APA/APA/KEYSTONE/GIAN EHRENZELLER

Kurzer Besuchstag in evakuiertem Schweizer Dorf geplant

Die evakuierten Einwohnerinnen und Einwohner von Brienz im Schweizer Kanton Graubünden können möglicherweise bald für einige Stunden in das abgesperrte Dorf zurückkehren. Wie die Gemeinde Albula am Freitag mitteilte, plant der Gemeindeführungsstab einen Besuchstag. Das Dorf ist im November 2024 zum zweiten Mal evakuiert worden, weil es von einer rutschenden Schutthalde bedroht wird.

Bewohner haben nach Angaben der Gemeinde immer wieder den Wunsch geäußert, ihre Häuser und das Dorf besuchen zu wollen, teilte die Gemeinde in einem Bulletin mit. Die aktuelle Wetterlage lasse dies zwar nicht zu. Nach einer Wetterbesserung wäre ein stundenweiser Aufenthalt im Dorf aber möglich.

Allerdings müssen mehrere Voraussetzungen erfüllt sein. Das Wetter muss trocken sein, sodass sich in der rutschenden Masse nur noch wenig Wasser befindet, es darf keine Anzeichen für Felsstürze geben, und die Rutschgeschwindigkeit der gefährlichen Schutthalde darf über mehrere Tage nicht zunehmen. Unter diesen Bedingungen wäre nach Ansicht von Fachleuten ein "stundenweiser Aufenthalt im Dorf" möglich, teilte die Gemeinde mit. Nach einer Wetterbesserung, den nötigen Abklärungen und der Vorbereitung von Sicherheitsmaßnahmen werde der Gemeindeführungsstab umgehend informieren.

Zur aktuellen Gefahr schreibt die Gemeinde Albula, dass ein spontanes Abbrechen der das Dorf bedrohenden und 1,2 Millionen Kubikmeter großen Schutthalde "immer weniger wahrscheinlich" werde. Es sei aber nach wie vor möglich, dass sie nach großen Niederschlägen oder einem Felssturz abgehe und Brienz erreiche.

Jeweils rasche Beruhigung

In den rund elf Wochen seit der Evakuierung hat sich die Schuttmasse zehn bis 15 Meter Richtung Tal bewegt. Nach Niederschlägen oder Felsstürzen nehme die Geschwindigkeit jeweils rasch zu, doch danach beruhige sich die Situation rasch wieder, hieß es im Bulletin.

Auch wenn die Gefahr eines spontanen Abgangs der Schutthalde "merklich kleiner" geworden sei, könne Brienz nach wie vor nicht bewohnt werden. Niederschläge, Schneeschmelze oder Felsstürze könnten den Schuttstrom so stark beschleunigen, dass er sich mit Geschwindigkeiten von bis zu 200 Kilometern pro Stunde Richtung Dorf bewege und dieses stark beschädige.

ribbon Zusammenfassung
  • Die evakuierten Einwohner von Brienz im Schweizer Kanton Graubünden könnten bald für einige Stunden in ihr Dorf zurückkehren, sofern die Wetterbedingungen es zulassen.
  • Das Dorf wurde im November 2024 zum zweiten Mal evakuiert, da es von einer 1,2 Millionen Kubikmeter großen Schutthalde bedroht wird, die sich in den letzten elf Wochen zehn bis 15 Meter bewegt hat.
  • Der Gemeindeführungsstab plant einen Besuchstag, abhängig von trockener Wetterlage und stabilen Bedingungen, wobei die Schutthalde Geschwindigkeiten von bis zu 200 km/h erreichen kann.