Lage nach Dammbruch im Ural "kritisch"
In der Region wurde offiziell der Ausnahmezustand verhängt. Der von Kremlchef Wladimir Putin in die Region beorderte Zivilschutzminister Alexander Kurenkow sprach am Sonntag von einer "kritischen Lage" in Orsk. Mehr als 4.000 Menschen seien in Sicherheit gebracht worden. Es seien elf Notunterkünfte für mehr als 8.000 Menschen eingerichtet worden.
In Orsk waren auch vier Todesfälle gemeldet worden, die laut Behörden aber nichts mit dem Hochwasser zu tun haben. Orsk liegt rund 1.700 Kilometer südöstlich von der Hauptstadt Moskau entfernt und nahe der Grenze zur zentralasiatischen Republik Kasachstan.
Nach einem ersten Dammbruch war es laut Behörden am Samstag zu einem zweiten Dammbruch gekommen. Der erste war am Freitagabend durch den Druck des Wassers aus dem Uralgebirge gebrochen, wo Eis und Schnee schmelzen. Durch die Fluten seien am Samstag Teile der Altstadt von Orsk überschwemmt worden.
Rettungskräfte berichteten, dass sich Menschen teils der Evakuierung widersetzten, weil sie auf eine Besserung der Lage hofften. Das sei aber vorerst nicht in Sicht, hieß es. Zudem wurde wegen Niederschlägen ein weiterer Anstieg des Hochwassers erwartet.
Auch in der Gebietshauptstadt Orenburg verschlechterte sich die Situation laut Bürgermeisteramt, weil der Wasserstand des Ural-Flusses dort binnen 24 Stunden um 28 Zentimeter angestiegen sei. Dort waren demnach rund 1.600 Grundstücke überschwemmt worden. Auch in anderen Flüssen der Region stiegen die Wasserstände.
Die Staatsanwaltschaft hat im Zuge der Überschwemmungen ein Strafverfahren wegen Fahrlässigkeit eingeleitet. Hintergrund könnte eine Überprüfung des Damms durch die technische Aufsichtsbehörde Rostechnadsor im Jahr 2020 sein. Dabei wurden 38 Mängel festgestellt und deren Behebung angeordnet. Es war unklar, ob dies geschehen ist. Der Bürgermeister von Orsk hatte erst in der vergangenen Woche bei einem Ortstermin gesagt, dass der Damm robust sei.
Unterdessen ist der Betrieb einer Ölraffinerie eingestellt worden. Das berichtete die Nachrichtenagentur RIA am Sonntag mit Verweis auf Angaben des Betreibers der Raffinerie in Orsk. Grund für das Herunterfahren der Ölverarbeitung sei es, Umweltgefahren angesichts der Überschwemmungen zu vermeiden. Die petrochemische Anlage unweit der Grenze zu Kasachstan hat eine Jahreskapazität von sechs Millionen Tonnen Öl. In Russland ist die Ölverarbeitung auch in anderen Raffinerien durch ukrainische Angriffe verringert worden.
Zusammenfassung
- Nach einem Dammbruch im Ural steht die Stadt Orsk mit 200.000 Einwohnern unter Wasser; Tausende mussten evakuiert werden.
- Die Ölraffinerie in Orsk, mit einer Kapazität von sechs Millionen Tonnen pro Jahr, stoppte den Betrieb, um Umweltschäden zu verhindern.
- Ein Strafverfahren wegen Fahrlässigkeit wurde eingeleitet; in der Region Orenburg wird mit steigenden Wasserpegeln gerechnet.