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"Nein Bro": Jugendliche Molotow-Cocktail-Bande ausgeforscht

Die Polizei forschte eine Bande jugendlicher Wiener aus: Sie wollten Schutzgeld von einem Handyshop-Besitzer erpressen. Dieser lehnte das Angebot mit einem knappen "Nein Bro" ab - daraufhin wurde ihm eine blaue Kiste vor die Tür gestellt.

Die lose Bande von Jugendlichen, die im September drei Brandanschläge auf einen Handyshop begangen haben soll, ist größer als bisher bekannt. Die Polizei verdächtigt sieben junge Männer im Alter von 14 bis 18 Jahren, in die Taten involviert gewesen zu sein, um vom Besitzer Schutzgeld zu erpressen.

Auffällig war vor allem das sehr junge Alter und die gleichzeitige sehr hohe kriminelle Energie, wie der Leiter des Landeskriminalamts Wien, Gerhard Winkler, am Dienstag sagte.

Handyshop mit Molotow-Cocktails attackiert

Die erste Tat setzte die Bande demnach am 8. September, indem sie einen Molotow-Cocktail auf die Außenseite des Handyshops in Wien-Meidling warf. Am 12. September kamen vier mit Sturmhauben maskierte und mit Messern bewaffnete Täter in das Geschäft, die das Schaufenster zerschlugen und zwei iPhones stahlen.

Damit war es aber nicht genug: Zwei Tage später wurde ein Shop-Fenster mit illegalen Böllern aufgesprengt.

"Brat ..." contra "Nein Bro"

Am Tag nach dem Anschlag bekam der Besitzer dann Besuch von zwei jungen Männern, die ihm anboten, sein Geschäft gegen ein noch unbekanntes Entgelt beschützen zu wollen.

Diese Forderung unterstrichen sie auch mit der Whatsapp-Nachricht: "Brat, (...) es stehen vier gute Männer zur Verfügung, die deinen Geschäft 24h bewachen könnten (...) es würde sich für dich auszahlen." Dies lehnte der Eigentümer aber trocken ab: "Nein Bro", so seine Antwort.

Erneuter Cocktail-Wurf

Die Ablehnung dürften die Verdächtigen nicht akzeptiert haben. Am 19. September sollen die jungen Männer am helllichten Tag einen Molotow-Cocktail durch die Türe des Geschäfts geworfen haben. Die meterhohe Stichflamme verfehlte dabei die Frau des Besitzers nur knapp. Der Mann konnte die Flammen mit einem Feuerlöscher löschen und hat dadurch Winkler zufolge Schlimmeres verhindert.

Die blaue Kiste

Als der Mann immer noch nicht zahlen wollte, setzten die Jugendlichen ihren letzten Schritt: Sie legten dem Besitzer eine blaue Kiste vor das Geschäft, die eine Aufforderung enthielt, 25.000 Euro zu zahlen. Unterstrichen wurde ihr Begehren mit einer dazugelegten Gewehr-Patrone. Der 14-jährige Überbringer wurde dabei allerdings von Zeugen beobachtet und festgenommen.

Auch durch das Überwachungsfoto einer Tankstelle, wo sie offenbar einen Molotow-Cocktail befüllten, kam die Polizei dann auf immer mehr Verdächtige. Insgesamt wurden Ende September sechs weitere Personen festgenommen, die teilweise noch bei ihren Eltern wohnhaft waren, aber auch in Krisenzentren betreut wurden.

Neben einem österreichischen Staatsbürger, einem Syrer und einem Türken handelt es sich bei den Verdächtigen durchwegs um Tschetschenen. Bei einer Hausdurchsuchung wurde auch ein Pullover mit dem Logo der Terror-Organisation Al-Kaida gefunden, einen islamistischen Hintergrund gibt es aber Winkler zufolge nicht. Gestern war in einem Bericht der Tageszeitung "Heute" nur von vier Verdächtigen die Rede gewesen.

"Anfang ihrer kriminellen Kariere"

Auffällig war, dass die Jugendlichen bis auf kleinere Delikte unbescholten sind. Der Handyshop, den sie mehr oder weniger zufällig ausgesucht hatten, war auch ihr erster und bisher einziger bekannter Versuch, Schutzgeld zu erpressen. "Sie standen wohl am Anfang ihrer kriminellen Karriere", sagte Winkler. Kopf der Bande, deren Mitglieder sich vor allem in Parks kennenlernten, dürfte ein 18-jähriger Tschetschene gewesen sein, der die jüngeren - ohne Bezahlung - zu den Taten anstiftete.

Gegen die Verdächtigen wird wegen Sachbeschädigung, schweren Raubes im Zuge einer kriminellen Vereinigung sowie schwerer Erpressung und versuchter absichtlicher schwerer Körperverletzung ermittelt. Zwei der jungen Männer wurden auch aufgrund ihres jungen Alters inzwischen enthaftet. Sie gehen wieder in die Schule.

ribbon Zusammenfassung
  • Die lose Bande von Jugendlichen, die im September drei Brandanschläge auf einen Handyshop begangen haben soll, ist größer als bisher bekannt.
  • Die Polizei verdächtigt sieben junge Männer im Alter von 14 bis 18 Jahren, in die Taten involviert gewesen zu sein, um vom Besitzer Schutzgeld zu erpressen.
  • Am 19. September sollen die jungen Männer am helllichten Tag einen Molotow-Cocktail durch die Türe des Geschäfts geworfen haben.