Impfpass-Betrug im Austria Center: Mehrere Dutzend Fälle

Wegen gefälschter Impfzertifikate, die zwei Angestellte des Arbeiter Samariterbundes (ASBÖ) im Wiener Austria Center verkauft haben sollen, gibt es nun eine Anzeige bei der Polizei.

Eine Mitarbeiterin berichtet gegenüber "Heute", dass einige der über 200 Mitarbeiter im Austria Center gegen Geld Impfpässe ausgestellt haben, obwohl bei den betroffenen Personen keine Impfung durchgeführt wurde. Dabei sollen einige Mitarbeiter an diversen Standorten involviert gewesen sein. "Das musste alles in Absprache passieren. Wer sich seinen Impfpass fälschen lassen wollte, der musste genau wissen, mit wem er reden und in welche Kabine er gehen muss", so die Mitarbeiterin. 

Über Mundpropaganda habe sich herum gesprochen, wer für den Betrug empfänglich sei. "Einer der Betrüger soll seine ganze Familie als geimpft eingetragen haben", erzählt die Wienerin weiter. Wie viel Geld dabei kassiert worden sei, ist unklar. Aufgeflogen sei die Aktion, weil Kollegen davon Wind bekamen und die Vorgesetzten informierten. 

Samariterbund bestätigt Vorfälle 

Samariterbund-Sprecherin Stefanie Kurzweil bestätigte die Vorfälle: "Ja, es stimmt, dass hier Impfbetrug begangen wurde. Wir sind darauf sensibilisiert und leiteten sofort nach Bekanntwerden die folgenden Maßnahmen ein: Kündigung und Anzeige bei der Polizei." 

Zwei Mitarbeiter gekündigt

"Wir gehen davon aus, dass es unter 100, aber mehrere Dutzend Fälle sind", sagt Kurzweil. Die beiden Verdächtigen wurden demnach fristlos entlassen. Laut Kurzweil seien es mindestens 20 Verdachtsfälle. Die beiden Verdächtigen seien befristet für die Arbeit im Austria Center Vienna angestellt worden. Sie sollen Impfpässe abgestempelt haben, ohne dass den betreffenden Personen Stiche verabreicht wurden. Dafür dürften sie Geld kassiert haben. Um welche Beträge es dabei ging, blieb offen.

Abläufe angepasst

Im Bericht von "Heute" wurde über mehrere Beteiligte geschrieben. "Wir haben derzeit keine stichhaltigen Beweise, dass weitere Mitarbeiter involviert sind", sagte Kurzweil. Der Samariterbund habe jedenfalls seine Maßnahmen verschärft und die internen Abläufe angepasst. Das Austria Center Vienna gilt als einer der wichtigsten Impfstraßen Wiens. Täglich werden dort Tausende gegen das Coronavirus geimpft oder getestet. 

Polizei ermittelt wegen zwei Fällen

Der Polizei sind derzeit zwei voneinander getrennt zu betrachtende Fälle bekannt: Bereits im September sei eine Mitarbeiterin im Austria Center Vienna aufgeflogen, die einen Kollegen gebeten hatte, in ihren Impfpass ohne Stich den Stempel einzutragen. Dieser Fall sei bereits an die Staatsanwaltschaft berichtet worden, sagte Polizeisprecherin Barbara Gass zur APA. Dabei handle es sich um einen einzelnen Fall.

Mitte Dezember gab es eine Anzeige gegen eine weitere Mitarbeiterin, die mehrere Namen im Gesundheitssystem eingetragen haben soll. Gegen diese Verdächtige wird wegen Vorbereitung der Fälschung öffentlicher Urkunden oder Beglaubigungszeichen (Paragraf 227 StGB) ermittelt, so Gass. Der Polizeisprecherin zufolge sei den Ermittlern derzeit eine Zahl der Fälle im unteren zweistelligen Bereich bekannt. Ob und wie viel Geld dabei geflossen ist, sei noch Gegenstand von Ermittlungen. Man befinde sich erst am Anfang der Erhebungen, betonte Gass.

ribbon Zusammenfassung
  • Wegen gefälschter Impfzertifikate, die zwei Angestellte des Arbeiter Samariterbundes (ASBÖ) im Wiener Austria Center verkauft haben sollen, gibt es nun eine Anzeige bei der Polizei.
  • Eine Mitarbeiterin berichtet gegenüber "Heute", dass einige der über 200 Mitarbeiter im Austria Center gegen Geld Impfpässe ausgestellt haben, obwohl bei den betroffenen Personen keine Impfung durchgeführt wurde.
  • Über Mundpropaganda habe sich herum gesprochen, wer für den Betrug empfänglich sei. "Einer der Betrüger soll seine ganze Familie als geimpft eingetragen haben", erzählt die Wienerin weiter.
  • Samariterbund-Sprecherin Stefanie Kurzweil bestätigte die Vorfälle: "Ja, es stimmt, dass hier Impfbetrug begangen wurde"
  • Laut Kurzweil seien es mindestens 20 Verdachtsfälle. Die beiden Verdächtigen seien befristet für die Arbeit im Austria Center Vienna angestellt worden.