Nach 20 Jahren: Eröffnung der Fürstenfelder Schnellstraße
Sie verbindet nun die Südautobahn (A2) ab Riegersdorf mit Dobersdorf im Burgenland und führt rund 14,8 Kilometer unter anderem vorbei an Großwilfersdorf, Altenmarkt und Fürstenfeld. Die Siedlungsgebiete dieser Gemeinden werden nun vom Verkehr entlastet.
Baustart war für 2007 geplant
Der steirische Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) sowie der burgenländische Verkehrslandesrat Heinrich Dorner (SPÖ) haben die Eröffnung der Schnellstraße von ihren Vorgängern geerbt, wobei im Fall von Drexler sogar bereits drei andere Landeshauptleute in der Grünen Mark mit der Planung beschäftigt waren (Klasnic, Voves und Schützenhöfer, Anm.).
Ein ursprünglicher Baustart war einst für 2007 geplant, es kam zu Verzögerungen und dann zu einem ersten Spatenstich 2015. Doch es folgten Einsprüche bei der Umweltverträglichkeitsprüfung und beim Wasserrecht. Das Anrücken der Bagger verzögerte sich erneut. 2017 erfolgte ein zweiter Spatenstich - "Jetzt aber wirklich", hieß es damals seitens der Asfinag.
Drexler sagte am Freitag beim Festakt: "Wenn man die tausenden Besucher hier sieht, zeigt es, dass diese Region und die Steiermark hinter der S7 stehen." Asfinag-Vorstand Hartwig Hufnagl unterstrich: "Mit dieser Schnellstraße ist uns ein grandioses Projekt gelungen: Es deckt die Interessen der Bevölkerung ab, entlastet die Gemeinden vom Durchzugsverkehr und bringt alles mit der Natur in Einklang. Wir haben 70 Hektar versiegelte Fläche, die 480 Hektar Ausgleichsfläche gegenüberstehen."
"Feiertag für Verkehr und Region"
Der steirische Verkehrslandesrat Anton Lang (SPÖ) sprach von einem "kleinen Feiertag für den Verkehr und die Region". Dorner indessen dankte allen Projektverantwortlichen und meinte: "Wir erwarten sehnsüchtig die Fortführung im Osten." Fürstenfelds Bürgermeister Franz Jost (ÖVP): "Das ist ein Freudentag für die Region und die Stadt Fürstenfeld. Ich bin stolz auf Bund, Land und Gemeinde so ein Projekt in diesen Zeiten umzusetzen. Wir hoffen damit neue Gäste in die Thermenregion zu bringen und dass sich neue Industrie ansiedelt." Der Transitverkehr in der Stadt soll sich nun auf ein Minium reduzieren.
Asfinag-Geschäftsführer Alexander Walcher war von Anfang an bei der S7 dabei: "Wir haben vor 21 begonnen dieses Projekt zu planen, weil wir eine Lösung für Region wollten. Ich war damals jung und hatte noch wallendes Jahr. Mein 'Kind' ist jetzt mit 21 Jahren großjährig geworden. Jetzt wünsche ich gute Fahrt." Sein Geschäftsführer-Kollege Andreas Fromm meinte: "Es ist ein ganz besonderer Tag für mich heute. Ich bin ergriffen und glücklich, dass wir in diesem Tunnel stehen und das Projekt fertig ist. Es war herausfordernd, 15 Kilometer Autobahn in einem sensiblen Naturschutzbereich zu bauen."
Ziel war es von Beginn an, die Bewohner der Ortschaften zwischen der A2 und dem burgenländisch-ungarischen Grenzübergang Heiligenkreuz vom Verkehrslärm zu entlasten. Allein für Großwilfersdorf bedeute die Verlagerung des Verkehrs auf die Schnellstraße eine Reduktion von rund 22.000 auf laut Prognose künftig nur noch etwa 6.000 Fahrzeuge pro Tag, so die Asfinag.
