Jahrhundertealtes Habsburger-Rätsel gelöst: Dafür steht A.E.I.O.U. wirklich
A.E.I.O.U - Die Vokalreihe findet sich auf einer Vielzahl an Bauten, Büchern und Objekten, die mit Kaiser Friedrich III. (1415 - 1493) in Verbindung stehen: In Wiener Neustadt, am Linzer Schloss oder dem Dom und der Burg in Graz etwa. Schon Zeitgenossen des Kaisers rätselten um die Bedeutung der Buchstabenformel. Dem deutschen Historiker Konstantin Moritz Langmaier zufolge wäre das Rätsel nun gelöst. Am Mittwoch hat er seine Erkenntnisse in Graz vorgestellt.
"Amor Electis Iniustis Ordinor Ultor"
Von "Austria erit in orbe ultima" (Österreich wird bestehen bis ans Ende der Welt)" bis "Austriae est imperare orbi universo" (Es ist Österreich bestimmt, die Welt zu beherrschen): Generationen von Historikern haben zum Ursprung geforscht und mehr als 300 lateinische und deutschsprachige Interpretationen sind bekannt. Als Lösung des historischen Rätsels greift Langmaier nun auf eine der ältesten, allerdings wenig bekannte überlieferte Variante zurück, teilte die Kommunikation Steiermark am Donnerstag mit. "A.E.I.O.U." steht demnach für "Amor Electis Iniustis Ordinor Ultor".
Die Wortfolge, die zu Deutsch in etwa "Geliebt von den Erwählten, gefürchtet von den Ungerechten" lautet, sei in zeitgenössischen Schriftstücken von und über Friedrich III. zu finden und in einen längeren lateinischen Satz eingebettet: "En, amor electis, iniustis ordinor ultor; Sic Fridericus ego mea iura rego" (Seht, ich bin geliebt von den Erwählten, ich bin gefürchtet von den Ungerechten, also regiere ich, Friedrich, rechtmäßig).
Der aus der steirischen Habsburger-Linie stammende Friedrich III. und steirische Herzog Friedrich verwendete diesen Satz demnach bereits in jungen Jahren zur Herrschaftslegitimation. Mit seinem - durch unerwartete Todesfälle in anderen Familienzweigen der Habsburger begünstigten - Aufstieg habe das Kürzel weit über sein anfängliches Herrschaftsgebiet hinaus Verbreitung gefunden.
Lhotskys Erkenntnis sei Irrtum
Alfons Lhotsky, österreichischen Mittelalterforscher im 20. Jahrhundert, hat in seinen Arbeiten zum "A.E.I.O.U." bereits vor mehr als 50 Jahren dieses sogenannte "En-amor-Distichon" als eine Erfindung des mährischen Notars Nikolaus Petschacher - eines vermeintlichen Rates von Kaiser Friedrich III - qualifiziert. "Langmaier weist nun durch seine Forschungen schlüssig nach, dass es sich bei Lhotskys Erkenntnis um einen Forschungsirrtum handelte", betonte Gernot Peter Obersteiner, Landesarchivdirektor und Obmann des Historischen Vereines für Steiermark am Donnerstag, nachdem er den Studienautor am Mittwoch in Graz zu einem Vortrag geladen hatte.
Damit und durch den Nachweis, dass die En-amor-Wortfolge bereits ab 1437 in Handschriften von Herzog Friedrich selbst genutzt wurde, habe der Historiker eine überzeugende These vorgelegt: "Langmaier schlägt keine neue, bisher völlig unbekannte Interpretation vor, sondern weist stringent nach, dass das En-amor-Distichon lange Zeit zwar als zeitgenössisch wahrgenommen, aber zu Unrecht als externe Zuschreibung fehlinterpretiert wurde", unterstrich Obersteiner. Untermauert werde die Arbeit durch eine Quelle aus Brandenburg, die in der A.E.I.O.U.-Forschung bisher keine Beachtung fand: Der "Zinnaer Marienpsalter", der älteste Druck Brandenburgs aus dem ehemaligen Zisterzienserkloster Zinna im heutigen Landkreis Teltow-Fläming.
Drexler: Entschlüsselung von "enormer Bedeutung"
Als der spätere Kaiser Friedrich III. noch als Kind im Jahre 1424 die Herzogswürde der Steiermark, Kärntens und Krains erbte, war noch nicht absehbar, dass er später zum römisch-deutschen König mit der längsten Regierungszeit (1440 - 1493) und zum letzten in Rom gekrönten Kaiser des Heiligen Römischen Reiches werden würde. Bereits als steirischer Herzog, der in der Grazer Burg residierte, begann Friedrich, die Buchstabenfolge A.E.I.O.U. zu verwenden.
"Für die Steiermark ist die Entschlüsselung des A.E.I.O.U., das zu unserem reichhaltigen historischen Erbe gehört, von enormer Bedeutung", unterstrich Landeshauptmann Christopher Drexler (ÖVP) am Donnerstag. Die Erkenntnisse werde man bei der Revitalisierung der Grazer Burg miteinbeziehen.
Zusammenfassung
- Ein historisches Rätsel scheint gelöst: Der deutsche Historiker Moritz Langmaier präsentierte die Ergebnisse seiner Forschungen zu A.E.I.O.U.