Experte sieht Chancen auf Erregermonitoring für Covid und Co
"Bei PCR-Proben führt Österreich künftig mindestens 1.500 Ganzgenom-Sequenzierungen pro Woche durch und erfüllt damit die Empfehlung der europäischen Behörden", hieß es am Mittwoch seitens des Gesundheitsministeriums. "Das wäre viel und auch international herzeigbar", so der Forscher von der Medizinischen Universität Wien und dem Forschungszentrum für Molekulare Medizin (CeMM) der Akademie der Wissenschaften (ÖAW) im Gespräch mit der APA. Details dazu sind allerdings noch ausständig. Würden die Erbgut-Analysen zeitnahe zur Probennahme ausgewertet, wäre das für den epidemiologischen Überblick positiv, so der Virologe.
Der Vertrag des Teams um Ulrich Elling vom Institut für Molekulare Biotechnologie (IMBA) der ÖAW zur Teilsequenzierung von Proben von bestätigten Einzelfällen mit der AGES läuft Ende März jedenfalls aus. Diese Monitoring-Schiene fällt also bald weg.
Weiter läuft das Abwasser-Überwachungssystem, in dessen Rahmen 48 Kläranlagen österreichweit wöchentlich beprobt werden - und zwar unabhängig von der geplanten Sequenzierung von PCR-Proben. "Damit werden knapp 60 Prozent der Bevölkerung abgedeckt", so Bergthaler. Analysiert wird hier einerseits die Viruslast im Abwasser, was Rückschlüsse auf die Fallzahlen erlaubt, und andererseits welche Varianten des SARS-CoV-2-Erregers sich darin tummeln. Seit rund einem Jahr läuft das System im aktuellen Verbund, der Vertrag ist auf insgesamt vier Jahre anberaumt. Die Logistik dafür wurde in der Pandemie geschaffen und ist Resultat einer starken wissenschaftlichen Vernetzung.
Bergthaler und sein Team sind hier bereits seit langem eingebunden und führen die Sequenzierungen durch. Wissenschaftlich setzen sich die Forscher momentan stark mit der Frage auseinander, welche weiteren Erregerspuren man in Abwasserproben robust nachweisen kann und wie diese Informationen für das Gesundheitssystem genützt werden können.
Gespräche zu etwaigen inhaltlichen Ausweitungen von Fall- und Abwasser-basierten "Surveillancesystemen" gebe es. Idealerweise würde so ein Ansatz - den Empfehlungen der EU-Gesundheitsbehörde ECDC zufolge - auch Influenza-Viren sowie weitere Erreger von Atemwegserkrankungen umfassen. Es wäre wünschenswert, wenn Österreich zu den ersten Ländern gehört, die so etwas einführen, meinte der Virologe.
Hier wäre SARS-CoV-2 miteingeschlossen, aber nicht der einzige Schwerpunkt. Denn vor allem in den vergangenen Monaten waren es eher andere Krankheiten, die in den Spitälern für hohe Belegungszahlen sorgten, gibt Bergthaler zu bedenken: "Der große Wurf, der kommen sollte, ist, dass man diese Surveillance nicht für SARS-CoV-2-spezifisch, sondern für viele respiratorische Infektionserreger aufbaut."
Realisiert man so ein System tatsächlich, solle auch geklärt sein, welche Konsequenzen daran geknüpft sind, wenn etwa klar wird, dass sich eine massive Influenza-Welle aufbaut. Die entscheidende Herausforderung sei hier, wie man im Sinne der primären Prävention Infektionswellen frühzeitig erkennen und abschwächen könnte, "anstatt nur in der Rückschau aufzuschlüsseln, was passiert ist".
Genau das will man im Rahmen des Corona-Beratungsgremium Gecko in der Zeit bis zum Auslaufen des Mandats Ende Juni unter anderem tun. Die Erkenntnisse aus der kritischen Rekapitulation der bewegten Zeit sollen für künftige Überlegungen zur evidenzbasierten politischen Beratung genutzt werden, so Gecko-Mitglied Bergthaler. Auch das wäre eine Möglichkeit, aus der Pandemie längerfristig zu lernen.
Zusammenfassung
- Die Ansage, dass man trotzdem weiter auf Monitoring setze, sei positiv.
- Seit rund einem Jahr läuft das System im aktuellen Verbund, der Vertrag ist auf insgesamt vier Jahre anberaumt.