APA/ROLAND SCHLAGER

12-Jährige missbraucht: 16-Jähriger freigesprochen

Weil er zwischen Jänner und Februar 2023 - das genaue Datum des angeblichen Übergriffs ist nicht bekannt - ein damals zwölf Jahre altes Mädchen in einem Parkhaus in Wien-Favoriten vergewaltigt haben soll, ist am Donnerstag am Landesgericht gegen einen 16-jährigen Burschen verhandelt worden. Er wurde freigesprochen.

Der Fall der mittlerweile 13-Jährigen hatte im Vorjahr für mediales Aufsehen gesorgt. Die Staatsanwaltschaft Wien ermittelt gegenüber ein Dutzend minderjährige Burschen und einen 19-Jährigen wegen schweren sexuellen Missbrauchs von Unmündigen (§ 206 StGB), weil sie das Mädchen im Antonspark in Favoriten kennengelernt und sich in weiterer Folge an der Unmündigen vergangen haben sollen.

Ein 16-Jähriger, der im Zusammenhang mit einer mutmaßlichen Vergewaltigung der 12-Jährigen stand, wurde freigesprochen. Auch zu einer mitangeklagten angeblichen geschlechtlichen Nötigung erging ein eindeutiger Freispruch. Die Entscheidung ist nicht rechtskräftig.

12-Jährige missbraucht: Freispruch für 16-Jährigen

Der Schöffensenat kam nach dem Beweisverfahren zum Schluss, dass es zwischen dem Angeklagten und dem Mädchen Anfang 2023 zwar zu Sex gekommen war. Dieser sei aber "völlig einvernehmlich" gewesen, stellte die vorsitzende Richterin fest. Es habe keine Gewalt gegeben. Für den Jugendlichen sei "nicht erkennbar" gewesen, dass das Mädchen damit nicht einverstanden war.

Der Jugendliche, der sich am Donnerstag vor einem Schöffensenat zu verantworten hatte, hat mit dieser Gruppe insofern nichts zu tun, als das Mädchen ihn im Helmut-Zilk-Park angesprochen hatte, als er im dortigen Motorikpark trainierte.

"Sie muss mich verwechseln" 

Sie habe ihn nach seinem Snapchat gefragt, schilderte der 16-Jährige. Er habe sie dann noch zwei bis drei Mal im Park gesehen, es sei aber nie zu sexuellen Handlungen oder gar Geschlechtsverkehr gekommen.

"Sie muss mich verwechseln", betonte der Angeklagte. Er habe mit dem Mädchen nie Sex gehabt. Er habe sie auch nicht am 26. April 2023 zu Oralsex überreden wollen.

Als ihm ein offenbar unter Jugendlichen kursierendes Video gezeigt wurde, das andere Burschen beim Sex mit der Zwölfjährigen zeigte, habe er sie von seiner Kontaktliste gelöscht: "Es war ein schlechtes Video."

Laut Anklage soll die 12-Jährige den Angeklagten in ein Parkhaus begleitet haben, wo er sie zunächst küsste. Dann sollen sich die beiden in die letzte Etage begeben haben, wo er das Mädchen aufgefordert haben soll, sich auszuziehen.

Dann soll er sie an der Hüfte gepackt, gegen eine Wand gedrückt und mit ihr den Geschlechtsverkehr vollzogen haben. Die 12-Jährige habe sich "aus Angst und mangels Fluchtmöglichkeit" dagegen nicht gewehrt, sagte die Staatsanwältin.

Das Mädchen war im Ermittlungsverfahren kontradiktorisch vernommen worden, was ihr einen Auftritt als Zeugin in der Hauptverhandlung erspart.

Bei dieser Befragung habe sie nie von Gewalt gesprochen, legte Verteidiger Andreas Reichenbach dar.

Er beklagte eine "unglaubliche Vorverurteilung" seines Mandanten, der "von allen Seiten als Vergewaltiger beschimpft" worden sei. Der Rechtsvertreter des Mädchens, der sich dem Strafverfahren als Privatbeteiligter angeschlossen hatte, habe eine "Opferinszenierung, wie ich sie selten gesehen habe", betrieben.

Die Missbrauchsvorwürfe seien "teilweise an den Haaren herbeigezogen", hielt Reichenbach fest.

Das Mädchen hätte mit rund 30 Burschen sexuelle Kontakte gehabt, als ihr damaliger Freund davon und vom Umstand, dass davon teilweise Videomaterial existierte, erfuhr, sei Anzeige gegen einen Teil der Jugendlichen erstattet worden. "Sie hat aus Scham gesagt, es war doch nicht freiwillig", führte Reichenbach aus.

Chats sollen 16-Jährigen entlasten

Der Verteidiger legte Chats vor, die seinen Mandanten in seinen Augen entlasten. Am 19. Mai 2023 hatte der Bursch dem Mädchen eine Nachricht geschrieben, wonach "jeder sagt, dass du sagst, dass..." er sinngemäß mit ihr Sex gehabt habe. Darauf erhielt er folgende Antwort: "Ich hab nicht. Wer sagt. Na."

Der Angeklagte - ein Syrer, der in Österreich die Volksschule, anschließend vier Klassen einer Mittelschule absolviert hat und nun eine Höhere Schule für Wirtschaft besucht - stellte auch in Abrede, Ende April über Instagram von der Zwölfjährigen Oralsex verlangt und im Gegenzug in Aussicht gestellt zu haben, Videos zu löschen, die sie bei sexuellen Handlungen zeigten.

Jemand anderer habe seinen Instagram-Account benutzt. Im Übrigen habe er gar keine Videos mit der Zwölfjährigen besessen.

Video: 12-Jährige missbraucht

ribbon Zusammenfassung
  • Weil er zwischen Jänner und Februar 2023 - das genaue Datum des angeblichen Übergriffs ist nicht bekannt - ein damals zwölf Jahre altes Mädchen vergewaltigt haben soll, ist am Donnerstag am Landesgericht gegen einen 16-Jährigen verhandelt worden.
  • Er wurde freigesprochen.