird 90

Ob dieses Lied wohl ohne die schauspielerische Kunst seiner Sängerin je so zur Geltung gekommen wäre? "Das bisschen Haushalt..." sang Johanna von Koczian 1977 in einer so ironisch-spöttischen Art und Weise, dass das Lied es zum großen Erfolg und bis heute geflügelten Ausspruch schaffte. Von Koczian wird am Montag 90 Jahre alt. Außer auf der Schlagerbühne feierte sie auch im Theater, Kino, Fernsehen und als Schriftstellerin über Jahrzehnte Erfolge.

Seit einigen Jahren ist es ruhig um die Künstlerin geworden. Ihren letzten großen Publikumserfolg hatte sie mit fast 80 Jahren in der Theaterkomödie "Glorious". Darin spielte sie die US-Millionärin Florence Foster Jenkins, die 1930 New Yorks Konzertsäle gemietet hatte, um als Operndiva zu glänzen, tatsächlich aber nur schief singen konnte. Wie Johanna von Koczian in ihrer letzten Rolle Arien mit stets haarscharf daneben liegenden Tönen sang, begeisterte das Berliner Publikum und füllte monatelang die Komödie am Kurfürstendamm.

Damals um das Jahr 2010 klang nicht nur eine große Karriere aus, es schloss sich ein Kreis. Die am 30. Oktober 1933 geborene Tochter eines ehemaligen österreichischen Rittmeisters hatte mit 18 Jahren begonnen, am Salzburger Mozarteum Schauspiel zu studieren. Unter der Leitung des großen Gustaf Gründgens spielte sie bei den Salzburger Festspielen unter anderem in "Wie es euch gefällt" und brillierte bald an verschiedenen Theaterbühnen mit einem breiten Repertoire.

Wie zur damaligen Zeit üblich wurde sie bald für den immer wichtiger werdenden Film angefragt. 1957 begann sie mit "Viktor und Viktoria" ihre Laufbahn als Filmschauspielerin und wurde allmählich bundesweit bekannt.

Bereits ihre zweite Filmrolle brachte von Koczian den Bundesfilmpreis: 1958 spielte sie in "Wir Wunderkinder". Als eine der wenigen Produktionen der damaligen Zeit setzte sich die Literaturverfilmung kritisch mit dem Dritten Reich auseinander, der Film wurde international zum Erfolg.

Kurzzeitig schien von Koczian sogar der Weg nach Hollywood offen zu stehen. Sie spielte 1959 in der internationalen Produktion "Serenade einer großen Liebe". Doch von Koczian lehnte den Ruf Hollywoods aus privaten Gründen ab. Und auch das Kapitel Kino beendete sie bald weitgehend.

Die seit einigen Jahren verwitwete Mutter der Schauspielerin Alexandra von Koczian stand stattdessen für unzählige Theaterstücke auf der Bühne. Dass sie über viele Jahre eine der deutschlandweit bekanntesten Schauspielerinnen war, lag aber vor allem an ihrer Vielseitigkeit.

Sie erkannte früh Anfang der 1960er Jahre die zunehmende Bedeutung des Fernsehens und übernahm Rollen wie in der ARD-Serie "Die Stewardessen" und in beliebten Krimifilmen wie "Agatha, lass das Morden sein". Dazu schrieb sie Romane und Jugendliteratur, zwei ihrer Jugendbücher wurden in der Fernsehserie "Unterwegs nach Atlantis" verfilmt.

Und die ausgebildete Sopranistin segelte auch auf der insbesondere in den 70er Jahren starken Schlagerwelle mit. Ihre Lieder "Der Lord von Barmbeck", "Keinen Pfennig" oder "Aufsteh'n ist schön" wurden Erfolge.

"Das bisschen Haushalt" überragte aber alles. Legendär wurde ihr Auftritt in der ZDF-"Hitparade", wo deren Moderator Dieter-Thomas Heck dazu die Studiotreppe fegte.

In einer anderen Aufnahme sang von Koczian vor dem damaligen Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD). Das bei YouTube abrufbare Video ist dabei entlarvend komisch. "Das bisschen Haushalt kann so schlimm nicht sein, sagt mein Mann. Wie eine Frau sich überhaupt beklagen kann ist unbegreiflich, sagt mein Mann", singt von Koczian - und der Bundeskanzler macht einen Gesichtsausdruck als wäre er tatsächlich in der Rolle des Mannes, der solche Gedanken hat.

ribbon Zusammenfassung
  • "Das bisschen Haushalt…" sang Johanna von Koczian 1977 in einer so ironisch-spöttischen Art und Weise, dass das Lied es zum großen Erfolg und bis heute geflügelten Ausspruch schaffte.
  • Von Koczian wird am Montag 90 Jahre alt.
  • Wie Johanna von Koczian in ihrer letzten Rolle Arien mit stets haarscharf daneben liegenden Tönen sang, begeisterte das Berliner Publikum und füllte monatelang die Komödie am Kurfürstendamm.