"Geimpfte" Wolken schuld an Dubai-Flut? Klimaforscher klärt auf
Normalerweise ist das Klima im Wüstenemirat Dubai gleißend heiß und trocken. Am Dienstag biegen sich aber die Palmen unter Wassermassen, die Straßen sind überflutet.
An einem Tag regnete es in Dubai so viel wie sonst in einem Jahr. Es waren die schwersten Niederschläge seit 1949. Die heftigen Unwetter und schweren Sturzfluten rund um den Persischen Golf verursachten große Schäden.
Im Oman starben 20 Menschen, auch in den Vereinigten Arabischen Emiraten gab es einen Toten. Auch am Donnerstag herrscht noch Chaos - vor allem am Flughafen in Dubai sitzen noch viele Passagiere fest.
Allein am Mittwoch wurden etwa 300 Flüge gestrichen, Hunderte weitere waren verspätet. "Es bleibt eine unglaublich schwierige Zeit. Ich glaube nicht, dass es jemals solche Bedingungen gegeben hat, seit wir zurückdenken können", sagte der Chef des Mega-Flughafens, Paul Griffiths.
Video: So viel Regen wie sonst in einem Jahr
Theorie um "geimpfte" Wolken
Schnell verbreiteten sich in sozialen Medien Gerüchte und wilde Theorien rund um die Ursache des schweren Unwetters. Auch im österreichischen Boulevard war von einem "brisanten Verdacht" die Rede: Cloud Seeding soll alles verschlimmert haben.
Tatsächlich: In Dubai wird seit 2002 versucht, mittels Cloud Seedings für mehr Regen zu sorgen. In diesem Fall dementierte das Nationale Zentrum für Meteorologie aber den Vorwurf, das Verfahren angewendet zu haben.
Was ist Cloud Seeding eigentlich? "Es wird versucht, Niederschlagsbildung in Wolken zu beschleunigen", erklärt Klimaforscher Georg Pistotnik von der Geosphere Austria im PULS 24 Interview.
Mit Flugzeugen fliegt man an den Rand von Gewitterzellen und sprüht sogenannt "Gefrierkeime" in die Wolken. In den Emiraten ist das meistens Kochsalz.
Funktioniert Cloud Seeding überhaupt?
Regnet es dann wirklich mehr? "Was wir wissen, ist, dass es unter Laborbedingungen funktioniert", so Pistotnik. In der Atmosphäre gebe es aber solche Unmengen von Luft und Wasserdampf, dass es sehr schwierig sei, den Effekt nachzuweisen.
Zudem hat man keine Kontrollmöglichkeit: "Man weiß nicht, was passiert wäre, wenn der Mensch nicht diesen vergleichsweise winzigen Eingriff gemacht hätte. Deswegen ist der Nachweis sehr schwierig".
Unabhängige Studien würden zeigen, dass man mit Cloud Seeding den Niederschlag "bestensfalls um einige wenige Prozent erhöhen kann", sagte der Klimaforscher.
Video: Cloud Seeding - Wie die Technik funktioniert
Wie kam es zu diesem Rekord-Regen in Dubai?
Selbst wenn man in Dubai versucht hätte, es künstlich mehr regnen zu lassen - Grund für die heftigen Unwetter war das nicht. "Da ja wirklich größere Regionen, die Nachbarländer, betroffen waren, war es offenbar wirklich ein großes Tiefdrucksystem, gegen den ebendieser vergleichsweise winzige Eingriff des Cloud Seedings - selbst, wenn er durchgeführt worden sein sollte - wirklich verblassen würde", sagte Pistotnik.
In Dubai ist die Regenzeit im Winter, der April würde da "gerade noch" dazuzählen. Auch wenn es nur unregelmäßig und meist nicht viel regnet, komme es "auch vor, dass es gelegentlich auch heftig regnet", so der Experte.
Für solche Extremwetterereignisse gibt es aber auch tatsächlich einen menschengemachten Grund. "Dass es weltweit gesehen häufiger wird, ist der Klimawandel".
Zusammenfassung
- Land unter in der Wüste - die ungewöhnlich heftigen Regenfälle in den Vereinigten Arabischen Emiraten nährten schnell Gerüchte, dass daran Cloud Seeding schuld sei.
- Sind "geimpfte" Wolken Schuld am Regen-Chaos? Das schließt ein Klimaforscher im PULS 24 Interview aus.
- Unabhängige Studien würden zeigen, dass man mit Cloud Seeding den Niederschlag "bestensfalls um einige wenige Prozent erhöhen kann", sagte der Klimaforscher.
- Daher würde der Effekt bei so einem schweren Unwetter "verblassen", selbst wenn man versucht hätte, die Wolken zu manipulieren.