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Marokko: Etwa 100.000 Kinder von Katastrophe betroffen

Sechs Tage nach dem schweren Erdbeben in Marokko mit fast 3.000 Toten haben sich die Rettungskräfte am Donnerstag weiter in entlegene Bergdörfer vorgearbeitet, die seit der Katastrophe von der Außenwelt abgeschnitten waren.

Trotz der verheerenden Auswirkungen des Bebens nimmt Marokko weiter wenig internationale Hilfsangebote an. Offiziell hat Marokko bisher kein Hilfeersuchen gestellt, aber mittlerweile eine Hilfsprogramm mit Soforthilfen für betroffene Haushalte angekündigt.

Internationale Hilfe wenig in Anspruch genommen

Das Büro des Königs teilte am Donnerstag nach einer Sitzung unter Vorsitz von Mohammed VI. mit, dass die Bewohner von rund 50.000 ganz oder teilweise zerstörten Gebäuden unterstützt werden. Sie sollen in provisorischen Unterkünften untergebracht werden, die vor Kälte und schlechtem Wetter schützen, oder in Aufnahmezentren, die "mit allen notwendigen Annehmlichkeiten ausgestattet sind". Die marokkanischen Behörden wiesen Soforthilfen von 30.000 Dirhams (rund 2.750 Euro) für von der Erdbebenkatastrophe betroffene Haushalte an.

Internationale Hilfe wurde nur wenig in Anspruch genommen. Bisher wurden nur Rettungsteams weniger Länder, unter anderem aus Spanien und Großbritannien, ins Land gelassen. Das verheerende Erdbeben hatte Marokko in der vergangenen Woche am späten Freitagabend erschüttert. Das Epizentrum lag rund 70 Kilometer südwestlich von Marrakesch in der Provinz Al-Haouz. Viele Dörfer in den umliegenden Bergen wurden dem Erdboden gleichgemacht.

2.956 Tote, über 5.600 Verletzte

Das genaue Ausmaß der Katastrophe war auch am Donnerstag noch nicht absehbar. Laut einer am Vorabend veröffentlichten Bilanz wurden durch das Beben 2.946 Menschen getötet und mehr als 5.600 verletzt. Es wurde befürchtet, dass beim Vorrücken der Helfer in entlegene Bergdörfer weitere Opfer gefunden werden.

Im Katastrophengebiet wurden inzwischen drei Hilfsdepots errichtet, von denen aus mit Hubschraubern und über teilweise beschädigte Straßen Nahrungsmittel und andere wichtige Dinge in die betroffenen Dörfer gebracht werden. Dort machte den ohnehin oft obdachlosen und notleidenden Menschen die bevorstehende Regensaison große Sorgen.

Etwa 100.000 Kinder betroffen

"Die Behörden sagen dazu nichts", klagte Afrah Fouzia im fast völlig zerstörten Dorf Tikht der Nachrichtenagentur AFP. "Bald fängt es an zu regnen und auch kälter zu werden." Dies werde vor allem für die vielen Kinder schwierig, die als besonders vulnerable Gruppe gilt. Etwa 100.000 Kinder sind von dem Beben betroffen, berichtete das SOS-Kinderdorf. Die Organisation ist seit über 40 Jahren im Land aktiv. Das SOS-Kinderdorf Ait Ourir leistet unbürokratisch Hilfe. Mit Geldspenden aus Österreich kann Kindern und Familien geholfen werden, die alles verloren haben.

Immer noch werden Tote aus den Trümmern geborgen, die Zerstörungen seien gewaltig, die Menschen in Panik. Viele Familien haben Angst vor Nachbeben und harren mit ihren Kindern im Freien aus. "Unsere Kolleginnen und Kollegen vor Ort helfen aktuell mit Erstversorgungsmaßnahmen wie die Verteilung von Nahrungsmitteln, Zelten, Hygiene-Artikeln, Medikamenten, Decken und Kleidung. Die psychosoziale Betreuung der Familien und Kinder, sowie Unterbringungen sind ein weiterer Fokus. Das Wohl der Kinder steht dabei für uns im Vordergrund. Jede finanzielle Unterstützung ist jetzt sehr wertvoll", sagte Christian Moser, Geschäftsführung SOS-Kinderdorf.

Spenden unter der Kontoverbindung: SOS-Kinderdorf, IBAN: AT46 1644 0001 4477 4477, BIC: BTVAAT22, Kennwort: Marokko

ribbon Zusammenfassung
  • Sechs Tage nach dem schweren Erdbeben in Marokko mit fast 3.000 Toten haben sich die Rettungskräfte am Donnerstag weiter in entlegene Bergdörfer vorgearbeitet, die seit der Katastrophe von der Außenwelt abgeschnitten waren.
  • Trotz der verheerenden Auswirkungen des Bebens nimmt Marokko weiter wenig internationale Hilfsangebote an.
  • Offiziell hat Marokko bisher kein Hilfeersuchen gestellt, aber mittlerweile eine Hilfsprogramm mit Soforthilfen für betroffene Haushalte angekündigt.
  • Etwa 100.000 Kinder sind von dem Beben betroffen, berichtete das SOS-Kinderdorf.