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Prozess um Prügel für Rapid-Fan im Austria-Sektor

Während am 3. September in der Generali Arena am Platz Austria Wien gegen Austria Klagenfurt kämpfte, kam es im Fan-Sektor zu einer Schlacht der anderen Art, die am Mittwoch ein gerichtliches Nachspiel hatte. Ein Anhänger der Violetten soll einen angeblichen Rapidler, der sich in den Fan-Sektor geschlichen hatte, verprügelt haben. Er erhielt nun am Straflandesgericht eine zwölfmonatige Freiheitsstrafe, die bedingt nachgesehen wurde.

Der 26-Jährige wollte kurz vor Match-Beginn noch ein Bier holen, als ihm auffiel, wie es auf der Tribüne zu einem Tumult kam. Andere Fans hätten einen 15-Jährigen als angeblichen Rapid-Anhänger identifiziert und fingen an, auf den Burschen einzuprügeln. Der 26-Jährige kam hinzu und ab da unterscheiden sich die Geschichten von dem Beschuldigten und dem Opfer.

Der Ältere meinte, er hätte sich schützend vor den 15-Jährigen gestellt und zu den anderen gemeint: "Bitte tut's ihm nichts!" Danach hätte er den wesentlich schmächtigeren Jugendlichen zum Ausgang "begleitet" und zu ihm gesagt: "Bitte schau, dass du da nicht mehr herkommst, die bringen dich sonst um und dann bin ich nicht da und kann dir helfen."

"Das ist eine wunderschöne Geschichte, die Sie hier erzählen", sagte Richterin Martina Krainz. "Warum haben Sie das nicht bei der Polizei gesagt?" Weil dort hatte der 26-Jährige auf sein Aussageverweigerungsrecht beharrt. "Ich bin gewohnt, bei der Polizei die Aussage zu verweigern", meinte der bisher Unbescholtene. "Warum beschuldigt er Sie, wenn Sie der Retter in Violett sind", will die Richterin wissen. "Das müssen Sie ihn fragen", konterte der Angeklagte.

Der 15-Jährige beschrieb die Vorfälle im Zeugenstand dann ganz anders. Kaum auf der Tribüne angekommen, seien sofort fünf bis zehn Jugendliche auf ihn zugekommen und hätten ihn gefragt, ob er "Rapidler" sei. Als er verneinte, musste er sein Handy und seine Geldbörse abgeben. Die Burschen hätten dann alle Bildergalerien in sozialen Netzwerken durchforstet und auf einem Snapchat-Foto eine Rapid-Bettwäsche ausfindig gemacht, um den Jugendlichen als sogenannten Späher zu entlarven. "Ich hab' bei einem Haberer geschlafen, der Fan ist", rechtfertigte sich der 15-Jährige. Kaum wurden Fotos entdeckt, "hab' ich die Watschen gekriegt." Auch mit Fäusten und Füßen sei auf ihn eingeschlagen worden, der 26-Jährige hätte bei den Prügeln mitgemacht, die anderen Gewalttäter konnten bis heute nicht ausgeforscht werden. Am Ende hatte der 15-Jährige eine blutige Nasenprellung, die im Spital behandelt werden musste.

Der 26-Jährige hätte den Burschen dann an der Schulter gepackt und aus dem Fan-Sektor geworfen. "Er meinte, wenn er mich nochmal sieht, dann bringt er mich um. Und dann hat er mich mit voller Wucht rausgeschmissen", sagte der 15-Jährige. Sein Handy war futsch und der Inhalt seiner Geldbörse wurde am Ende des Spiels einem Aufpasser im Fan-Sektor überreicht.

Die Anwältin des Angeklagten wollte noch mit Bildern des Facebook-Accounts des 15-Jährigen beweisen, dass der Bursche sehr wohl Rapid-Fan sei. Bereits als Titelbild sei der Block-West der Rapid-Ultras im Allianz Stadion in Hütteldorf zu sehen. Auch ein Foto mit einem Transparent mit "Forza Rapid" tauchte dort auf. Diese Bilder wurden allerdings nicht von der Richterin zugelassen, denn das sei kein Grund jemanden zu verprügeln. "Ich war einmal Rapid-Fan, aber das ist schon Jahre her, da war ich noch ein kleines Kind", meinte der 15-Jährige. Ihm wurde zudem ein Schmerzengeld von 500 Euro für die geprellte Nase zugesprochen. Das Urteil wegen schwerer Körperverletzung und versuchter Nötigung ist nicht rechtskräftig.

ribbon Zusammenfassung
  • Während am 3. September in der Generali Arena am Platz Austria Wien gegen Austria Klagenfurt kämpfte, kam es im Fan-Sektor zu einer Schlacht der anderen Art, die am Mittwoch ein gerichtliches Nachspiel hatte.
  • Und dann hat er mich mit voller Wucht rausgeschmissen", sagte der 15-Jährige.
  • Sein Handy war futsch und der Inhalt seiner Geldbörse wurde am Ende des Spiels einem Aufpasser im Fan-Sektor überreicht.