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Razzien gegen Rechtsextreme

Bis zum versuchten Mord: Homosexuelle erniedrigt und gequält

Heute, 09:19 · Lesedauer 3 min

Mehr als 400 Polizist:innen haben am Freitagmorgen Razzien in sieben Bundesländern durchgeführt. 15 Verdächtige wurden festgenommen. Sie sollen Homosexuelle ausgeforscht, sie schwerstens verletzt, erniedrigt und ausgeraubt haben. In einem Fall spricht die Polizei von versuchtem Mord. Die Verdächtigen dürften zur rechtsextremen Szene gehören.

In sämtlichen Bundesländern - außer Kärnten und Vorarlberg - wurden am frühen Freitagmorgen dutzende Razzien und Festnahmen durchgeführt. 400 Polizist:innen waren unter der Leitung des Landeskriminalamts Steiermark und der Staatsanwaltschaft Graz bei der Aktion "AGVenator" im Einsatz. 

Jagd auf Homosexuelle

Bei 23 Hausdurchsuchungen wurden 15 Verdächtige im Alter zwischen 14 und 26 Jahren festgenommen. Unter den 12 Männern und drei Frauen befanden sich 11 österreichische Staatsbürger, ein Kroate, ein Deutscher und ein Slowake. Die Gruppierung soll sich über Onlineplattformen vernetzt haben und Homosexuelle aufgespürt haben, um sie zu verletzten, zu quälen und sie zu erniedrigen. 

Begonnen hat alles mit gemeldeten Raubüberfällen im Süden des Bezirks Graz-Umgebung zwischen Mai und Juli 2024. Die Ermittler stellten fest, dass die Verdächtigen über Fake-Profile auf Online-Plattformen gezielt Homosexuelle zu Treffen lockten. Dort warteten dann mehrere maskierte Täter. 

Versuchter Mord

Die Opfer wurden schwerstens verletzt, erniedrigt und gequält, so die Polizei bei einer Pressekonferenz. In einem Fall spricht die Polizei von versuchtem Mord. Die Verdächtigen sollen sich der selbsternannten "Pädo-Hunter"-Szene zugehörig fühlen. Sie sollen aber gewusst haben, dass es sich bei ihren Opfern nicht um Pädophile handelt. "Kein einziges der Opfer ist pädophil", betonte die Polizei.

Rechtsextreme Szene

Viel mehr dürfte es sich bei den Verdächtigen um Rechtsextreme handeln. Bei den Razzien fand die Polizei auch NS-Devotionalien, Drogen und Waffen. Nach PULS 24 Information dürften Verdächtige aus dem Umfeld der rechtsextremen Gruppen "Division Wien", "Tanzbrigade Wien" und "Defend Austria" kommen. 

Von ihren mutmaßlichen Taten sollen die Verdächtigen Videos gemacht haben, die sie in ihren Gruppen teilten. Darauf musste ein Opfer etwa mit den Tätern tanzen

Der Einsatz ist laut Polizei noch nicht beendet - man rechnet auch mit einer Dunkelziffer an weiteren Opfern und Straftaten. Die mutmaßlichen Taten seien laut Polizei mit der Zeit immer brutaler geworden. "Solche Taten gehören rigoros abgestellt", so ein Brigadier bei der Pressekonferenz. Die Polizei bittet weitere Opfer des "Hate Crime" darum, sich unter der Nummer 059133/60-3333 bei den Behörden zu melden. 

Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) sprach davon, dass eine "brutale und menschenverachtende Tätergruppe wurde damit aus dem Verkehr gezogen" worden sei. "Die Ermittlungen werden mit Hochdruck weitergeführt, um auch mögliche weitere Täter schnellstmöglich aus dem Verkehr zu ziehen", betonte er.

Gegenüber der APA sagte die Staatsanwaltschaft Graz, dass vor rund zwei Wochen bereits ein Prozess gegen drei Beschuldigte, die mit dem gleichen Modus auf Homosexuelle losgegangen sind, im Grazer Straflandesgericht begonnen hat. Es wurde aber unter anderem wegen der laufenden Ermittlungen unter Ausschluss der Öffentlichkeit verhandelt. Der Prozess wurde vertagt.

Video: So ist die Situation für LGBTIQ+

Zusammenfassung
  • Mehr als 400 Polizist:innen haben am Freitagmorgen Razzien in sieben Bundesländern durchgeführt.
  • 15 Verdächtige wurden festgenommen.
  • Sie sollen Homosexuelle ausgeforscht, sie schwerstens verletzt, erniedrigt und ausgeraubt haben. In einem Fall spricht die Polizei von versuchtem Mord.
  • In einem Pressestatement gibt die Polizei nun weitere Details bekannt.
  • Unter den 12 Männern und drei Frauen befanden sich 11 österreichische Staatsbürger, ein Kroate, ein Deutscher und ein Slowake.