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Hoffnung für die Au: Esche könnte ihr Sterben überleben

Heute, 05:01 · Lesedauer 3 min

Im Nationalpark Donau-Auen gibt es einzelne Eschen, die wenige Symptome zeigen, obwohl sie mit dem Erreger des "Eschentriebsterbens" infiziert sind, berichtet Katharina Schwanda vom Bundesforschungszentrum für Wald (BFW). "Wir müssen die heimischen Eschen also doch nicht ganz aufgeben", erklärte sie im Gespräch mit der APA: "Sie sind nicht nur eine Charakterbaumart der flussnahen Wälder, sondern auch die wirtschaftlich wichtigste Hartholzart der Auen."

Schwanda hat mit Kollegen den Gesundheitszustand der Gemeinen Eschen (Fraxinus excelsior) im Nationalpark befundet und dabei herausgefunden, dass ungefähr vier Prozent der Bäume trotz jahrelangem Befall mit dem aus Asien eingeschleppten Eschentriebsterben-Erreger nur sehr gering geschädigt sind. Der Infektionsdruck durch diesen Schlauchpilz, den man Eschen-Stängelbecherchen (Hymenoscyphus fraxineus) nennt, ist in der Au enorm, so Schwanda. Dort sind die Bedingungen für den Pilz nämlich optimal: Es ist feucht, und viele Opfer stehen ihm zur Verfügung, die er befallen kann. "Wenn eine Esche dort halbwegs gesund bleibt, dann heißt das etwas", sagte die Expertin.

Das Eschen-Stängelbecherchen infiziert die Kronen und die Stammbasis und schwächt dadurch den Baum dermaßen, dass Holzfäule-Erreger ihn in Folge an der Stammbasis befallen können. "Durch diese Weißfäule sterben die Bäume dann relativ rasch ab", so Schwanda. In bewirtschafteten Forsten werden betroffene Eschen rasch "entnommen", um sie wirtschaftlich zu verwerten, aber der Nationalpark ist ein Schutzgebiet, bei dem die wirtschaftliche Nutzung eingestellt wurde, erklärte sie. Deshalb können die Bäume dort belassen werden, wenn sie sich nicht in Wegnähe befinden. "Wir plädieren aber auch an alle anderen Waldbesitzer, dass sie Eschen, die noch keine oder nur wenige Symptome haben, stehen lassen", sagte Schwanda.

Seit 2016 haben Experten des BFW den Gesundheitszustand von insgesamt 700 Eschen auf bis zu 35 Versuchsflächen im Zweijahresrhythmus erfasst. "Das Ergebnis zeigt, dass hier wie in Restösterreich nahezu alle Eschen von der Erkrankung betroffen sind", heißt es im aktuellen Bericht: "Es konnten aber Exemplare ausfindig gemacht werden, welche eine gewisse Toleranz gegenüber dem Krankheitserreger zeigen." Dies gibt Hoffnung für den Erhalt der Gemeinen Esche.

Samen potenziell resistenter Eschen als Hoffnungsträger

Aus den Samen dieser "potenziell resistenten Eschen", die im Erhaltungs- und Züchtungsprogramm für die Baumart Esche in Österreich (Esche in Not) gesammelt wurden, lassen Forscher Jungbäume im BFW-Versuchsgarten in Tulln (Nö) sprießen. Diese werden an ausgewählten Standorten im Nationalpark ausgepflanzt. "Ausgehend von diesem Zuchtprogramm könnte sich zukünftig ein neuer Bestand in den Auwäldern des östlichen Flachlandes etablieren, also den Donau-Auen östlich von Wien, den Tullner und Stockerauer Auen, den Marchauen und Linzer Traunauen", erklären sie.

Die Untersuchungen zeigten auch, dass die Eschen in den Mischbeständen tendenziell weniger stark erkranken als in Reinbeständen. "Dies bedeutet, dass man sie möglicherweise zumindest in geringen Zahlen eingestreut in andere Baumarten erhalten kann", sagte Schwanda: "Unser Ziel ist jedenfalls, dass man die Eschen in den Auen nicht einfach aufgibt." Durch Epidemien fehlen dort schon andere Bäume wie etwa Ulmen. Nun versuche man alles, um die Eschen vor dem Aussterben zu bewahren.

(S E R V I C E - Link zum Projekt - https://www.bfw.gv.at/nationalpark-donauauen-esche/)

Zusammenfassung
  • Im Nationalpark Donau-Auen zeigen etwa vier Prozent der Eschen trotz Infektion mit dem Erreger des Eschentriebsterbens nur geringe Schäden.
  • Seit 2016 werden 700 Eschen im Zweijahresrhythmus untersucht, um potenziell resistente Exemplare zu identifizieren.
  • Ein Züchtungsprogramm nutzt Samen resistenter Eschen, um neue Bestände in den Auwäldern zu etablieren.