Nach Lützerath-Räumung: Mehrere Klimaproteste in Deutschland
Klima-Aktivisten der Gruppe Extinction Rebellion klebten sich in Düsseldorf am NRW-Innenministerium fest. Sie forderten den Rücktritt des Innenministers. Eine Gruppierung der Letzten Generation brachte mit einer Blockade-Aktion den Kölner Frühverkehr massiv ins Stocken. Mehrere Personen wurden in Polizeigewahrsam genommen.
Aktivisten beklagen Polizeigewalt
Etwa ein Dutzend Menschen, darunter eine Mutter mit Kind, waren an der Aktion in Düsseldorf beteiligt, wie Sprecher von Polizei und Innenministerium sagten. Sie protestierten gegen die Räumung der Siedlung Lützerath für den Braunkohle-Abbau und forderten den Rücktritt von NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) wegen des dortigen Polizeieinsatzes. Die Aktivisten beklagten außerdem Polizeigewalt und Kriminalisierung im Zuge der Räumung vergangene Woche.
Thunberg mischt sich unter Demonstranten
Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg hielt sich indes noch in der Region auf. Am Dienstag lief sie überraschend bei einer Klimaschutz-Demonstration mit, die im Ort Keyenberg in der Nähe von Lützerath begonnen hatte, wie ein dpa-Fotograf berichtete. Mit einer dicken Haube auf dem Kopf habe sie sich unter die Demonstranten gemischt. Ein Thunberg-Sprecher erklärte auf Anfrage, dass die Klimaaktivistin noch "an verschiedenen Aktivitäten" teilnehmen werde. Thunberg war in den vergangenen Tagen immer wieder in und um Lützerath aufgetaucht. Unter anderem nahm sie an einer Kundgebung am Samstag teil.
Bei der Blockadeaktion in Köln klebten sich Klimaaktivisten auf einer Straße fest und hielten ein Banner hoch, das auf die Gruppierung Letzte Generation hinwies. Bei der Protestaktion waren auch gelbe Kreuze zu sehen - die Protest-Symbole gegen den Abriss von Lützerath.
Sechs Personen festgenommen
Sechs Personen wurden nach Ende der Aktion von der Polizei in Gewahrsam genommen. Drei festgeklebte Personen seien von der Straße "befreit", drei seien weggetragen worden, sagte eine Polizeisprecherin nach Ende der Aktion. Ermittelt werde unter anderem wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr. Der Staatsschutz habe sich eingeschaltet. Die Gruppierung Letzte Generation twitterte ein Foto aus Köln und erklärte: "Die Kohle unter #Lützerath muss im Boden bleiben!"
Im Braunkohletagebau Inden wurde zudem ein Schaufelradbagger besetzt, der daraufhin die Arbeit einstellen musste. Die Polizei Aachen sprach von etwa 20 beteiligten Aktivisten, ein Sprecher des Energiekonzerns RWE von 30 bis 40 Personen.
In der Nähe von Rommerskirchen besetzte nach Polizei- und RWE-Angaben eine Gruppe von etwa 50 Aktivisten Werksbahnschienen zum Kraftwerk Neurath. Nachdem die sich geweigert hätten, die Gleise zu verlassen, seien die Protestierenden weggetragen worden, berichtete ein Sprecher der Polizei Aachen. Der "Aktionsticker Lützerath" vermeldete etwa 130 Blockierer an der Kohlebahn am Kraftwerk Neurath. Gewalttätige Auseinandersetzungen wurden zunächst an keinem Protestort bekannt.
Die Einsatzkräfte der Polizei richteten sich auf mehrere spontane, dezentrale Aktionen ein. Das Aktionsbündnis "Lützerath Unräumbar", zu dem auch Gruppen von Fridays For Future und Letzte Generation gehören, hatte für Dienstag zu einem gemeinsamen Aktionstag aufgerufen.
Zusammenfassung
- Nach der Räumung der Siedlung Lützerath in Nordrhein-Westfalen hat es am Dienstag mehrere Protestaktionen im deutschen Bundesland gegeben.
- Klima-Aktivisten der Gruppe Extinction Rebellion klebten sich in Düsseldorf am NRW-Innenministerium fest. Sie forderten den Rücktritt des Innenministers.
- Eine Gruppierung der Letzten Generation brachte mit einer Blockade-Aktion den Kölner Frühverkehr massiv ins Stocken.
- Mehrere Personen wurden in Polizeigewahrsam genommen.