Knapp 2.000 Gäste
Gefeiert wurde am Freitag in der Unterflurtrasse Speltenbach nahe Fürstenfeld, die für die knapp 2.000 Gäste der Feier zur Hälfte mit Bier- und Stehtischen gefüllt war. Scharenweise pilgerten Anrainer zur Eröffnung und nutzten so auch die wohl einmalige Chance gefahrlos ein Stück über die S7 zu spazieren oder mit dem Rad zu befahren, ehe am Samstag um 14.00 Uhr die Strecke tatsächlich für den Verkehr frei sein wird.
Insgesamt ist die S7 rund 29 Kilometer lang. Die 2017 angedachte Verkehrsfreigabe des Westteils im Jahr 2023 hielt nicht ganz, doch nun ist es so weit: Der erste knapp 15 Kilometer lange Abschnitt beginnt beim Knoten Riegersdorf nördlich von Ilz in der Oststeiermark und beinhaltet auch zwei Tunnel: die einen Kilometer lange Unterflurtrasse Speltenbach sowie das Herzstück des ersten Abschnittes, den fast drei Kilometer langen Tunnel Rudersdorf. Er wurde auf etwa 1,1 Kilometer Länge in offener Bauweise errichtet. Das heißt, zuerst erfolgte der Erdaushub, danach wurden die Tunnelröhren gebaut. Etwa 1,9 Kilometer des Tunnels wurden in klassischer bergmännischer Bauweise mittels Baggervortrieb gegraben.
Verkehr: CO₂-Emissionen gesunken
Der Tunnel Rudersdorf ist übrigens der erste Straßentunnel des Burgenlands und hat elf Fluchtwege, zwei davon mit Einsatzfahrzeugen befahrbar. Der Tunnelausbruch umfasste rund 400.000 Kubikmeter. Der Material-Abtrag bei der offener Bauweise und der Wanne Ost betrug rund eine Million Kubikmeter. Insgesamt wurden etwa 235.000 Kubikmeter Beton und 12.900 Tonnen Stahl verarbeitet. Die Gesamtinvestition für die S7 beträgt rund 900 Millionen Euro, etwa zwei Drittel davon entfallen auf den Abschnitt West.
Der Abschnitt Ost ist etwa 13,5 Kilometer lang und beginnt nach dem Tunnel Rudersdorf. Er verläuft nördlich von Dobersdorf und Königsdorf sowie weiter bei Eltendorf und Poppendorf bis zur ungarischen Staatsgrenze. Bei Königsdorf wird zudem eine etwa 700 Meter lange Unterflurtrasse errichtet. Der Baustart für den Abschnitt Ost erfolgte im August 2020, die Fertigstellung ist Mitte 2025 geplant.
Die Fürstenfelder Schnellstraße sei im Hinblick auf die Umweltmaßnahmen ein Vorzeigeprojekt, so die Asfinag. Für alle Ausgleichsmaßnahmen zusammengerechnet investiere man fast 200 Millionen Euro. In Summe werden in der Steiermark und im Burgenland entlang der Trasse 480 Hektar Fläche Wald, Wiese und Gewässer verbessert, gesichert oder auch ganz neu angelegt. Für spezielle gefährdete Tier- und Pflanzenarten würden dadurch die Lebensräume für Jahrzehnte erhalten oder auch neu geschaffen.
Zusammenfassung
- Nach rund zwei Jahrzehnten an Planungen, Protesten, Verzögerungen und letztlich Bau ist am Freitag die Verkehrsfreigabe für den Westabschnitt der Fürstenfelder Schnellstraße (S7) gefeiert worden.
- Sie verbindet nun die Südautobahn (A2) ab Riegersdorf mit Dobersdorf im Burgenland und führt rund 14,8 Kilometer unter anderem vorbei an Großwilfersdorf, Altenmarkt und Fürstenfeld.
- Die Siedlungsgebiete dieser Gemeinden werden nun vom Verkehr entlastet.