Quarantäne für Salzburger "Rücksitz-Lamm" Chili
Ein alltäglicher Einsatz war es nicht, als am Donnerstag die Polizei ausrücken mussten, weil Passanten ein lautes Blöken aus einem abgestellten PKW hörten. Auf der Rückbank befand sich ein junges Lamm in einem Lager aus einem Karton, einer Decke und etwas Heu.
Da der deutsche Fahrer weder Transportpapiere noch Gesundheitsbescheinigungen vorweisen konnte, wurde das Jungtier an den Tierschutzhof "Pfotenhilfe" übergeben.
Emotionale Trennung
Die Übergabe des etwa sechs Wochen alten Lammes gestaltete sich aber nicht einfach. Die Tochter des 49-jährigen Deutschen, der das Lamm Anfang Juli in Kroatien geschenkt bekommen hatte, setzte sich zeitweise hinter den Einsatzwagen auf die Straße. Offenbar um so zu verhindern, dass das Tier namens "Chili" mitgenommen werden konnte. Schließlich konnte das Lamm aber in die Obhut der "Pfotenhilfe" gegeben werden.
Der 49-Jährige berichtete einem Mitarbeiter der Tierschutzorganisation, dass es dem Lamm aufgrund der fehlenden Muttermilch an Nährstoffen mangelte. Es sei zuvor von seiner Mutter verstoßen worden. Aufgrund der Tierliebe der Familie wollte er es auf seinem Bauernhof aufziehen.
Aufzucht mit der Hand
Das etwa sechs Wochen alte Lamm "Chili" muss nun für 30 Tage in Quarantäne. Seine neue "Ersatzmama" ist dabei Jürgen Stadler, ein Mitarbeiter der "Pfotenhilfe". Er wird bereits auf Schritt und Tritt von dem Lamm begleitet.
"Es ist wirklich herzzerreißend, sie ist so lieb und anhänglich, sowas ist mir in meinen 30 Jahren als Tierschützer auch noch nicht passiert", sagte Stadler. Chili habe noch einige kahle Stellen im Fell, sie dürften eine Folge des Nährstoffmangels sein, "Chili" bekommt daher jetzt Ersatzmilch aus dem Fläschchen.
Am Wochenende hat Chili jedenfalls schon freudig Stadlers privaten Schaf-freien Garten erforscht und an allen möglichen Kräutern und Blättern geknabbert.
Weitertransport fraglich
Zudem wird das Lamm von einem auf Schafe spezialisierten Tierarzt betreut. Auch Blutproben werden entnommen, da jetzt umfangreiche Gesundheitstests nachgeholt werden müssen, um eine Seuchengefahr auszuschließen. Man wolle auf Nummer sicher gehen, so Stadler.
Dass ein Weitertransport durch den Halter nach Berlin überhaupt infrage kommt, ist trotzdem eher unwahrscheinlich. Dafür brauche es nicht nur amtliche Transportpapiere aus dem Herkunftsland, sondern auch kroatische Ohrmarken aus dem Zuchtbetrieb. "Chili" fehlen solche Ohrmarken jedoch.
Zusammenfassung
- Am Freitag wurde das Lamm "Chili" in Salzburg vom Rücksitz eines PKWs gerettet. Sein Besitzer war mit ihm nach Deutschland unterwegs.
- Sein Besitzer war mit ihm nach Deutschland unterwegs gewesen.
- Wann und ob die Fahrt aber weitergehen kann, ist unklar - erstmal muss das Lamm 30 Tage in Quarantäne.
- Dafür bekommt es eine besondere "Ersatzmama".