Weitere Erdbeben in Kroatien - Sieben Todesopfer

Ein Beben der Stärke 6,3 auf der Richterskala ist am Dienstag unweit von Zagreb registriert worden. Am Mittwoch haben zwei weitere Erdstöße das Gebiet um die Kleinstädte Sisak und Petrinja erschüttert.

Das starke Beben, das am Dienstag Zentralkroatien erschüttert hatte, hat sieben Menschenleben gefordert. Ein zwölfjähriges Mädchen ist in der Kleinstadt Petrinja, wo das Zentrum des Erdstoßes lag, getötet worden. Mindestens 26 Menschen - sechs davon schwer - wurden verletzt, bestätigte das Innenministerium. 

Am Mittwoch haben zwei weitere Erdstöße das Gebiet um die Kleinstädte Sisak und Petrinja erschüttert. Das European-Mediterranean Seismological Centre (EMSC) gab die Stärken mit 4,8 und 4,6 an. Die Epizentren lagen erneut rund 45 Kilometer südöstlich von Zagreb. Von neuen Opfern wurde zunächst nichts bekannt.

Schwere Schäden in Petrinja

Petrinja mit rund 25.000 Einwohnern, war durch das Beben am Dienstag mit der Stärke von 6,3 stark beschädigt worden. Die Hälfte der Stadt sei zerstört, sagte Bürgermeister Darinko Dumbovic. Bilder aus dem Stadtzentrum, das am schwersten getroffen wurde, zeigten eingestürzte Häuser und komplett zerstörte Dächer. Auch ein Kindergarten wurde Berichten zufolge zerstört. Zum Zeitpunkt des Bebens, das sich gegen 12.20 Uhr ereignete, waren dort aber keine Buben oder Mädchen.

Neben lokalen Rettungskräften wurden auch Helfer aus anderen Teilen des Landes für Petrinja mobilisiert. Unter anderem machten sich auch Bergretter mit Spürhunden auf den Weg in die Stadt. Die Militäreinheiten, die in Petrinja stationiert sind, kamen ebenfalls zur Hilfe. In der Kaserne könnten jene Einwohner, deren Häuser unbewohnbar wurden, untergebracht werden, sagte Staatspräsident Zoran Milanovic, der die Stadt besuchte. Auch Premier Andrej Plenkovic und mehrere Minister waren gekommen.

Über 1.000 Gebäude zerstört

In Zentralkroatien seien bei dem Erdbeben am Dienstag mehr als 1.000 Gebäude im Gebiet von Petrinja, Sisak und Glina komplett zerstört worden, mindestens so viele seien beschädigt, sagte der Verantwortliche der Region Sisak-Moslavina, Ivo Zinic, am Mittwoch zum Regionalsender "N1". 

Bilder aus den betroffenen Gebieten, die ohnehin zu den ärmsten Teilen des Landes zählen, zeigten enorme Schäden. Zahlreiche Häuser sind dem Boden gleichgemacht, anderswo wurden die Dächer notdürftig repariert. Die Zerstörung wird mit dem Kroatien-Krieg (1991-1995) verglichen, viele Menschen haben nach dem Krieg nun zum zweiten Mal ihre Häuser verloren. In Glina und Umgebung gab es am Mittwoch keine Wasserversorgung, wegen beschädigter Leitungen waren Teile von Petrinja nach wie vor ohne Strom.

Insgesamt 38 Erdstöße

Insgesamt seien in den vergangenen 49 Stunden in Kroatien 38 Erdstöße verzeichnet worden, berichtete das Nachrichtenportal "jutarnji.hr". Bereits am Montag hatte die Erde zum ersten Mal gebebt. Erdstöße der Stärke 5,2 und 5,0 hatten zunächst nur Sachschaden angerichtet.

Kroatische Seismologen rechnen mit weiteren Beben. In Petrinja verbrachten viele Menschen die Nacht auf Mittwoch aus Angst vor weiteren Erdstößen im Freien oder in ihren Autos, berichteten kroatische Medien.

