Klima-Experte: Stolze Ziele, bei Maßnahmen gibt es aber "große Defizite"

Bei den Wetter-Extremen sei die Tendenz steigend. Sowohl die trockenen als auch die niederschlagsreichen Tage seien häufiger geworden, und das bringe deutliche Probleme mit sich. Stolze Klimaschutzziele seien formuliert worden. Wenn es aber um die adäquaten Maßnahmen geht, gebe es große Defizite, so WMO-Regionalpräsident Michael Staudinger.

In den letzten 20, 30 Jahren habe sich viel verändert: Die Atmosphäre habe wesentlich mehr Energie, es ist wärmer geworden, erklärt Michael Staudinger, Ex-ZAMG-Direktor und Regionalpräsident von World Meteorological Organization (WMO) im Newsroom LIVE. Dadurch habe die Atmosphäre die Möglichkeit, mehr Feuchtigkeit aufzunehmen. Es sei, so wie in den letzten Tagen, möglich, dass "sehr viel Niederschlag auf kurzer Zeit, in kleinem Raum" kommt, das bringe starke Unwetter. Dies sei vor allem "in den mittleren Breiten" der Fall.

Unwetter in Mitteleuropa, Trockenheit im Süden

Im Süden sei hingegen die Trockenheit das Problem. Dort sei der Niederschlag in den letzten Jahren "deutlich unterdurchschnittlich" gewesen, was sich längerfristig auf den Grundwasserspiegel auswirke. "Das heißt, dass vom Grundwasser nicht mehr die Ressourcen da sind, die man bräuchte", so Staudinger.

Wetter-Extreme: Tendenz steigend

Sind Wetter-Extreme die neue Normalität? Staudinger meint: Das Niveau geht Jahr zu Jahr weiter hoch. Manche Jahre wären ruhiger, manche "besonders dramatisch". In diesen Jahren seien Überflutungen, Dürre-Perioden und Sturmereignisse "wesentlich häufiger vorhanden".

Es seien sowohl die trockenen als auch die niederschlagsreichen Tage häufiger geworden. Und dies bringe "deutliche Probleme" für die Infrastruktur. Sowohl in der Landwirtschaft als auch in der Wasserwirtschaft sinke die "Sicherheit für Häuser, für Infrastrukturen". "Das ist ein Riesenproblem geworden", betont der WMO-Regionalpräsident.

Klimaschutz: Haben wir versagt?

Haben wir beim Klimaschutz versagt? Staudinger nickt bei dieser Frage. Man habe das Problem immer aufgeschoben auf das nächste, übernächste Jahr. Man habe stolze Ziele formuliert für 2030, 2040. Die Maßnahmen, die es aber dazu brauche – da gebe es "große Defizite". In ganz Europa, aber besonders auch in Österreich, so Staudinger.

Maßnahmen für den Klimaschutz müssten "rasch und konsequent" passieren. Denn: "Jeder Tag, jedes Monat, jedes Jahr" das man in die richtige Richtung mit den richtigen Maßnahmen geht, sei "extrem viel wert".

ribbon Zusammenfassung
  • Bei den Wetter-Extremen sei die Tendenz steigend.
  • Sowohl die trockenen als auch die niederschlagsreichen Tage seien häufiger geworden, und das bringe deutliche Probleme mit sich.
  • Stolze Klimaschutzziele seien formuliert worden.
  • Wenn es aber um die adäquaten Maßnahmen geht, gebe es große Defizite, so WMO-Regionalpräsident Michael Staudinger.