Faule Justizbehörden? 17 Jahre unschuldig im Gefängnis
17 Jahre hat ein Brite wegen einer Vergewaltigung hinter Gittern gesessen, die er nicht begangen hatte. Dabei gab es Medienberichten zufolge schon bald nach der Verurteilung einen Hinweis auf seine Unschuld. Wie die BBC und die Zeitung "Guardian" am Mittwoch unter Berufung auf Gerichtsdokumente berichteten, wussten mehrere Justizbehörden spätestens 2009, dass an der Kleidung des Opfers die DNA eines anderen, unbekannten Mannes gefunden worden war.
Doch hätten sie sich dagegen entschieden, den Fall auf eigene Faust neu aufzurollen - weil sie anscheinend der Ansicht waren, dass die Kosten nicht den Aufwand rechtfertigen. Andrew Malkinson war wegen Vergewaltigung zu mindestens sieben Jahren Haft verurteilt worden. Seine Strafe wurde um zehn Jahre verlängert, weil er sich uneinsichtig zeigte und seine Unschuld betonte. Erst Ende Juli 2023 hob ein Berufungsgericht das Urteil auf, nachdem eine DNA-Probe einen anderen Täter ergeben hatte.
DNA-Untersuchung bereits 2007
Bereits 2007 hätten forensische Wissenschafter mithilfe neuer Technik auch die Kleidung des Opfers im Fall Malkinson untersucht, hieß es in den Berichten. Dabei hätten sie Speichel auf der Weste gefunden. Mehrere Abfragen in Datenbanken ergaben demnach keine Treffer - dies sei ein Beweis, dass die DNA nicht von Malkinson stammen konnte.
Zwar habe die Anklagebehörde Crown Prosecution Service vermerkt, dass der Speichel vom Täter kommen müsse, aber von Eigeninitiative abgeraten. Als Malkinson seinen Fall bei der Kommission zur Überprüfung von Strafsachen (Criminal Cases Review Commission) vorbrachte, hätten die Ermittler bezweifelt, dass die fremde DNA eine wichtige Spur sei, und betont, weitere Tests seien "äußerst teuer".
2019 Treffer in der Datenbank
Zwar wurde die Kleidung anschließend zerstört, doch die DNA-Probe blieb in einem Archiv. Als Malkinsons Anwälte 2019 eigene Tests in Auftrag gaben, gab es laut BBC tatsächlich einen Treffer - das DNA-Profil des wahren Täters war mittlerweile in einer Datenbank gelandet.
Zusammenfassung
- 17 Jahre hat ein Brite wegen einer Vergewaltigung hinter Gittern gesessen, die er nicht begangen hatte. Dabei gab es Medienberichten zufolge schon bald nach der Verurteilung einen Hinweis auf seine Unschuld.
- Wie die BBC und die Zeitung "Guardian" am Mittwoch unter Berufung auf Gerichtsdokumente berichteten, wussten mehrere Justizbehörden spätestens 2009, dass an der Kleidung des Opfers die DNA eines anderen, unbekannten Mannes gefunden worden war.
- Zwar habe die Anklagebehörde Crown Prosecution Service vermerkt, dass der Speichel vom Täter kommen müsse, aber von Eigeninitiative abgeraten.
- Als Malkinsons Anwälte 2019 eigene Tests in Auftrag gaben, gab es laut BBC tatsächlich einen Treffer - das DNA-Profil des wahren Täters war mittlerweile in einer Datenbank gelandet.