APA/HELMUT FOHRINGER

Wo die Parteien besonders gut abschnitten - und wo nicht

Europaweit brachte die EU-Wahl einen Rechtsruck. In Österreich ist die FPÖ erstmal bei einer bundesweiten Wahl auf Platz 1 gelandet. Welche Ergebnisse sind überraschend, wo sind die Hochburgen der Parteien und wie wurde in der Heimat der Spitzenkandidat:innen abgestimmt?

Europa rückt nach rechts. Die Konservativen bleiben insgesamt vorne, die Rechtsaußenparteien gehen aber als die großen Gewinner hervor.

Marine Le Pens rechtsextreme Partei Rassemblement National (RN) dürfte in Frankreich rund doppelt so viele Stimmen geholt haben wie Emmanuel Macrons Lager. Der Präsident kündigte Neuwahlen des Parlaments an. 

AfD im Osten am stärksten

In Italien siegten die Fratelli d'Italia von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, die ihren Ursprung in einer postfaschistischen Bewegung haben, mit großem Abstand. In Deutschland wurde die Ampelregierung abgestraft, die rechtspopulistische AfD wird zweitstärkste Kraft, im Osten sogar stärkste. Auch in Spanien legten die Rechtspopulisten zu, in Belgien zwei nationalistische Parteien.

Einen Gegentrend gibt es in Portugal, wo die Sozialisten gewannen und die Rechtspopulisten verloren und in Schweden, Dänemark und Finnland, wo linke und grüne Parteien zu den Gewinnern zählen.

Ein skurriles Ergebnis meldete hingegen Zypern - für den Inselstaat wird ein parteiloser YouTuber ins EU-Parlament einziehen. Wofür er steht, ist nicht recht bekannt, er ist aber bekennender Fan von Elon Musk.

Die skurrilsten Ergebnisse aus Österreich

Aber zurück nach Österreich -  und zwar in das 100-Einwohner-Dorf Spiss in Tirol. Hier holte die FPÖ ihr bestes Ergebnis. Rund 70 Prozent der Stimmen gingen an die Blauen - ein Plus von 50 Prozentpunkten. Wahlberechtigt sind hier 73 Menschen, davon gingen nur 20 zur Wahl. Spiss ist übrigens auch die Gemeinde mit der niedrigsten Impfquote Österreichs.

Das zweitbeste Ergebnis fuhr die FPÖ in St. Georgen am Fillmannsbach im oberösterreichischen Innviertel ein. In der 450 Einwohner-Gemeinde kamen die Blauen auf rund 56,5 Prozent. Dahinter kommt die rund 1500-Einwohner-Gemeinde Stall im Kärntner Bezirk Spittal an der Drau mit 56,2 Prozent.

Generell punkteten die Blauen eher im ländlichen Bereich. In keiner Landeshauptstadt landeten die Blauen auf Platz 1. Im Wiener Innenstadtbezirk Neubau erreichten die Freiheitlichen nur 7,9 Prozent. Aber auch die Vorarlberger Gemeinde Damüls erteilte Harald Vilimsky eine Absage - er holte hier nur 5,4 Prozent. 

Vilimsky wuchs in Wien-Favoriten auf. Hier bekam die FPÖ 26,33 Prozent und landete eindeutig auf dem zweiten Platz hinter der SPÖ. In Villach, der Heimat von Bundesparteichef Herbert Kickl, landete die FPÖ mit 32,5 Prozent vor der SPÖ, die auf 29,92 Prozent kam. 

Rekord für die ÖVP

Die ÖVP wiederum fuhr ihr bestes Ergebnis in der Gemeinde Gramais im Bezirk Reutte in Tirol ein. Ein Rekord. Auf 96,2 Prozent kommen die Schwarzen in dem Ort - das entspricht dort 25 Stimmen. Eine Person wählte dort die SPÖ - die anderen Parteien bekamen gar keine Stimmen. 

Weitere hohe Ergebnisse fuhr die ÖVP in weiteren Tiroler Ortschaften ein - etwa 79,4 Prozent in 100-Seelen-dorf Pfafflar. Am schlechtesten schnitten die Konservativen in Golling an der Erlauf (7,3 Prozent) im niederösterreichischen Bezirk Krems ab, im steirischen Vordernberg (7,8 Prozent) oder im Wiener Bezirk Rudolfsheim-Fünfhaus (9,4 Prozent) ab. 

