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Kein Trinkwasser in Klagenfurt - jetzt hilft Bundesheer

Nachdem seit zumindest einer Woche das Klagenfurter Trinkwasser mit Fäkalbakterien verunreinigt ist, hilft nun das Bundesheer aus. Es mehrt sich Kritik am Krisenmanagement der Stadt.

Am vergangenen Donnerstag hatten die Stadtwerke der Kärntner Landeshauptstadt routinemäßig das Trinkwasser beprobt. Von neun Proben an einem Tag war eine aus einem Kindergarten positiv auf Enterokokken, weshalb man von einer regional begrenzten Verunreinigung ausging und nur dort Maßnahmen veranlasste.

Erst als am nächsten Tag, also dem vergangenen Freitag, dann die Ergebnisse von zwölf Proben einlangten, wurde großflächig Alarm geschlagen. Denn von diesen waren sieben Proben positiv auf Enterokokken, sie verteilten sich quer über weite Teile des Stadtgebiets.

Das Wasser in Klagenfurt ist also zumindest seit Mittwoch mit Fäkalbakterien verunreinigt. Diese können bei Kleinkindern, Senioren oder gesundheitlich angeschlagenen Menschen Durchfallerkrankungen auslösen. Es gilt die Empfehlung, das Leitungswasser im gesamten Stadtgebiet vor dem Trinken abzukochen. Die Warnung der Stadt hatte zu Hamsterkäufen von Mineralwasser in fast allen Supermärkten geführt.

Bundesheer liefert Aufbereitungsanlage

Die Stadt verteilt kostenlos Trinkwasser an Bürgerinnen und Bürger. Schulen, Kindergärten, Alters- und Pflegeheime werden direkt versorgt. Ab Donnerstag soll dabei nun das Bundesheer in einem Assistenzeinsatz aushelfen. Die Soldaten sollen Wasser bei einem Hochbehälter holen und in Klagenfurt abfüllen.

Warnung in Klagenfurt: Fäkalkeime im Trinkwasser

Am Freitag, wenn der Hochwassereinsatz in Niederösterreich beendet ist, kommt sogar eine eigene Aufbereitungsanlage nach Klagenfurt, erklärte Thomas Enenkel vom Bundesheer: "Hier werden wir Wasser von einem Hydranten zapfen, mit UV-Licht behandeln und abfüllen." Ab Samstag soll es so möglich sein, 10.000 Liter Trinkwasser pro Stunde abzufüllen. Das soll dann an die Bevölkerung verteilt oder direkt an Schulen oder Altersheime geliefert werden.

Wurde Hilfe abgelehnt?

Unterdessen mehrt sich allerdings Kritik am Krisenmanagement der Stadt. Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) kritisierte den Klagenfurter Bürgermeister Christian Scheider (Team Kärnten) in einem Brief: Er warf ihm zu wenig Transparenz vor und dass Stadt und Stadtwerke Hilfe nicht angenommen hätten, die vom Land und von Wasserverbänden angeboten worden war.

Ein Sprecher von Kaiser konkretisierte gegenüber der APA, dass die Stadt ein Unterstützungsangebot vom Katastrophenschutz des Landes am vergangenen Freitag "definitiv und nachweislich abgelehnt" habe: "Die angebotenen Unterstützungsleistungen reichten von der Koordination eines möglichen Assistenzeinsatzes des Bundesheeres, über Hilfe bei der Wasserlieferung/Paketierung bis hin zum Einsatz eines AT-Alerts (Handy-Warnung)". Das wurde auch mit einem Gesprächsprotokoll unterlegt, das der APA vorliegt.

Dem widersprach Scheider am Mittwoch vehement. Auch bei einer Sitzung mit Fachexperten des Landes am Mittwoch sei davon keine Rede gewesen. Zum Einsatz allgemein habe es vielmehr großes Lob gegeben: "Wir haben einen Römischen Einser bekommen für die Abarbeitung des Einsatzes", erklärte dazu Einsatzleiter Wolfgang Germ von der Berufsfeuerwehr.

ribbon Zusammenfassung
  • Das Klagenfurter Trinkwasser ist seit mindestens einer Woche mit Enterokokken verunreinigt, was zu Kritik am Krisenmanagement der Stadt führte.
  • Das Bundesheer hilft bei der Wasserversorgung und bringt eine Aufbereitungsanlage nach Klagenfurt, die ab Samstag 10.000 Liter Trinkwasser pro Stunde liefern soll.
  • Landeshauptmann Peter Kaiser kritisierte die Stadt für das Ablehnen von Unterstützungsangeboten des Landes, was von Bürgermeister Christian Scheider vehement zurückgewiesen wurde.
  • Die erste positive Probe wurde in einem Kindergarten entnommen, und es folgten mehrere positive Proben in verschiedenen Stadtteilen.
  • Die Stadt verteilt weiterhin kostenlos Trinkwasser, und Schulen sowie Altersheime werden direkt versorgt, während die Ursache der Verunreinigung noch untersucht wird.