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"Bestellung verschlafen": Keine RSV-Prophylaxe für Babys

Im vergangenen Winter führte das Atemwegsvirus RSV für viele Kinder zu Spitalaufenthalten, einige mussten sogar auf der Intensivstation behandelt werden. Dass es heuer ähnlich aussehen wird, ist zu befürchten. Denn in Österreich stünde ein vorbeugendes Medikament für Babys nicht zur Verfügung. Die Ärztekammer ist erzürnt, der Gesundheitsminister habe "verschlafen".

Mehr als 450 Aufnahmen wegen RSV gab es allein in einer Woche im Februar, 13 von ihnen mussten auf die Intensivstation. Das Atemwegsvirus breitete sich massiv aus, Expert:innen empfahlen daher ein vorbeugendes Medikament für alle Neugeborenen

Dabei handelt es sich um die einmalige Injektion Nirsevimab, die seit dem Vorjahr in der EU zugelassen ist. Es könne schwere Infektionen reduzieren.

Doch in Österreich sei das Medikament nicht bestellt worden, berichtete "Die Presse" am Freitag. Aufgrund der hohen Nachfrage anderer Länder könne Nirsevimab "erst ab der Saison 2025/2026" angeboten werden, zitiert die Zeitung eine Mitarbeiterin des französischen Pharmaunternehmen Sanofi. Von der österreichischen Politik habe es "keine Bestätigung" zur Finanzierung für die kommende Saison gegeben.

Gesundheitsminister hat "Bestellung verschlafen"

Damit steht Österreich relativ allein da. Deutschland, Belgien, Irland und Portugal hätten bereits eine Versorgung mit dem Medikament vertraglich fixiert. Das österreichische Gesundheitsministerium hingegen habe die gesetzte Frist - bis zum Ende des zweiten Quartals 2024 - zwar gewusst, sie aber verstreichen lassen

Selbst, wenn sich die Regierung nun für eine Bestellung entscheiden sollte, sei es zu spät.

Die Ärztekammer zeigte sich fassungslos. Die vergangene Erkältungssaison habe gezeigt, "dass RSV auf dem Vormarsch ist und vor allem für Säuglinge schwere gesundheitliche Folgen mit sich bringen kann, die lebensbedrohlich sein können", erklärt AK-Präsident Johannes Steinhart in einem Statement gegenüber PULS 24.

"Der Gesundheitsminister (Johannes Rauch, Anm.) hat aus dem Fiasko des vergangenen Winters beim Corona-Medikament Paxlovid leider überhaupt nichts gelernt und die Bestellung verschlafen. Wir Ärztinnen und Ärzte haben eindringlich davor gewarnt, dass Österreich auf den Herbst wieder nicht ausreichend vorbereitet ist“, kritisiert er weiter.

Video: Die Kleinsten vor RSV schützen

Warum ist RSV so gefährlich?

Das Virus wird in erster Linie durch Tröpfcheninfektion übertragen. Symptome von RSV sind eine rinnende Nase, reduzierter Appetit, Husten, Niesen, Fieber und ein hohes, pfeifendes Lungengeräusch beim Atmen.

Für Kinder unter fünf Jahren, besonders Kleinkinder bis zu sechs Monaten, kann eine Infektion aber lebensbedrohlich sein. Sie zählen genauso wie Erwachsene über 65 Jahre oder Personen mit einem schlechten Gesundheitszustand, z.B. Krebspatienten, zu den Risikogruppen.

Kein zugelassener Impfstoff für Kinder

Für Kinder gibt es derzeit keinen zugelassenen RSV-Impfstoff, sie können nur durch die Gabe von Antikörpern oder die Impfung ihrer schwangeren Mütter geschützt werden. Das vorbeugende Medikament Nirsevimab hätte es erstmals erlaubt, Kinder direkt zu schützen.

"In Österreich stehen wir jetzt mit leeren Händen da, denn auch die Impfung für Schwangere gegen RSV und Testungen bei Symptomen, um Infektionsketten rasch zu durchbrechen, sind weiterhin kostspielige Privatleistungen. Eine bittere Bilanz des Gesundheitsministers, die die Bevölkerung ausbaden muss", fasst Naghme Kamaleyan-Schmied, Vizepräsidentin und Kurienobfrau der Ärztekammer Wien, die Lage zusammen. Nun treffe es "die Kleinsten".

Rauch beschwichtigt

Gesundheitsminister Rauch bezog Freitagnachmittag auf X Stellung. Für Risikokinder gebe es in Österreich schon "jetzt eine Impfung zur #RSV-Prophylaxe", schrieb er. Konkret handelt es sich um die Prophylaxe Synagis.

Für den neuen Impfstoff würden laufend "Gespräche mit dem Finanzministerium" geführt werden. Zudem arbeite man mit den Ländern und der Sozialversicherung an der Ausweitung des öffentlichen Impfprogramms.

Zu den Risikokindern zählen laut Nationalem Impfgremium (NIG) zumeist Frühchen unter 28 Wochen und Neugeborene mit schweren Atemwegsproblemen oder Herzfehlern. 

ribbon Zusammenfassung
  • Im vergangenen Winter führte das Atemwegsvirus RSV für viele Kinder zu Spitalaufenthalten, einige mussten sogar auf der Intensivstation behandelt werden.
  • Dass es heuer ähnlich aussehen wird, ist zu befürchten. Denn in Österreich stünde ein vorbeugendes Medikament für Babys nicht zur Verfügung.
  • Die Ärztekammer ist erzürnt, der Gesundheitsminister habe die Bestellung "verschlafen".
  • Die vergangene Erkältungssaison habe gezeigt, "dass RSV auf dem Vormarsch ist und vor allem für Säuglinge schwere gesundheitliche Folgen mit sich bringen kann, die lebensbedrohlich sein können", erklärt AK-Präsident Johannes Steinhart gegenüber PULS 24.
  • Gesundheitsminister Rauch bezog Freitagnachmittag auf X Stellung. Für Risikokinder gebe es in Österreich schon "jetzt eine Impfung zur #RSV-Prophylaxe", schrieb er.