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Rechte Ausschreitungen nach Messerattacke in England

Am Montag wurden bei einer Messerattacke im britischen Southport drei kleine Mädchen getötet. Ein 17-Jähriger wurde festgenommen, seine mutmaßliche Herkunft rief Rechtsextreme auf den Plan. Am Dienstagabend kam es zu schweren Ausschreitungen, zahlreiche Polizisten wurden verletzt. Autos und Mülltonnen standen in Brand.

Nach dem tödlichen Messerangriff auf drei Kinder und antimuslimischen Ausschreitungen von Rechtsextremen steht die britische Küstenstadt Southport unter Schock.

Einige Straßen glichen am Morgen einem Trümmerfeld, nachdem Randalierer nahe einer Moschee mit Ziegelsteinen, Mülleimern und Straßenschildern auf Polizisten losgegangen waren. 

Die schweren Krawalle, die nach einer friedlichen Mahnwache Tausender Menschen für die Opfer ausbrachen, wurden nach Polizeiangaben von Gerüchten und Falschmeldungen über die Identität des mutmaßlichen Täters geschürt.

Der 17-Jährige soll am Montag drei Mädchen im Alter von sechs, sieben und neun Jahren erstochen und acht weitere Kinder sowie zwei Erwachsene teils schwer verletzt haben. Das Motiv ist noch unklar.

Rechtsextreme Randalierer

Im Internet kursierten Berichte, bei dem Tatverdächtigen handle es sich um einen muslimischen Asylbewerber mit arabisch klingendem Namen, der bereits vom britischen Geheimdienst beobachtet worden sei.

Kritiker warfen dem rechtspopulistischen Abgeordneten Nigel Farage, der einst den Brexit maßgeblich vorangetrieben hatte, vor, die Stimmung anzuheizen. Der Chef der Partei Reform UK hatte in einem bei X hochgeladenen Video spekuliert, dass die Behörden die "Wahrheit vor uns zurückhalten".

Die Polizei wies die Angaben, die auch von einem russischen Staatsmedium verbreitet wurden, deutlich zurück. Der 17-Jährige sei in Großbritannien geboren worden, betonte sie.

Die BBC berichtete, der Teenager sei Sohn ruandischer Eltern und lebe seit mehr als zehn Jahren in der Region Southport. Die Polizei geht von einem Einzeltäter aus. Es handle sich nicht um eine Terrortat.

Video: Schock nach Messerattacke

Plünderungen und Brände

Die Angreifer hätten nach einer Mahnwache für die Opfer der Messerattacke sowohl Beamte als auch die örtliche Moschee mit Ziegelsteinen beworfen und ein Geschäft geplündert, so die Polizei. Außerdem setzten sie den Angaben zufolge Autos und Mülltonnen in Brand.

Nach Angaben der Behörden waren die meisten Randalierer Mitglieder einer rechtsextremen Gruppe und eigens nach Southport gereist.

"Das waren Schlägertypen, die mit dem Zug gekommen sind, das waren keine Leute aus Southport", sagte der örtliche Parlamentsabgeordnete Patrick Hurley dem Sender BBC Radio 4. Sie hätten die Bluttat für ihre eigenen politischen Zwecke missbraucht und "dieselben Ersthelfer und dieselben Polizisten" angegriffen, die am Montag den Täter gestoppt hätten.

Britische Regierung reagierte

Die britische Regierung verurteilte die Ausschreitungen scharf. Randalierer würden die volle Härte des Gesetzes spüren, kündigten der neue Premierminister Keir Starmer und Innenministerin Yvette Cooper an.

"Diejenigen, die die Mahnwache für die Opfer mit Gewalt und Brutalität gekapert haben, haben die trauernde Gemeinschaft beleidigt", betonte der Regierungschef bei X. Starmer legte nahe dem Tatort Blumen niedergelegt.

Dabei wurde der Premierminister, der erst seit wenigen Wochen im Amt ist, von Schaulustigen belästigt, die ein schärferes Vorgehen gegen Migranten forderten.

Die bei den Ausschreitungen verletzten Einsatzkräfte erlitten laut Polizei unter anderem Knochenbrüche, Schnittwunden, vermutlich einen Nasenbruch und eine Gehirnerschütterung. Auch drei Polizeihunde wurden verletzt.

"Das ist keine Art, eine Gemeinschaft zu behandeln, schon gar nicht eine Gemeinschaft, die immer noch unter den Ereignissen vom Montag leidet", sagte der stellvertretende Chef der Merseyside Police, Alex Goss.

Die Polizei erhielt für 24 Stunden erweiterte Befugnisse zum Durchsuchen von Menschen in dem Stadtgebiet.

ribbon Zusammenfassung
  • Nach einem tödlichen Messerangriff auf mehrere Kinder in Southport kam es zu schweren Krawallen, bei denen 39 Polizisten verletzt wurden. 27 von ihnen mussten ins Krankenhaus.
  • Gerüchte und Falschmeldungen über den 17-jährigen Tatverdächtigen, der in Großbritannien geboren wurde, schürten die Gewalt.
  • Der Täter soll drei Mädchen getötet und acht weitere Kinder sowie zwei Erwachsene verletzt haben.
  • Die britische Regierung verurteilte die Ausschreitungen scharf und kündigte rechtliche Konsequenzen für die Randalierer an.