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"Juristische Tricks" bei Abschuss-Freigabe für Wolf

So "naiv" wie der Glauben an den "bösen Wolf" seien die Verordnungen zum Abschuss von Wölfen der Bundesländer, findet die Präsidentin des Wiener Tierschutzvereins.

Die seit Wochenbeginn geltende neue Wolfsverordnung in Niederösterreich stößt auf Kritik. Handeln gegen "Problemtiere" ist nun rascher und teilweise ohne behördliche Anordnung möglich. "Die Verfahren zum Abschuss von Wölfen ohne Beteiligung von Umwelt- und Tierschutzorganisationen sind rechtswidrig, denn die Aarhus-Konvention stellt dieses Mitspracherecht sicher", sagte Madeleine Petrovic, Präsidentin des Wiener Tierschutzvereins (Tierschutz Austria), in einer Aussendung.

Der Wiener Tierschutzverein und andere Organisation zum Schutz von Natur und Lebensräumen hätten laut Petrovic Parteistellung in allen Verfahren, in denen konkret, also mit Bescheid, Eingriffe verfügt werden. Die österreichischen Bundesländer haben sich aber einen "juristischen Trick einfallen lassen, um die Mitsprache der Umwelt- Vereine auszuhebeln: Sie erlassen allgemeine Verordnungen statt konkreter Bescheide. Das wird sich rächen, weil zu glauben, dass die derartigen Machenschaften von den europäische Gremien und den Verfassungsschützern in Österreich bestand haben, ist genau so naiv wie der Glaube an die Märchen vom Bösen Wolf", meinte die Präsidentin des Wiener Tierschutzvereins am Montag.

Lucas Ende, Projektleiter des Naturschutzbunds, spricht im PULS 24 Interview mit Anchor Jakob Wirl über die neuen Regelungen zum Wolf. Die österreichischen Verordnungen würden nicht viel bringen und die Tiere auf den Weiden müssten geschützt werden. Da müsste die Politik eingreifen.

Teil des Ökosystems

Wölfe, wie Raubtiere überhaupt, seien auch notwendig, um das ökologische Gleichgewicht und die gesunde Entwicklung der Population der Beutetiere sicher zu stellen, betonte die Organisation mit Sitz in Vösendorf (Bezirk Mödling). "Der Glaube, dass der Mensch die Natur besser steuern kann als sie sich selbst, ist gefährlich. Raubtiere und Beutetiere haben seit Jahrmillionen in Lebenskreisläufen miteinander gelebt, bis der Mensch begann, ihre Lebensräume zu zerstückeln und sie mit Schauermärchen zu trennen", sagte Petrovic. Zudem würden Wölfe oft zu Problemen, "weil sie gejagt und vom Rudel getrennt werden".

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