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Ermittlungen gegen Palliativarzt in Berlin ausgeweitet

Bei Ermittlungen gegen einen Berliner Palliativmediziner, der mindestens acht Menschen getötet haben soll, werden weitere Patientenakten überprüft. Die eigens für den Fall eingerichtete Ermittlungsgruppe des Morddezernats im Berliner Landeskriminalamt (LKA) hat dabei nach Informationen der "Bild"-Zeitung mehr als 40 Patienten identifiziert, die ebenfalls als Opfer infrage kommen könnten. Der Mediziner sitzt seit Anfang August in Untersuchungshaft.

Sebastian Büchner, Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, bestätigte die Zahl zunächst nicht. Bereits vor einer Woche hieß es jedoch, dass weitere Fälle überprüft werden. "Die Sichtung der Patientenakten dauert an", sagte Büchner. "Ob und gegebenenfalls wie viele weitere mögliche Fälle es gibt, ist nach wie vor Teil der laufenden Ermittlungen."

Ursprünglich stand der 40-Jährige im Verdacht, vier Patientinnen im Alter zwischen 72 und 94 Jahren in deren Wohnungen getötet zu haben. Inzwischen geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass der Arzt mindestens acht Menschen getötet habe. Sie ermittelt inzwischen wegen Mordes, wie die Behörde vergangenen Donnerstag mitteilte. Als Motiv sieht sie "Mordlust".

Der Mediziner soll die Taten im Rahmen seiner Tätigkeit für einen Pflegedienst begangen haben. Palliativärzte begleiten schwerstkranke Menschen, um deren Schmerzen zu lindern. Die betroffenen Patienten befanden sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft zum Tatzeitpunkt nicht in einer akuten Sterbephase.

Ausgelöst wurden die Ermittlungen durch die Brände, die der Mediziner gelegt haben soll, um die Tötung der Patienten zu verdecken. Die Polizei ermittelte wegen Brandstiftung mit Todesfolge. Dabei geriet zunehmend der Arzt in den Fokus. Dazu beigetragen haben laut Staatsanwaltschaft Hinweise des Pflegedienstes, für den der Beschuldigte gearbeitet hatte.

Zunächst ging es um vier Fälle im Zeitraum von 11. Juni und 24. Juli 2024. Nachdem Unterlagen von weiteren Patienten des Arztes ausgewertet sowie zwei weitere Leichen ausgegraben und von der Gerichtsmedizin untersucht wurden, geht die Staatsanwaltschaft von weiteren vier Opfern aus. Demnach soll der Arzt auch für den Tod von zwei Frauen im Alter von 61 und 70 Jahren sowie von zwei 70 und 83 Jahre alten Männern verantwortlich sein. Er soll ihnen jeweils ein "Gemisch verschiedener Medikamente" verabreicht haben.

In der Vergangenheit gab es immer wieder Todesfälle in Kliniken oder Pflegeeinrichtungen, die für Schlagzeilen sorgten. Die bisher wohl größte Mordserie der deutschen Nachkriegsgeschichte dürfte der Fall von Ex-Pfleger Niels Högel in Niedersachsen sein. Er wurde 2019 wegen 85 Morden zu lebenslanger Haft verurteilt. Das Motiv für die Taten blieb unklar.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Ermittlungen gegen einen Berliner Palliativarzt, der mindestens acht Menschen getötet haben soll, wurden ausgeweitet. Über 40 Patientenakten werden derzeit von der Ermittlungsgruppe des Berliner LKA überprüft.
  • Der Mediziner, der seit August in Untersuchungshaft sitzt, soll die Taten im Rahmen seiner Tätigkeit für einen Pflegedienst begangen haben. Ursprünglich standen vier Fälle im Verdacht, nun geht die Staatsanwaltschaft von acht Opfern aus.
  • Die Ermittlungen wurden durch Brände ausgelöst, die der Arzt gelegt haben soll, um die Tötung der Patienten zu verdecken. Zwei weitere Leichen wurden exhumiert, was zu weiteren Verdächtigungen führte.