Enns ist seit 15 Jahren entschleunigte "Città Slow"
Als langsame Stadt, wie das Logo der Initiative - eine Schnecke - suggeriert, will Deleja-Hotko Enns jedoch nicht verstanden wissen. Vielmehr gehe es darum, zu fragen "Wofür nehmen wir uns Zeit?" In diesem Sinne wolle man sich als Mitglied von "Città Slow" auf die eigenen Stärken besinnen und darauf, was Enns ausmache.
Nach 15 Jahren sei die Initiative stellenweise etwas eingeschlafen, räumt der Ortschef ein: "Man muss immer wieder nachschärfen". Gerade sei man mitten in einem Strategieentwicklungsprozess für die nächsten 15 Jahre. Die "Città Slow"-Mitgliedschaft - jährlich bezahlt die Stadt dafür 1.500 Euro - sei jedenfalls Teil davon. Herausforderung sei es weiterhin, nach innen zu wirken, so Deleja-Hotko, denn die Ennserinnen und Ennser verbänden oft nicht viel mehr als einige wenige Veranstaltungen mit der Initiative - etwa die "cittamusica", bei der im Sommer der Ennser Stadtplatz mit Musik unterschiedlichster Genres bei freiem Eintritt bespielt wird. Viel bekannter sei das Konzept hingegen bei Auswärtigen: "Je weiter die Touristen weg sind, desto eher wissen sie, dass Enns "Città Slow"-Stadt ist", so der Bürgermeister.
"Città Slow", 1999 in Orvieto gegründet, basiert auf der Idee des "Slow Food" und damit der Suche nach Lebensqualität beim Geschmack. Die Vereinigung will weitergehen und versteht sich als Gegenbewegung zu Verkehrslärm, Hektik und schlechtem Geschmack. In direktem Kontakt mit der Bevölkerung sollen ein stärkeres Bewusstsein und eine neue Wertschätzung für die Region geprägt werden. Neben zahlreichen italienischen Städten zählt die Vereinigung laut ihrer Homepage derzeit 287 Mitgliedsstädte aus 33 Ländern, darunter etwa Deutschland, Norwegen und Großbritannien aber auch Kolumbien, China oder Mosambik.
Insgesamt müssen "Città Slow"-Städte Kriterien aus sieben Themenbereichen erfüllen: Energie und Umweltpolitik, Infrastrukturpolitik, urbane Lebensqualität, landwirtschaftliche, touristische und handwerkliche Erzeugnisse, Gastfreundschaft, sozialer Zusammenhalt sowie Zusammenarbeit innerhalb der Bewegung. Angesprochen auf den Teilbereich Umwelt bzw. Klima fallen Deleja-Hotko viele Initiativen ein, die in Enns umgesetzt werden: So wurde jüngst eine eigene Klimaschutzkoordinatorin angestellt, außerdem wurde der Ausstieg aus fossilem Gas hin zu Fernwärme in allen öffentlichen Gebäuden schon vor Jahren beschlossen und weitgehend umgesetzt. Auch werden beispielsweise auf allen öffentlichen Neubauten Photovoltaikanlagen angebracht und auf eine Verdichtung des städtischen Raumes gesetzt, um die Versiegelung neuer Flächen möglichst zu verhindern, so der Ennser Bürgermeister.
Zusammenfassung
- Seit 15 Jahren ist die oberösterreichische Stadt Enns Mitglied der italienischen "Città Slow"-Bewegung und hat sich damit der Entschleunigung und der Steigerung der Lebensqualität verschrieben.
- Bürgermeister Christian Deleja-Hotko (SPÖ) hält das Konzept nach all den Jahren für "zeitgemäßer denn je".
- Mitglied in der Bewegung zu sein, sei "kein Marketinggag", sondern solle ein "Lebensgefühl erzeugen", so das Stadtoberhaupt im APA-Gespräch.