ChatGPT rief 2.000 Menschen wegen Krebs-Vorsorge an
Erst vor wenigen Tagen fand in Chicago der jährlich weltweit bedeutendste Kongress der Krebsspezialisten (ASCO-Meeting) statt. Dort berichteten laut der deutschen Ärztezeitung Alyson Moadel vom Montefiore Einstein Comprehensive Cancer Center (New York) von neuen Bemühungen für eine größere Beteiligung an den "Darmspiegelungen". Damit sollen vor allem Vorstufen von Karzinomen oder Karzinome im möglichst frühen Stadium entdeckt bzw. entfernt werden.
Dabei kann offenbar Künstliche Intelligenz (KI) eine wichtige Rolle spielen. Es ging dabei um das Chat-GPT-System "MyEleanor". Der Sprachroboter wurde darauf trainiert, sich mit Menschen zu unterhalten, die ihre Vorsorge-Koloskopie nicht wahrgenommen hatten oder einen entsprechenden Termin ausfallen ließen, und zwar im New Yorker Stadtteil Bronx, einem sozialen Brennpunkt.
ChatGPT rief über 2.000 Menschen an
"MyEleanor" rief laut dem Bericht rund 2.400 Menschen an, die ihren Termin verpasst hatten. Danach erläuterte der Chatbot den Angerufenen, dass es um die Vorsorge-Darmspiegelung gehe. Immerhin 57 Prozent ließen sich auf das Gespräch ein, das sich zunächst darum drehte, warum der Angerufene den Termin hatte ausfallen lassen. Schließlich ließen sich 780 der Angerufenen von dem Sprachroboter überzeugen, einen neuen Termin zu vereinbaren.
Abgesehen von diesem Erfolg gibt es noch weitere sehr positive Aspekte. Der Roboter kann nämlich faktisch in allen gängigen Sprachen kommunizieren. So frage "MyEleanor" zunächst einmal nach der bevorzugten Sprache. In der Bronx ist Englisch für fast 60 Prozent der Einwohner nicht die Erstsprache. Das Kommunikationsangebot kann also sofort auf die speziellen Bedürfnisse der Kontaktierten reagieren.
Aus Sicht von Alyson Moadel war der Versuch ein enormer Erfolg, vor allem weil er mit überschaubarem Personalaufwand erreicht wurde. Denn nur für die Terminvereinbarung ganz am Ende wurde ein echter Mensch ans Telefon geholt, alles andere war automatisiert.
Wie wichtig die Vorsorge-Koloskopien sind, hat eine Studie des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ/Heidelberg) im Jahr 2021 gezeigt: Demnach konnte in Deutschland durch die Untersuchungen die Sterblichkeit durch Kolonkarzinome um rund 40 Prozent gesenkt werden. In Österreich erkranken pro Jahr rund 4.500 Menschen an Darmkrebs. Die Zahl der Todesopfer beträgt jährlich etwa 2.000.
Zusammenfassung
- Ein Sprachroboter namens 'MyEleanor' kontaktierte in der Bronx rund 2.400 Menschen, die ihre Vorsorgeuntersuchung verpasst hatten. 57 Prozent der Angerufenen ließen sich auf das Gespräch ein, und 780 neue Termine wurden vereinbart.
- Vorsorge-Koloskopien und FIT-Stuhltests ab 45 Jahren können die Sterblichkeit durch Darmkrebs erheblich reduzieren. Eine Studie des DKFZ zeigte, dass diese Untersuchungen die Sterblichkeit durch Kolonkarzinome in Deutschland um 40 Prozent senkten.
- In Österreich erkranken jährlich rund 4.500 Menschen an Darmkrebs, und etwa 2.000 sterben daran. Der Einsatz von KI wie 'MyEleanor' könnte helfen, diese Zahlen zu senken, indem mehr Menschen zur Vorsorge bewegt werden.