Möglicherweise mehr Bergstürze durch Klimawandel
"Aus der gesichteten Literatur geht auch hervor, dass die Quantifizierung der Auswirkungen des Klimawandels auf solche Massenbewegungen schwierig bleibt", heißt es in der Studie, die im Fachjournal "Earth-Science Reviews" veröffentlicht wurde. Das liege unter anderem an dem komplexen Natursystem mit vielen Einflüssen und an mangelnden Daten.
Dass Geröll und Gestein plötzlich abbreche und kleinere Brocken einen Hang oder eine Felswand hinabstürzen, hätte in hochalpinen Regionen zugenommen, heißt es in dem Fachartikel. Einer der Gründe: Gletscher gehen zurück, der Permafrost, der gefrorene Grund, taut auf. Feuchtigkeit im Boden kann Steine und Felsbrocken lösen. Eindeutige Aussagen zur steigenden Häufigkeit fehlen zwar noch, aber: "Auch wenn eine klare Aussage noch nicht möglich ist, deutet vieles darauf hin, dass Bergstürze heute häufiger vorkommen", sagte Samuel Weber vom Institut für Schnee und Lawinenforschung (SLF) in Davos.
Ein Murenabgang entsteht, wenn durch starken Regen Geröll, Schutt und Erdreich an einem steilen Hang abrutschen. Dass es mehr Murgänge gibt als früher, legt nur die Hälfte der Studien nahe, wie es hieß. Es gebe aber Hinweise, dass mehr Murgänge oberhalb der Baumgrenze und in Gebieten, die vorher nicht betroffen waren, passieren.
Die Studien zeigen, dass Lawinen mehr Nass- als Pulverschnee haben. Mangels Schnee gibt es in niedrigen Lagen weniger, in höheren Lagen hingegen etwas mehr Lawinen. Der Klimawandel ist in den Alpen klar zu spüren: Die Lufttemperatur ist von 1968 bis 2017 jedes Jahrzehnt um 0,3 bis 0,4 Grad gestiegen, wie die Autorinnen und Autoren aus Analysen zitieren. Die Schneemenge sei um bis zu 15 Prozent gesunken, die Schweizer Gletscher hätten seit den 80er-Jahren bis 2016 rund 43 Prozent ihres Eisvolumens verloren, in den Jahren 2022 und 2023 noch einmal zehn Prozent.
Zusammenfassung
- Eine Untersuchung von 335 Studien zeigt, dass Steinschläge in alpinen Hochlagen zugenommen haben, während die Auswirkungen des Klimawandels auf Massenbewegungen schwer zu quantifizieren bleiben.
- Die Lufttemperatur in den Alpen ist seit 1968 jedes Jahrzehnt um 0,3 bis 0,4 Grad gestiegen, was zu einem Rückgang der Schneemenge um bis zu 15 Prozent und einem Verlust von 43 Prozent des Gletschervolumens seit den 80er-Jahren führte.
- In den Jahren 2022 und 2023 verloren die Schweizer Gletscher zusätzlich zehn Prozent ihres Eisvolumens, was die Zunahme von Nassschneelawinen und Murgängen oberhalb der Baumgrenze begünstigt.