Klimaschutz braucht laut NGO "Arbeitsbündnis mit der Natur"
Aufbauend auf der Arbeit des Weltklimarats IPCC versucht der WWF dabei die "miteinander verflochtenen Notlagen" aufzuzeigen, die einerseits durch die Klimakrise und andererseits durch den "massiven Verlust an biologischer Vielfalt" wachsen würden. Die Menschheit müsse sich erst einmal mit der Natur verbünden, um diese beiden von ihr generierten Krisen auch bewältigen zu können. Dann gelänge sowohl die Verlangsamung der globalen Erhitzung wie auch die Anpassung an die Folgen.
Die sogenannte Synthese-Version zum IPCC-Sachstandsbericht soll zwar erst nächste Woche am 20. März vorgestellt werden, aber "eine Aussage lässt sich schon jetzt vorwegnehmen: Wir brauchen zum Schutz unseres Klimas ein Arbeitsbündnis mit der Natur", sagte Thomas Zehetner, Klimasprecher des WWF Österreich, bei der Online-Pressekonferenz, die gemeinsam mit dem WWF Deutschland erfolgte; anders wären die Ziele des Pariser Klimaabkommens nicht mehr zu erreichen.
Auch acht Jahre nach dem Zustandekommen des Klimavertrags seien die Bemühungen bei der CO2-Reduzierung bis dato noch ohne große Erfolge geblieben: "Wir sehen im Prinzip noch nicht den Knick, den wir brauchen, um von diesem Emission-Sockel runterzukommen", erläuterte die Klima-Chefin des WWF Deutschland, Viviane Raddatz, anhand einer aktuellen Grafik. Auch die fossilen Energien blieben dominierend, denn "fast zwei Drittel dieser Emissionen wurden durch die Verbrennung fossiler Brennstoffe verursacht, also Kohle, Öl und Gas und Industrieprozesse - und diese zwei Drittel sind eben aus tatsächlichen menschlichen, zivilisatorischen Aktivitäten entstanden".
Welchen Beitrag die Natur leisten kann, nämlich die Mehrheit der Treibhausgase zu absorbieren, konkretisierte Zehetner auf 54 Prozent in den vergangenen zehn Jahren, davon 31 Prozent in terrestrischen Ökosystemen wie Böden, Pflanzen und Tieren. Die restlichen 23 Prozent nahmen die Ozeane in sich auf, was die Klimakrise gebremst, dafür in den Meeren eine Übersäuerung hinterlassen habe - mit zerstörerischer Auswirkung auf die dortigen Lebensräume. "Das macht wiederum deutlich, dass die Natur mehr Schutz braucht - zusätzlich zu einer deutlichen Reduktion des Treibhausgasausstoßes", so Zehetner. Der WWF fordert nicht nur Schutz, sondern auch die Wiederherstellung wertvoller Ökosysteme sowie den naturverträglichen Ausbau der Erneuerbaren Energien.
Aus dem Bericht mit dem vollen Titel "Die Verbündete unseres Klimas: Die Rolle der Natur im sechsten IPCC-Sachstandsbericht" wurden zudem auch fünf daraus resultierende Forderungen an die österreichische Politik abgeleitet. Arno Aschauer, Leiter Arten und Lebensräume beim WWF, nannte als erstes das fehlende Klimaschutzgesetz. Österreich agiere im Klimaschutz generell mit der Vogel-Strauß-Taktik und stecke den Kopf in den Sand. Denn während die Natur im vergangenen Jahrzehnt CO2 reduziert habe, ist dies in Österreich nicht gelungen. "Anstatt umweltschädliche Subventionen abzubauen, wurden sie erweitert, und deshalb ist Österreich sehr weit von den selbst gesteckten Klimazielen entfernt", kritisierte Aschauer. Die Höhe der Subventionen würde sich inzwischen bei mindestens sechs Milliarden Euro pro Jahr belaufen.
"Laut EU-Biodiversitätsstrategie sollen 30 Prozent der Landflächen bis 2030 unter Naturschutz gestellt werden, davon circa ein Drittel - also zehn Prozent der Flächen - streng geschützt, etwa als Nationalpark oder Wildnisgebiet. Aktuell sind hierzulande weniger als drei Prozent der Fläche streng geschützt", sagte der Leiter für Arten und Lebensräume weiter. Er forderte zudem die Entfernung unnötiger Flussverbauungen und die Einhaltung von Umweltschutz beim Ausbau der Erneuerbaren.
WWF-Deutschland-Klimachefin Raddatz wies darauf hin, dass es in ihrer Heimat im Gegensatz zu Österreich zwar ein Klimaschutzgesetz geben würde, trotzdem herrsche auch hier eher Stillstand. Insgesamt müsse der Ausstieg aus Gas und Öl endlich angegangen werden, dazu müsse auch die Frage der sozialen Abfederung geklärt werden. Und aus internationaler Sicht gelte es, "gerade auch mit Blick auf das Montreal-Abkommen, dass wir deutlich mehr Finanzierung für Biodiversität brauchen". Auch Deutschland müsse sich hier stärker engagieren, sowohl beim Artenschutz wie auch bei der internationalen Klimafinanzierung.
(S E R V I C E - "Die Verbündete unseres Klimas: Die Rolle der Natur im sechsten IPCC-Sachstandsbericht" unter: http://go.apa.at/woDLwW9d)
Zusammenfassung
- Über die Hälfte der Treibhausgase, die von der Menschheit in der vergangenen Dekade verursacht wurden, hat die Natur aufgenommen.
- Heute, Dienstag, stellte die NGO die deutsche Version zur "Verbündeten unseres Klimas" vor.
- "Das macht wiederum deutlich, dass die Natur mehr Schutz braucht - zusätzlich zu einer deutlichen Reduktion des Treibhausgasausstoßes", so Zehetner.