Gas-Konferenz in Wien: Warum wird so heftig protestiert?
Noch bevor die Europäische Gas-Konferenz in Wien begann, lieferten sich Demonstrant:innen am Wiener Ring heftige Auseinandersetzungen mit der Polizei. Die Polizei setzte Pfefferspray gegen die Klimaaktivist:innen ein, rückte mit Hundestaffeln an und kesselte Teile der Proteste ein. Doch warum wird überhaupt demonstriert?
Was ist die Gas-Konferenz?
Bei der Europäischen Gas-Konferenz, die von 27. bis 29. März in Wien stattfindet, kommen Vertreter:innen der europäischen Gaslobby zusammen. Details über die Konferenz sind kaum zu finden, die Veranstalter:innen halten sich bedeckt - nicht einmal der genaue Austragungsort wurde vorab bekanntgegeben. Mittlerweile ist bekannt, dass die Konferenz in einem Tagungshotel am Parkring stattfindet. Dort sollen Expert:innen, Lobbyisten, Politiker:innen und Konzerne zusammengebracht werden. Die Polizei hat dort am Montagvormittag eine Platzsperre verhängt.
"Polizei geht sehr brutal gegen Aktivisten vor"
Die Konferenz fand laut Erklärung auf der Homepage des "Energy Council" zum ersten Mal im Jahr 2010 statt. Laut eigenen Aussagen ist es das "weltweit führende Netzwerk von Führungskräften aus dem Energiebereich". Im Netzwerk würden mehr als 100.000 Vertreter auf der ganzen Welt sein. "Unsere Mission ist es, Kapital zu mobilisieren", wurde als Motto ausgegeben.
Worüber tauschen sich Teilnehmer:innen aus?
Das Motto der heurigen Gas-Konferenz lautet: "Förderung des Dialoges zwischen Europa und seinen wichtigsten Lieferanten". Es soll um die Zukunft der Energiewirtschaft und von Gas, die Diversifizierung von Lieferketten, Ersatz für Gas aus Russland und Versorgungssicherheit gehen. Am dritten Tag findet dann die Europäische Wasserstoffkonferenz statt. Details sind aber nicht bekannt.
Wer nimmt an der Konferenz teil?
Es sollen über 250 Teilnehmende aus 35 Ländern angemeldet sein. 85 Fachreferenten, vor allem internationale Energieexpert:innen, Investor:innen und Ökonom:innen, halten Vorträge zu bestimmten Energiethemen. Darunter befinden sich etwa Matthäus Baldwin, stellvertretender Generaldirektor, GD Energie, der Europäischen Kommission. Von der OMV spricht Christina Verchere, Vorstandsvorsitzende und Präsidentin der OMV Petrom. Genaue Details zu den einzelnen Vorträgen sind nur für die registrierten Teilnehmenden verfügbar. Neben den Vorträgen soll es Networking-Treffen geben. Öffentlich zugänglich ist die Konferenz nicht.
"Man weiß nicht, was genau besprochen wird"
Global 2000-Energieexperte Johannes Wahlmüller über die Gas-Konferenz.
Wer teilnehmen will, muss zahlen. Die offiziellen Eintrittspreise zur dreitägigen Konferenz belaufen sich zwischen 3.899 und 5.099 Euro, wer ausschließlich an der "European Hydrogen Conference" im Rahmen der Veranstaltung interessiert ist, zahlt 1.599 Euro.
Wer demonstriert gegen die Konferenz?
Kritik an der Konferenz kommt von zahlreichen Umweltorganisationen und Klimaaktivist:innen. "Dass Konzerne wie die OMV dort milliardenschwere Gelder abgreifen und uns für Jahrzehnte an klimaschädliche Gasinfrastruktur fesseln, werden wir verhindern," sagte Verena Gradinger, Sprecherin des zivilgesellschaftlichen Bündnisses "Blockgas", schon vergangene Woche.
Unter den hunderten Demonstrierenden, die zu den Protesten nach Wien anreisten, werden auch Vertreter:innen der afrikanischen Kampagne "Don't Gas Africa" sein, kündigte Attac Österreich an. Zudem hatten sich zahlreiche führende Stimmen der "Fridays For Future"-Bewegung aus ganz Europa angesagt, um gegen das "'Who is Who' der zerstörerischen Gasindustrie" zu protestieren. "Fridays For Future" wollten mit einer Sitzblockade die Zufahrtsstraße zum Veranstaltungsort blockieren, hieß es in einer Aussendung.
"Undemokratische Konferenz"
Verena Gradinger bei der Großdemo am Wiener Ring.
Global 2000 projizierte laut einer Aussendung den Schriftzug "Stop Europe's Fossil Energy Addiction" auf das Konferenzgebäude und die Raffinerie der einladenden OMV. Johannes Wahlmüller, Energieexperte von Global 2000, kritisiert im PULS 24-Interview, dass die Gespräche hinter verschlossenen Türen stattfinden. Mit den Protesten wolle man erreichen, dass Politiker:innen nicht länger auf die Gas-Lobby hören und stattdessen einen Gipfel zu erneuerbaren Energien organisieren.
Aktivist:innen von Attac hielten am Wochenende einen Alternativengipfel ab und rufen für Dienstag um 17.30 Uhr am Stephansplatz zur Demonstration "Stoppt die Gaslobby!" auf.
Warum wird gegen die Konferenz demonstriert?
Die Proteste richten sich gegen die Inhalte der Konferenz, aber auch gegen die mangelnde Transparenz. Die Abhängigkeit von Gas habe hohe Preise beschert - die Politik solle weg vom Gas und mehr auf naturverträgliche, erneuerbare Energien setzen, sagt Johannes Wahlmüller, Energieexperte von Global 2000 im PULs 24 Interview. Es gehe bei der Konferenz auch um sogenannten "Low-Carbon-Wasserstoff", der mitunter aus Atomenergie gewonnen werde.
PULS 24 Reporterin Nadja Buchmüller live am Wiener Ring bei der Großdemo wegen der Gas-Konferenz.
Verena Gradinger, Sprecherin von "Block Gas", kritisiert im PULS 24 Interview, dass die Presse von der Konferenz "ausgeladen" worden sei und die Polizei gewaltsam gegen Demonstrant:innen vorgehen würde. Bei dem Treffen werde über die Zukunft am Energiemarkt entschieden, aber es sei ein "undemokratischer Prozess". "Die Protestierenden werden kriminalisiert, doch die eigentlichen Verbrechen werden von der fossilen Gasindustrie hinter verschlossenen Türen beschlossen", kommentierte Alexander Egit, Geschäftsführer bei Greenpeace in Zentral- und Osteuropa, das heutige Vorgehen.
Auch Lena Schilling von "Fridays for Future" kritisiert den "Ausschluss der Öffentlichkeit" und fordert einen demokratischen Prozess. Sie kündigt weitere Proteste in den kommenden Tagen an.
Zusammenfassung
- Gas-Lobbyisten treffen sich noch bis zum 29. März in Wien bei der Europäischen Gas-Konferenz.
- Klima-Aktivisten und NGOs tragen ihren Protest auf die Straße, die Polizei geht hart dagegen vor.
- Doch um was geht es bei der Konferenz eigentlich?