In Vorau in der Steiermark, wo Spitzenkandidat Reinhold Lopatka her ist, holte dieser stattliche 47 Prozent - und landete weit vor der FPÖ auf Platz 1. Bundeskanzler Karl Nehammer ist in Wien-Hietzing zu Hause - auch dort wurde die ÖVP mit 23,4 Prozent vor SPÖ, NEOS und Grünen Erster.

Babler gewinnt in Traiskirchen dazu

Die SPÖ wiederum dominiert zwei Bundesländer: Wien und das Burgenland. Ein Plus vorne haben die Roten allerdings auf Bundesländerebene nur Tirol, Vorarlberg und Salzburg.

Ihr Top-Ergebnis holten die Sozialdemokraten in der burgenländischen Gemeinde Tschanigraben - von rund 65 Einwohner:innen wählten 62,2 Prozent die SPÖ. Obertraun in Oberösterreich und Hirm im Burgenland sind ebenfalls Hochburgen. Keine Stimmen bekamen die Roten in Großhofen in Niederösterreich sowie in Namlos und Spiss in Tirol.  

Als Andreas Schieders politische Heimat zählt der Wiener Bezirk Penzing, wo die SPÖ auf 29 Prozent kam und auf Platz 1 vor den Grünen landete. In Traiskirchen, der Heimatgemeinde von Andreas Babler, wo dieser auch Bürgermeister ist, gewann die SPÖ über sechs Prozentpunkte dazu und erreichte mit 38,2 Prozent Platz 1. 

Schilling abgestraft

Grüne Hochburg bleibt der Wiener Bobo-Bezirk Neubau - 30,5 Prozent machten sie hier. Besonders stark sind die grünen auch im Nachbarbezirk Mariahilf und in Wien-Margareten. Besonders schlecht sind die Grünen in der ÖVP-Fangemeinde Gramais und in der FPÖ-Hochburg Spiss.

Wie es aussieht, dürften viele Grünen-Wähler:innen die Spitzenkandidatin, die Wienerin Lena Schilling, abgestraft haben. Im Vorzugsstimmen-Ranking aus Wien nimmt die Listenerste nur den zweiten Platz ein - mit deutlichem Abstand.

Auf Listenplatz 2 befand sich Thomas Waitz, der geborene Wiener ist Bio-Bauer im steierischen Leutschach an der Weinstraße, wo die Grünen allerdings unterdurchschnittlich auf 6,3 Prozent kamen - die FPÖ gewann haushoch mit 43 Prozent. 

NEOS punkten in Vorarlberg und um Wien

Die Hochburgen der NEOS wiederum ist in einigen Vorarlberger Gemeinden zu finden. In Lech am Arlberg erreichten die Pinken etwa 22,1 Prozent. Im niederösterreichischen Gießhübel erreichten die Liberalen 21,4 Prozent. In einigen Tiroler Gemeinden holten die NEOS hingegen gar keine Stimmen. 

Spitzenkandidat Helmut Brandstätter wuchs in Wien-Mariahilf auf, wo er 15,8 Prozent holte. Beate Meinl-Reisinger wuchs im ersten Bezirk auf, wo die NEOS mit rund 21 Prozent hinter der ÖVP zweite wurden. 

Die Hochburgen der KPÖ bleiben hingegen Graz und Salzburg - und einige Wiener Bezirke. Bei den Impfskeptikern der DNA ist die eindeutige Hochburg das 70-Einwohner-Dorf Kaisers in Tirol, wo die Kleinpartei auf 25,8 Prozent kam. 

Analyse: EU-Wahl bringt Rechtsruck

ribbon Zusammenfassung
  • Europaweit brachte die EU-Wahl einen Rechtsruck.
  • In Österreich ist die FPÖ erstmal bei einer bundesweiten Wahl auf Platz 1 gelandet.
  • Welche Ergebnisse sind überraschend, wo sind die Hochburgen der Parteien und wie wurde in der Heimat der Spitzenkandidat:innen abgestimmt?