Home Invasion im niederösterreichischen Würnitz geklärt
Der Vorfall in Würnitz datiert von der Nacht auf den 7. Februar und sorgte für mediales Aufsehen. Vier Maskierte drangen damals in das Wohnhaus eines Ehepaares ein. Bewaffnet waren die Täter mit Zimmermannshammer, Metallstange und Schraubenzieher, schilderte Landespolizeidirektor Franz Popp am Donnerstag in St. Pölten.
Von der 50-jährigen Bewohnerin wurden die Eindringlinge bemerkt, die Frau begab sich deshalb vom Schlafzimmer im ersten Stock in das Erdgeschoß. Noch im Stiegenhaus sei sie von den Kriminellen aber attackiert und zu Boden gerungen worden, sagte Stefan Pfandler, der Leiter des Landeskriminalamts Niederösterreich. Ihr Ehemann kam ihr zu Hilfe, der 71-Jährige gab drei Schüsse aus einer auf ihn registrierten, legal besessenen Faustfeuerwaffe ab. Ein Projektil traf einen der Einbrecher. Der 46-jährige Rumäne blieb schwer verwundet im Garten liegen und wurde später im Landesklinikum Mistelbach intensivmedizinisch versorgt. Auch die Festnahme wurde ausgesprochen.
Die attackierte Ehefrau landete ebenfalls im Krankenhaus. Die 50-Jährige befindet sich aufgrund anhaltender Schmerzen und Beschwerden nach wie vor in ärztlicher Behandlung, hieß es. Für ihren Ehemann haben die Schüsse auf den Einbrecher keine strafrechtlichen Konsequenzen. Ermittlungen gegen den 71-Jährigen wurden eingestellt, die Staatsanwaltschaft Korneuburg geht von gerechtfertigter Notwehr aus.
Nach Erhebungen im In- und Ausland wurden schließlich die Komplizen des 46-jährigen Rumänen ausgeforscht. Als Organisator und Haupttäter gilt ein 40-Jähriger, Männer im Alter von 22 und 45 Jahren sollen bei dem Coup ebenfalls dabei gewesen sein. Die beiden älteren Kriminellen wurden auf Grundlage von europäischen Haftbefehlen in Rumänien festgenommen, der 22-Jährige bei der Einreise nach Österreich in Nickelsdorf.
Die beiden Beschuldigten im Alter von 22 und 40 Jahren sollen gemeinsam mit einem dritten, noch unbekannten Täter am 5. November des Vorjahres auch einen Überfall auf eine Lebensmittelfiliale in Wien-Donaustadt verübt haben. Dabei wurde ein Security-Mitarbeiter bedroht, gefesselt und geschlagen. Dem Trio gelang die Flucht mit Spirituosen im Wert von knapp 2.000 Euro im Gepäck. Auch ein Videoaufzeichnungsgerät sei mitgenommen worden, betonte Pfandler.
Drei der vier in Würnitz agierenden Beschuldigten sind geständig, einzig der 40-jährige Kopf der Bande machte von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch. Er befindet sich in der Justizanstalt Krems, seine Komplizen wurden in die Justizanstalt Korneuburg eingeliefert.
Innenminister Gerhard Karner (ÖVP) sprach von einer "besonders brutalen und hinterhältigen Form der organisierten Kriminalität", der das Handwerk gelegt wurde. Ermöglicht worden sei der Ermittlungserfolg nicht zuletzt durch internationale Vernetzung.
Rumänische Staatsbürger im Alter von 20, 27, 29 und 37 Jahren sind indes im Zusammenhang mit einer am 13. Dezember 2023 in Hinterbrühl (Bezirk Mödling) verübten Home Invasion ausgeforscht worden. Drei von ihnen sollen unmittelbar involviert gewesen sein, einer der Beschuldigten lenkte das Fluchtfahrzeug.
Im Inneren des Objekts wurde ein körperlich beeinträchtigter 67-jähriger Bewohner wach und wollte seinen im Obergeschoß aufhältigen Bruder (66) um Hilfe ersuchen. Als er die Haustür öffnete, wurde er von zwei Maskierten mit Faustfeuerwaffen bedroht, in das Gebäude zurückgestoßen und verletzt.
Die Täter durchsuchten das Zweifamilienhaus und trafen dabei auf die 95-jährige Mutter und deren 46 Jahre alte Pflegerin. Die jüngere Frau wurde attackiert und ebenfalls verletzt. Gleichzeitig forderten die Männer lautstark "Geld, Geld!". Bedroht wurde letztlich auch der 66-Jährige. Die Kriminellen raubten Silberbesteck und flüchteten.
Festgenommen wurde das Quartett im Zeitraum von 12. bis 25. Jänner in Rumänien, Deutschland und Slowenien. Drei der Beschuldigten wurde am Dienstag am Landesgericht Wiener Neustadt u.a. wegen schweren Raubes der Prozess gemacht, am Ende standen nicht rechtskräftige Haftstrafen im Ausmaß von 22 Monaten bis zu sieben Jahren. Die Auslieferung des 29-Jährigen von Rumänien nach Österreich steht Polizeiangaben zufolge noch aus und wird "in Kürze" erwartet.
Allgemein verwies Innenminister Karner auch auf die gestartete Kriminaldienstreform mit Schwerpunkt Cybercrime, in deren Rahmen per 1. Juni die ersten 19 von 38 Kriminalassistenzdienststellen (KAD) ihre operative Arbeit aufgenommen haben - acht davon in Niederösterreich. Für das Bundesland bedeute die Reform in den kommenden Jahren ein Plus von rund 50 Mitarbeitern im Bereich Landeskriminalamt sowie von 75 in den KAD. Zudem beginnen laut Karner in Niederösterreich heuer in Summe 300 Polizeischülerinnen und -schüler ihre Ausbildung. Das sei nach 280 im Vorjahr ein neuer Rekordwert.
Zusammenfassung
- Die Home Invasion in Würnitz wurde geklärt, vier rumänische Staatsbürger im Alter von 22 bis 45 Jahren wurden festgenommen.
- Der Hausbesitzer schoss auf einen 46-jährigen Eindringling, der schwer verletzt im Garten gefunden wurde. Seine Ehefrau wurde ebenfalls verletzt und befindet sich weiterhin in ärztlicher Behandlung.
- Die Ermittlungen gegen den 71-jährigen Hausbesitzer wurden eingestellt, da die Staatsanwaltschaft von gerechtfertigter Notwehr ausgeht.
- Zwei der Täter waren auch an einem Überfall auf einen Lebensmittelmarkt in Wien beteiligt, bei dem Spirituosen im Wert von knapp 2.000 Euro gestohlen wurden.
- Innenminister Gerhard Karner lobte die internationale Zusammenarbeit bei der Aufklärung der Fälle und verwies auf die Kriminaldienstreform, die 300 neue Polizeischülerinnen und -schüler in Niederösterreich ausbildet.