Krankenhaus in Sisak geräumt

Erhebliche Schäden wurden am Dienstag auch aus der nahegelegenen Stadt Sisak berichtet, die rund 15 Kilometer entfernt von Petrinja liegt. Das Krankenhaus musste geräumt werden, berichtete das Regionalsender N1. Alle bis auf ein Gebäude seien durch das Beben beschädigt worden, die Patienten wurden nach Zagreb gebracht, hieß es. Nach Angaben des Gesundheitsministers Vili Beros soll die Armee beim Transport aushelfen. Das Krankenhaus in Sisak hat trotzdem 20 verletzte Personen aus Petrinja aufgenommen, darunter zwei Schwerverletzte.

In der rund 50 Kilometer entfernten Hauptstadt Zagreb wurden ebenfalls Gebäude beschädigt. Die Menschen, die noch das schwere Beben vom März in Erinnerung haben, flüchteten auf die Straßen. Telefon- und Stromleitungen wurden in Teilen des Landes unterbrochen, betroffen war auch Zagreb.

Atomkraftwerk in Slowenien abgeschaltet

Nach dem Erdbeben wurde das slowenische Atomkraftwerk Krsko, das rund 80 Kilometer Luftlinie vom Epizentrum des Erdbebens entfernt liegt, präventiv abgeschaltet. Das sei ein übliches Verfahren bei Beben von einer solchen Stärke, hieß es aus dem AKW zur slowenischen Nachrichtenagentur STA.

Der slowenische Infrastrukturminister Jernej Vrtovec betonte via Twitter, dass die Sicherheit nicht gefährdet sei. Die erste Überprüfung im AKW hätte keine Auswirkungen des Bebens gezeigt, hieß es. In der Anlage wird eine Prüfung aller Systeme durchgeführt, die Wiederinbetriebnahme ist binnen 24 Stunden geplant.

Erdbeben auch in Österreich zu spüren

Auch außerhalb Kroatiens war das Erdbeben deutlich spürbar. In Graz etwa wackelten rund zwei Minuten nicht nur hohe Gebäude, auch in massiven Altbauten mit nur einem Geschoß waren die wellenartigen Bewegungen deutlich zu spüren. Christbaumkugeln und Glasschiebetüren wackelten, Fenster und Möbel knarrten. Das Beben war wesentlich deutlicher wahrnehmbar als noch jenes im Frühjahr in der Nähe von Zagreb. Außerdem hielten die Erdstöße länger an. Sogar in Wien gab es Berichte, dass die Wände wackelten.

Bereits in der ersten Stunde nach dem Beben erreichten die ZAMG mehr als 200 Wahrnehmungsberichte aus Österreich. Der Erdbebendienst der ZAMG ersuchte die Bevölkerung, das Wahrnehmungsformular auf der Website http://www.zamg.ac.at/bebenmeldung auszufüllen.

ribbon Zusammenfassung
  • Ein Beben der Stärke 6.4 auf der Richterskala ist am Dienstag unweit von Zagreb registriert worden.
  • Mindestens sieben Menschen waren ums Leben gekommen, unter ihnen ein zwölfjähriges Mädchen. Mindestens 26 Menschen - sechs davon schwer - wurden verletzt, bestätigte das Innenministerium.
  • Am Mittwoch haben zwei weitere Erdstöße das Gebiet um die Kleinstädte Sisak und Petrinja erschüttert.
  • Insgesamt seien in den vergangenen 49 Stunden in Kroatien 38 Erdstöße verzeichnet worden, berichtete das Nachrichtenportal "jutarnji.hr".
  • Auch außerhalb Kroatiens war das Erdbeben deutlich spürbar. In Graz etwa wackelten rund zwei Minuten nicht nur hohe Gebäude, auch in massiven Altbauten mit nur einem Geschoß waren die wellenartigen Bewegungen deutlich zu spüren.