Kärntner Waldbesitzer setzt sich für die Artenvielfalt ein
Wo früher Kühe beim Grasen ihre Spuren im steilen Hang zogen, wachsen heute Bäume. An und für sich nichts ungewöhnliches in Österreich, denn die Waldfläche wird jedes Jahr um durchschnittlich 3.400 Hektar größer, wie das Bundesforschungszentrum für Wald in seiner Waldinventur herausgefunden hat. Das entspricht 4.762 Fußballfeldern. Auf der Gretschitz in der Nähe der Burg Hochosterwitz in Kärnten, wo Kanz seinen Wald bewirtschaftet, wachsen keine Fußballfelder zu, sondern eine Wiese, die er speziell dafür ausgesucht hat. Dort hatte er 2019 sein Projekt "Pinwald" ins Leben gerufen, und bis jetzt 35 verschiedene Baumarten gepflanzt. Angefangen hat aber alles sehr viel früher, zu seinem sechsten Geburtstag: "Da habe ich eine Ecke im Garten geschenkt bekommen, auf der ich eine Blumenwiese gestalten durfte. Ich habe dann sehr viel Zeit damit verbracht, verschiedenste Pflanzen dort zu sammeln. Es war damals sicherlich einiges naturschutzfachlich fragwürdig aber der Keim war gesät", erzählt der heute 32-Jährige. Die Vielfalt habe ihm immer schon "getaugt", monotone Landschaften habe er hingegen als "das Schlimmste" empfunden. Daher ist es ihm auch jetzt ein hohes Anliegen, den ehemaligen Fichtenforst des väterlichen Hofes in einen vielfältigen Mischwald umzugestalten.
Sein Projekt, der "Pinwald", ist ein Teil davon und gleichzeitig eine Möglichkeit, breite Aufmerksamkeit auf dieses Thema zu lenken. Als ein Freund ihn eines Tages bat, zehn Bäume für ihn auf der Gretschitz anzupflanzen, fragte sich Kanz, ob nicht vielleicht auch andere Menschen auf diese Art und Weise einen Bezug zur Natur herzustellen wollten. "Ich habe mit 15 Bäumen gestartet, das hat dann total geboomt. Mittlerweile sind es ca. 1.700 Bäume, jeder Baum hat einen Paten. Ich muss dazu natürlich sagen, so würde ein Wald in der Natur nie aussehen, da sind viel zu viele Baumarten drinnen, das ist eher ein Schauwald und auch eine Art privates Versuchslabor, welche Baumarten auch bei zunehmenden Temperaturen gut wachsen." Eine Patenschaft für einen Baum kostet einmalig 25 Euro. Da ist Baum, Schutz und Pflege enthalten. Was übrig bleibt, fließt in Naturschutzmaßnahmen wie den Ankauf von Nistkästen oder Wiesenblumensamen, den Bau von Wasserstellen oder das Pflanzen von Sträuchern. Momentan sind die Bäume im "Pinwald" drei bis vier Meter hoch, zwischen ihnen findet eine bunte Blumenwiese noch gute Bedingungen vor. In seinem Wald sind über die Jahre verschiedenartige Strukturen entstanden, die zu vielfältigen ökologischen Nischen führen, die wiederum von bestimmten Tier- oder Pflanzenarten besetzt werden können.
Die Vielfalt ist für den Kärntner aus mehreren Gründen wesentlich. Ökonomisch gesehen sei die Wahrscheinlichkeit größer, dass vielleicht irgendwann eine Baumart dabei ist, die sich vielleicht in 50 Jahren gut verkaufen lässt. Den Fokus in der Bewirtschaftung seines Waldes setzt er jedoch stärker auf ökologische Aspekte. "Ich bringe unterschiedliche Baumarten hinein um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, dass einzelne Baumarten die nächsten hundert Jahre überstehen. Ich will einfach, dass der Wald überlebt", bringt Kanz es auf den Punkt. Die Realität überhole jedes Klimamodell, die Erderwärmung passiere noch schneller als man es vorher berechnet hätte. Das einzige, was man seiner Meinung nach als "Waldmensch" tun könne, sei das Risiko zu streuen, auch wenn man dafür Mittel in die Hand nehmen müsse.
Kanz, der den Wald seiner Familie in seiner Freizeit pflegt, steckt momentan mehr Geld hinein, als der Verkauf einzelner Baumstämme abwirft. "Das ist das Problem an dieser ganzen Diskussion um die Wirtschaftlichkeit. Man muss das eher als Investition in die Zukunft sehen. Eine richtige Waldwirtschaft ist in dem Bereich sowieso nicht mehr möglich, weil man nur mehr dem Borkenkäfer hinten nach putzt." Förderungen gäbe es zwar, wie etwa den Waldfonds, jedoch decke diese Unterstützung nicht die investierte Arbeit ab. "Ich versuche jetzt alles, was die Natur mir selbst anbietet, zu nutzen. Ein Borkenkäferloch ist zum Beispiel eine Keimzelle für einen zukünftigen Mischwald. Da pflanze ich rein, was rein geht", nimmt es Kanz pragmatisch. "Hauptfokus ist bei mir die Buche und die Weißtanne. Aber auch die Eibe, die ist schon aus den meisten Wäldern verschwunden. Dann auch noch Ahorn, Lärche, Linde, sogar die Eichen kommen auf etwa 1.000 Meter von selbst auf. Die Fichte hat natürlich weiter Berechtigung, aber nicht mehr in dem Ausmaß wie es jetzt war."
Borkenkäfer hätte es früher auf seinem Hof auf 1.000 Metern Seehöhe nicht gegeben, erzählt Kanz. Das sei erst in den letzten 15 bis 20 Jahren gekommen. "Jedes Jahr wird es stärker. Man müsste das Problem viel direkter kommunizieren und die Leute viel direkter informieren", meint er. Um die mediale Verbreitung vom "Pinwald" kümmert er sich via diverser Social-Media-Kanälen jedenfalls selbst. "Ich will damit andere inspirieren oder erklären, wie sie vielleicht auch bei sich selbst Sachen umsetzen können", so Kanz, der Forstwirtschaft studiert hat und jetzt im Klimaschutzministerium in der Naturschutzabteilung arbeitet und sich somit auch beruflich für die Artenvielfalt einsetzt. Das Pflanzen der Bäume im "Pinwald" und die Wissensvermittlung betreibt er aber in seiner Freizeit, weil ihm die Bewusstseinsbildung in diesem Thema ein ganz großes persönliches Anliegen ist. Und weil es für ihn ein wesentlicher Faktor ist, der Verantwortung gerecht zu werden, die er als Besitzer eines Waldes trägt.
Zusammenfassung
- "Waldbesitzer tragen eine besondere Verantwortung, auf die Klimakrise zu reagieren", ist der Kärntner Waldbesitzer Georg Kanz überzeugt.
- Er selbst wandelt seine 40 Hektar Wald bei St. Veit/Glan von einer eintönigen Fichtenmonokultur in einen vielfältigen und klimafitten Bestand um.
- Wo früher Kühe beim Grasen ihre Spuren im steilen Hang zogen, wachsen heute Bäume.
- Mittlerweile sind es ca. 1.700 Bäume, jeder Baum hat einen Paten.