Burn-OutAPA/dpa-Zentralbild/Oliver Killig

Burn-Out: 40 Prozent der Erwachsenen haben Anzeichen

Die österreichische Gesellschaft sollte mehr auf die psychische Gesundheit achten. Eine wissenschaftliche Untersuchung hat ergeben, dass mehr als 40 Prozent der Erwachsenen Anzeichen des Burn-Out-Syndroms aufweisen.

"Burn-Out - Modeerscheinung oder Volkskrankheit", lautete der Titel der Veranstaltung des Instituts für Sozialästhetik und Psychische Gesundheit der Sigmund Freud Privatuniversität gemeinsam mit dem Erwin Ringel Stiftungsfonds am vergangenen Samstag in Wien mit mehr als hundert Teilnehmern.

Musalek, nach vielen Jahren an der Spitze des Anton Proksch Instituts nunmehr Leiter der Einrichtung an der Privatuniversität: "Burn-Out findet sich nicht unter den psychiatrischen Krankheitsdiagnosen. Der Grund dafür liegt darin, dass Burn-Out im Gesunden beginnt und in einem späteren Stadium zur Krankheit wird." Im internationalen Krankheits-Klassifizierungssystem ICD wird das Syndrom als ein Zustand aufgeführt, der schließlich zu einer vermehrten Inanspruchnahme von medizinischen Leistungen führt.

Über 40 Prozent der Erwachsenen zeigen Anzeichen eines Burn-Out

Der leitende Psychologe am Anton Proksch Institut, Oliver Scheibenbogen, präsentierte bei dem Symposium die verlässlichsten Zahlen bezüglich der Verbreitung von Burn-Out in Österreich. Musalek: "Der Sozialpsychiater Johannes Wancata von der MedUni Wien hat eine große wissenschaftliche Studie zu den psychischen Erkrankungen in Österreich durchgeführt. Ein 'Seitenarm', bei dem wir mitgearbeitet haben, war Burn-Out. Mehr als 40 Prozent der erwachsenen Österreicher zeigen demnach Zeichen eines Burn-Out.

Betroffene im Stadium 1 und 2 sind etwa gleich häufig. Acht Prozent der Menschen befinden sich im Stadium 3 und sind im Rahmen ihres Burn-Out bereits psychisch krank. Frauen und Männer sind etwa gleich häufig betroffen. Frauen kommen mit schweren Belastungen an sich besser zurecht als die Männer, haben aber häufig Doppelbelastungen."

Im Stadium 1 des Burn-Out, noch ohne die Intensität einer psychiatrischen Erkrankung, kommt es vor allem zu einer Leistungsreduktion und zu Entfremdungstendenzen. Im Stadium 2 geht Burn-Out bereits mit körperlich objektiv nachweisbaren Veränderungen einher. Stadium 3 hat schließlich Krankheitsbedeutung, weil es zu starken und lang andauernden Erschöpfungszuständen kommt, die in schwere Depressionen übergehen können. 

Schlechte Arbeitsbedingungen erhöhen Burn-Out-Gefahr

Simple "Überarbeitung" bedeutet übrigens noch kein Burn-Out. "Viel Arbeit allein führt nicht zum Burn-Out. Es ist das Fehlen von positiven Rückmeldungen, eine schlechte Arbeitsatmosphäre und empfundene unfaire Behandlung, die ursächlich beteiligt sind. Besonders, wenn das eigene Wertesystem nicht mit dem Wertesystem am Arbeitsplatz in Einklang gebracht werden kann", sagte Musalek.

Auch wenn die epidemiologischen Daten von Erwachsenen stammen, Kinder und Jugendliche können laut dem Wiener Psychiater genauso betroffen sein: "Es gibt eine Reihe von Jugendlichen, die wegen des Erfolgsdrucks in einen Erschöpfungszustand und in eine Reduktion ihrer Leistungsfähigkeit hineinrutschen. Dann bekommen sie schlechte Noten in der Schule, was noch mehr Stress bedeutet und in eine Negativspirale führen kann." Betroffene entfremden von ihren Klassenkameraden, wollen nicht mehr in die Schule gehen, verweigern.

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ribbon Zusammenfassung
  • Mehr als 40 Prozent der Erwachsenen in Österreich weisen Burn-Out-Symptome auf, wie eine Studie zeigt.
  • Burn-Out beginnt ohne Krankheitswert und kann in schweren Fällen zu einer psychischen Erkrankung führen.
  • Frauen und Männer sind gleich anfällig für Burn-Out, wobei Frauen besser mit Belastungen umgehen, aber oft Doppelbelastungen erfahren.
  • Burn-Out teilt sich in drei Stadien, wobei im dritten Stadium Antidepressiva und Psychotherapie notwendig werden können.