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Plattentektonik als Voraussetzung für komplexes Leben im All

Mittlerweile ist klar, dass es in unserer Galaxie viele Planeten gibt, von denen ein bestimmter Prozentsatz auch Leben beherbergen könnte. Allerdings wurden bekanntlich noch keine Signale von anderen Zivilisationen auf der Erde registriert. Warum dem so ist, ist Gegenstand vieler Vermutungen. Im Rahmen der aktuell in Wien stattfindenden Tagung der European Geosciences Union (EGU) erklärte nun Taras Gerya von der ETH Zurich, was die Plattentektonik damit zu tun haben könnte.

Der Forscher vom Institut für Geophysik der Schweizer Uni arbeitet zusammen mit Robert Stern von der University of Texas in Dallas (USA) daran, die Zusammenhänge zwischen der Entwicklung des Lebens und der Plattentektonik zu verstehen, wie Gerya am Dienstag vor Journalisten erklärte. Die beiden interessieren sich hier auch für das "Paradoxon", dass man bisher keine Regung einer extraterrestrischen Zivilisation aufgefangen hat, obwohl das rein statistisch durchaus denkbar wäre. "Wir fragen uns, warum?", so der Wissenschafter.

Eine mögliche Erklärung: Die Entwicklung von intelligenten Zivilisationen kann nur auf Planeten mit Ozeanen, Kontinenten und Plattentektonik stattfinden. Wenn es tatsächlich all diese Voraussetzungen zusätzlich dazu braucht, dass sich ein erdähnlicher Planet in einem bestimmten Abstand zu einem Stern - in der "habitablen Zone" - befindet, schwindet die Wahrscheinlichkeit weiter, dass eine solche in einigermaßen näherer Umgebung unseres Sonnensystems existiert. Gerya bezifferte die Chance sogar in einer hypothetischen Gruppe von Planeten, auf denen es zumindest primitives Leben gibt, auf weniger als ein Prozent.

Für die Annahme, dass es eine kontinuierliche Verschiebung der Kontinentalplatten auf einem Planeten braucht, damit dort komplexes Leben entstehen kann, gebe es viele Argumente. So ist davon auszugehen, dass die Entwicklung von Leben nach unserem Verständnis vermutlich in der Regel nur sehr langsam voranschreitet. Die Chance auf komplexes Leben erhöht sich also durch Prozesse, die der Evolution auf die Sprünge helfen.

Die Plattentektonik sorgt für "sich kontinuierlich verändernde und für Spezies stimulierende Umwelten. Sie stimuliert also Biodiversität" - und das in einem langsamen Tempo, bei dem die Evolution quasi Schritt halten kann, so Gerya.

Für die Entwicklung intelligenten Lebens brauche es Ozeane und Landmassen, die lange Zeit nebeneinander existieren. Während erstere gute Milieus für die Entwicklung primitiverer Lebensformen seien, brauche es die Herausforderungen der eher lebensfeindlichen Umgebungen an Land, um entwicklungsgeschichtliche Innovationen voranzutreiben. Gibt es auf einem Planeten Plattenverschiebungen, reduziert das überdies extreme Vulkanausbrüche, die komplexes Leben auslöschen können, da an den Bruchstellen zwischen den Platten der innere Druck eines Himmelskörpers kontinuierlicher abgebaut werden kann.

Allerdings sei davon auszugehen, dass nur wenige Planeten solche Bedingungen über die notwendigen sehr langen Zeiträume bieten. Berechne man die kombinierten Wahrscheinlichkeiten, erhalte man eine sehr kleine Zahl, erklärte der Forscher.

Um nun von einem dieser wenigen Himmelskörper Signale auf der Erde aufzuzeichnen, müsste eine Zivilisation noch dazu in zeitlicher Nähe zur Menschheit die Technologie der Radiotelekommunikation entwickeln. Dass sich diese Zeitfenster überlappen, sei nochmals eher unwahrscheinlich. "Aus dieser Perspektive sind wir dazu verdammt alleine zu sein", sagte Gerya.

(S E R V I C E - https://doi.org/10.5194/egusphere-egu23-4382; https://www.egu23.eu)

ribbon Zusammenfassung
  • Mittlerweile ist klar, dass es in unserer Galaxie viele Planeten gibt, von denen ein bestimmter Prozentsatz auch Leben beherbergen könnte.
  • Allerdings wurden bekanntlich noch keine Signale von anderen Zivilisationen auf der Erde registriert.
  • Für die Entwicklung intelligenten Lebens brauche es Ozeane und Landmassen, die lange Zeit nebeneinander existieren.
  • "Aus dieser Perspektive sind wir dazu verdammt alleine zu sein", sagte Gerya.