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Kinderarzt: So einen Medikamenten-Engpass gab es noch nie

Die Grippewelle scheint fürs Erste vorüber zu sein. Doch die Lieferengpässe bei den Medikamenten scheinen weiterhin anzuhalten. Die Lage hat sich laut Kinderarzt Reinhold Kerbl noch nicht entspannt. Generell habe er noch nie so einen dramatischen Engpass gesehen, wie diese Saison.

So einen dramatischen Medikamenten-Lieferengpass "gab es noch nie", meint Kerbl in einer Diskussionsrunde der Apothekerkammer. "Es ist unser Alltag, dass wir Medikamente einfach nicht bekommen", schildert der Kinderarzt und Generalsekretär der Gesellschaft für Kinder- und Jugendheilkunde die Lage. Davon betroffen seien aber nicht nur Antibiotika, sondern auch "banale" Medikamente, wie etwa Fiebermittel. Ärztinnen und Ärzte müssten laut Kerbl nach wie vor "Apotheken abtelefonieren, wer noch was hat oder gerade wieder hat".

"Weinende, völlig entnervte Eltern" in den Apotheken

Doch in der Apotheke sei die Lage nicht besser, meint Ulrike Mursch-Edlmayr, Präsidentin der Österreichischen Apothekerkammer. Dort trete das Problem erst zutage und führe zu panikartigen Situationen. "Wir haben weinende, völlig entnervte Eltern bei uns stehen, die nicht wissen, wie sie ihr Kind versorgen sollen", so ihre Schilderung.

Bereits in der Vergangenheit sei es immer wieder zu Medikamentenengpässen gekommen. Bisher konnten diese aber durch Austauschprodukte ausgeglichen werden, so Mursch-Edlmayr. Doch nun "haben wir zunehmend Probleme, solche Austauschprodukte zu finden".

Forderung nach Rohstofflager

Trotzdem sei der Engpass-Höhepunkt von 2020 noch nicht erreicht, meint Mursch-Edlmayr. Auch im Bereich der Antibiotika könne man eine gewisse Entspannung spüren. Dennoch fordert sie eine rasche Einrichtung eines Rohstofflagers, damit auch die Herstellung der Produkte vereinfacht wird. Zuletzt hat das Gesundheitsministerium die magistrale Zubereitung von Kinderantibiotika in Apotheken vereinfacht. Präparate mit dem Wirkstoff Amoxicillin dürfen dort ab sofort ohne chef- und kontrollärztliche Bewilligung selbst zubereitet werden.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Grippewelle scheint fürs Erste vorüber zu sein.
  • Doch die Lieferengpässe bei den Medikamenten scheinen weiterhin anzuhalten.
  • Die Lage hat sich laut Kinderarzt Reinhold Kerbl noch nicht entspannt.
  • Generell habe er noch nie so einen dramatischen Engpass gesehen, wie diese Saison.