APA/APA/AFP/Archiv/ZINYANGE AUNTONY

CARE-Krisenreport - Andauernde Not interessiert wenig

14. Jan. 2025 · Lesedauer 4 min

Die schlimmste Dürre seit Jahrzehnten hat in dem südwestafrikanischen Land Angola eine Krise ausgelöst, bei der 2,2 Millionen Menschen mit Hilfsgütern versorgt werden müssen. Darüber zu lesen war im vergangenen Jahr gerade einmal in 1.956 Online-Artikeln weltweit. Angola führt damit zum dritten Mal in Folge den Krisenreport der Hilfsorganisation CARE an, in dem es um die Krisen und Katastrophen geht, über die im abgelaufenen Jahr am wenigsten berichtet wurde.

Der Bericht ist heuer zum neunten Mal erschienen, vom 1. Jänner bis zum 30. September 2024 wurden dafür 5,6 Millionen Online-Artikel in den Sprachen Englisch, Französisch, Spanisch, Arabisch und Deutsch ausgewertet. Alle zehn Krisen, die es am wenigsten in die Öffentlichkeit geschafft haben, finden auf dem afrikanischen Kontinent statt und haben es zusammen auf nicht einmal 90.000 Online-Berichte geschafft. Die Wiedervereinigung der Britpop-Band Oasis schlug sich in 125.698 Online-Artikeln nieder.

Insgesamt sind rund 35 Millionen Menschen - rund viermal die Bevölkerung Österreichs - von den zehn vergessenen Katastrophen betroffen. "Doch Zahlen erfassen nicht das Ausmaß des menschlichen Leids", sagte Andrea Barschdorf-Hager, Geschäftsführerin von CARE Österreich, bei einer Pressekonferenz zur Veröffentlichung des Reports. "In diesen stillen Katastrophen kämpfen Familien täglich ums Überleben, oft ohne ausreichend Zugang zu humanitärer Hilfe oder internationaler Unterstützung. Hinzu kommt, dass es den betroffenen Regionen oft an Stabilität fehlt, um die Herausforderungen zu bewältigen." Barschdorf-Hager räumte auch ein, dass die Spendenbereitschaft im Abnehmen sei. Eines der Merkmale der wenig beachteten Katastrophen ist, dass sie meist chronisch sind, seit mehreren Jahren andauern, ohne signifikante Verbesserung der Situation und in vielen Fälle mit einer Zuspitzung der Situation.

Ein gutes Beispiel dafür ist die Zentralafrikanische Republik, heuer auf Rang zwei: Das Land leidet seit mehr als einem Jahrzehnt unter Konflikten, die zu Vertreibung und einer schwierigen Versorgungslage führten. Im Krisenreport schien die Zentralafrikanische Republik bisher noch in jeder Ausgabe auf. Auf Platz drei folgte der Inselstaat Madagaskar, wo Hunger und Armut durch extreme Wetterereignisse wie Fluten, Wirbelstürme und Dürre verstärkt werden.

Chikondi Chabvuta, politische Beraterin für das südliche Afrika bei CARE Malawi (Platz acht im Bericht), sprach von der Notwendigkeit, "Sichtbarkeit" zu schaffen. Als der Zyklon "Idai" das Land schwer verwüstete, habe man die Öffentlichkeit gehabt, denn "das war etwas Neues". Barschdorf-Hager ergänzte: "Wir brauchen eine neue Erzählung." Wenn die Leser, Zuseher, Zuhörer eine Katastrophenmüdigkeit aufweisen, solle man ihnen Positivgeschichten bringen, etwa über die Auswirkungen der Arbeit von Hilfsorganisationen wie CARE, die das Leben der Menschen in dem jeweiligen Krisengebiet verbessert.

Als roter Faden durch den Report zieht sich auch heuer, dass neben Konflikten und Gewalt der Klimawandel praktisch immer ein Treiber der Krisen ist. Ob Angola, Madagaskar oder auch andere der gelisteten Krisenstaaten wie Burundi, Malawi, Sambia und Mosambik, ob Dürre, Überschwemmungen und Zyklone - die Folgen der Klimaerwärmung trifft die Menschen in diesen Staaten, die das Leben ohnehin unter meist prekären Bedingungen meistern müssen, besonders schwer. So schilderte etwa Juvenal Afurika, CARE-Länderdirektor in Burundi: "Schon vor den Überschwemmungen war die Region arm. Nun wurden viele Menschen noch tiefer in die Armut gestürzt. Das Wenige, das sie besaßen, wurde einfach weggespült."

"Länder, die am wenigsten zur Klimakrise beitragen, zahlen die Rechnung. Wir müssen diese Krise in den Zusammenhang stellen", forderte Chabvuta. Wichtig sei, über die Auswirkungen des Klimawandels auf die Menschen zu berichten. Allerdings sei der Zugang in die Krisenregionen für Journalisten oft schwierig. Hilfreich wäre daher unter anderem die Vernetzung mit lokalen NGOS, bei der Hilfsorganisationen wie CARE helfen können.

Barschdorf-Hager zeigte sich in Bezug auf Österreich optimistisch, dass auch jetzt, wo Sparen die öffentliche Diskussion beherrscht, ausreichend Möglichkeiten zur Finanzierung der Hilfsprojekte vorhanden sind. Sie verwies unter anderem auf die gute Partnerschaft mit der Austrian Development Agency (ADA) und die gute Zusammenarbeit mit der EU. In Gesprächen mit politisch Verantwortlichen könne man auch auf die positiven Auswirkungen des internationalen Ansehens Österreichs durch ein entsprechendes humanitäres Engagement verweisen.

ribbon Zusammenfassung
  • Die schlimmste Dürre seit Jahrzehnten in Angola hat eine humanitäre Krise ausgelöst, die 2,2 Millionen Menschen betrifft und dennoch nur in 1.956 Online-Artikeln im letzten Jahr thematisiert wurde.
  • Der CARE-Krisenreport zeigt, dass insgesamt 35 Millionen Menschen von den zehn am wenigsten beachteten Katastrophen betroffen sind, die alle auf dem afrikanischen Kontinent stattfinden.
  • Trotz der Dringlichkeit der Krisen nimmt die Spendenbereitschaft ab, und es gibt Schwierigkeiten beim Zugang zu den betroffenen Regionen für Journalisten, was die Berichterstattung einschränkt.