Obdachlosen-Morde: Prozess wegen Angriff auf Mutter
Aus Wut habe der 17-Jährige im Sommer drei obdachlose Menschen in Wien mit einem Messer attackiert, zwei von ihnen erlagen ihren Verletzungen. Rund um diese Taten laufen die Ermittlungen noch, am Mittwoch musste sich der Jugendliche aber wegen einer brutalen Attacke auf seine Mutter vor Gericht verantworten.
Er soll sie am 18. September mit Faustschlägen und Tritten, als sie bereits am Boden lag, angegriffen haben. Seine Mutter habe eine Schädelprellung, mehrere Rippenbrüche und Hämatome und Abschürfungen am ganzen Körper erlitten.
"Es ist ihm geradezu darauf angekommen, sie schwer zu verletzen", sagte die Staatsanwältin, die von einem "Gewaltexzess" sprach. Die Tötungsdelikte seien zwar noch nicht verfahrensgegenständlich, "aber es passt ins Bild".
Angeklagter gähnte mehrmals
Mehrere Justizwachebeamte brachten den Burschen, der Badeschlapfen, eine Jogginghose, einen blauen Hoodie und darunter ein weißes Shirt trug, zur heutigen Verhandlung, in der er auf Empfehlung seines Verteidigers Manfred Arbacher-Stöger keine Angaben zur wider ihn erhobenen Anklage - diese lautete auf absichtliche schwere Körperverletzung - machte.
Dafür wollte der 17-Jährige das Eingangsstatement der Staatsanwältin unterbrechen, woran ihn diese recht resolut ("Ich rede jetzt, Sie sind ruhig!") hinderte.
Während des weiteren Verlaufs der Verhandlung verhielt sich der Angeklagte dann insofern auffällig, als er mehrfach gähnte, die Beine von sich streckte und sich bemerkenswert desinteressiert zeigte. Die Frage der Richterin, ob er "beeinträchtigt" sei, verneinte er, er habe "vor einigen Tagen" Benzodiazepine genommen.
Mutter sagte nicht aus
Nachdem die Mutter des Burschen, die als Opfer und Zeugin geladen war, sich ihrer Aussage entschlagen hatte, weil sie ihren Sohn nicht belasten wollte, beantragte Verteidiger Arbacher-Stöger die Einholung eines psychiatrischen Gutachtens.
Der 17-Jährige sei in Folge "starker Drogendelinquenz" - laut Arbacher-Stöger soll dieser vor seiner Inhaftierung im Übermaß Ecstasy, Kokain und Ketamin konsumiert haben - im Tatzeitpunkt vermutlich nicht zurechnungsfähig gewesen sein.
Psychiatrisches Gutachten gefordert
Die Staatsanwältin schloss sich diesem Antrag an und präzisierte ihn dahin gehend, dass ein fachärztliches Gutachten einer ausgewiesenen Kinder- und Jugendpsychiaterin geboten sei. Die Richterin leistete dem Folge, zur Beischaffung der Expertise wurde auf unbestimmte Zeit vertagt.
Ob der 17-Jährige bis dahin in Haft bleibt, wird vermutlich am Donnerstag entschieden. Wie der Sprecher des Landesgerichts, Christoph Zonsics-Kral, auf APA-Anfrage erklärte, ist im Zusammenhang mit dem anhängigen Doppelmord-Verfahren mit einem Beschluss über die von der Staatsanwaltschaft beantragte Verhängung der U-Haft heute nicht mehr zu rechnen.
Zusammenfassung
- Am Montag stellte sich ein 17-Jähriger den Behörden, er sei für die Morde an zwei Obdachlosen im Sommer verantwortlich.
- Am Mittwoch stand er bereits vor Gericht, allerdings wegen einer brutalen Attacke auf seine Mutter.
- Er soll sie Mitte September mit Faustschlägen und Tritten, als sie bereits am Boden lag, angegriffen haben.
- Der 17-Jährige sei in Folge "starker Drogendelinquenz" - laut Arbacher-Stöger soll dieser vor seiner Inhaftierung im Übermaß Ecstasy, Kokain und Ketamin konsumiert haben - im Tatzeitpunkt vermutlich nicht zurechnungsfähig gewesen sein.