SFUSigmund Freud Privatuniversität Wien

Nach Interview: Sigmund-Freud-Privatuni feuert Experten

Gesundheitsökonom Ernest Pichlbauer wurde entlassen, nachdem er in einem Interview bestritten hat, dass es einen Ärztemangel gebe. Die Privatuni bestreitet einen Zusammenhang.

Pichlbauer ist ein gefragter Experte und lehrt seit sieben Jahren Gesundheitsökonomie und -politik an der Wiener Sigmund Freud Privatuniversität (SFU). Die SFU sorgte erst kürzlich für Schlagzeilen, weil sie wegen Qualitätsmängeln die Akkreditierung ihres Medizin-Masterstudiums verloren hat.

Nun erhielt Pichlbauer ein Kündigungsschreiben. Gegenüber dem "Kurier" sagte er, der Rauswurf sei völlig überraschend gekommen. Vorangegangen war ein Interview, bei dem er bestritt, dass es in Österreich einen Ärztemangel gebe. "Wir haben die meisten Ärzte, aber wir erzeugen zu wenig Gesundheit", kritisierte er. Österreich habe "die meisten Spitalspatienten in Europa, wir haben die höchste Arzt-Inanspruchnahme in Europa und wir haben extrem viel Pflegebedarf."

Der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) sagte am Tag vor dem Pichlbauer-Interview mit Ö1, dass es an den österreichischen MedUnis mindestens 1.500 neue Studienplätze brauche, um einen gravierenden Ärztemangel zu verhindern. 

Öffentliche Distanzierung von Pichlbauer

Nach dem Interview reagierte die SFU bereits auffallend öffentlich auf die Aussagen ihres Mitarbeiters. "Die SFU distanziert sich klar von Dr. Pichlbauers Standpunkt und betont stattdessen ihre engagierte und enge Zusammenarbeit mit dem Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker", hieß es in einer Aussendung. 

Pichlbauer selbst teilte das Kündigungsschreiben auf Twitter und stellt die Möglichkeit eines Zusammenhangs der Kündigung mit seinem Interview in den Raum. 

Die SFU selbst bestreitet, ihren Mitarbeiter wegen des Interviews gekündigt zu haben. "Im Zuge der Reformen des Masterstudienlehrgangs an der SFU haben wir uns nicht nur von Dr. Pichlbauer, sondern auch von anderen Mitarbeitern getrennt. Die näheren Gründe für die Kündigung nennen wir im Interesse der Betroffenen grundsätzlich nicht", hieß es gegenüber dem "Kurier". 

ribbon Zusammenfassung
  • Gesundheitsökonom Ernest Pichlbauer wurde entlassen, nachdem er in einem Interview bestritten hat, dass es einen Ärztemangel gebe.
  • Gegenüber dem "Kurier" sagte er, der Rauswurf sei völlig überraschend gekommen. Vorangegangen war ein Interview, bei dem er bestritt, dass es in Österreich einen Ärztemangel gebe. 
  • Nach dem Interview reagierte die SFU bereits auffallend öffentlich auf die Aussagen ihres Mitarbeiters. "Die SFU distanziert sich klar von Dr. Pichlbauers Standpunkt", hieß es in einer Aussendung.
  • Die SFU selbst bestreitet, ihren Mitarbeiter wegen des Interviews gekündigt zu haben.