Auch Tirol will ab kommender Woche Kinder impfen
Zudem werde man allen bereits Geimpften schon nach vier Monaten aufgrund des langsam abnehmenden Impfschutzes den "dritten Stich" anbieten. Dazu würde die Logistik erweitert bzw. zusätzliche Impfstraßen zur Verfügung gestellt, kündigte Platter an, der derzeit auch als Vorsitzender der Landeshauptleutekonferenz fungiert.
Vehement sprach sich Platter einmal mehr gegen einen allgemeinen Lockdown aus. Das alles Entscheidende sei das in die Höhe-Treiben der Durchimpfungsquote, man dürfe sich nicht "von Welle zu Lockdown, von Welle zu Lockdown bewegen". Geimpfte und Genesene dürften so wenig wie möglich beeinträchtigt werden. Es könne nicht angehen, dass "80 Prozent eingesperrt werden, nur weil 20 Prozent unsolidarisch sind". "Da geht dann jegliche Motivation für das Impfen verloren", betonte Platter. Jedenfalls müsse alles getan werden, einen allgemeinen Lockdown zu verhindern.
Die Politik habe im Zuge dieser vierten Welle jedenfalls bis dato die "richtigen Maßnahmen" gesetzt, zeigte sich der Landeshauptmann überzeugt, der appellierte "optimistisch" zu bleiben. Die Impfung wirke, sie vermindere die Wahrscheinlichkeit eines schwere Krankheitsverlaufes und die Gefahr einer Ansteckung. Scharf ging Platter mit der FPÖ wegen deren Impfpolitik ins Gericht: "Es ist verwerflich, beschämend und verantwortungslos, dass eine Partei versucht, die Menschen zu verunsichern".
Tirols SPÖ-Chef Georg Dornauer hatte in der anschließenden Debatte vor allem die freitägliche Landeshauptleutekonferenz in Tirol im Blick. Platter könne am Freitag die "Sternstunde" seiner Karriere erleben, wenn "du den Mut hättest, dich vom ungeeigneten Krisenmanager in der zweiten Reihe abzusetzen" - und meinte damit Ex-Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP), Vizekanzler Werner Kogler und Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (beide Grüne) würden sich ständig medial ausrichten, "was ausgemacht ist oder nicht". Platter habe "genug Elan", am Freitag gemeinsam mit den anderen Landeschefs - und dabei vor allem mit den roten Landeshauptmännern Michael Ludwig, Peter Kaiser und Hans Peter Doskozil - das Ruder in die Hand zu nehmen und "den Burschen zeigt, wo's langgeht".
Die anderen Oppositionsparteien arbeiteten sich vor allem am Tiroler Krisenmanagement ab. Liste Fritz-Klubobfrau Andrea Haselwanter-Schneider listete einmal mehr die angeblichen Versäumnisse der Landesregierung auf und erinnerte an den mit FPÖ und NEOS eingebrachten Dringlichkeitsantrag mit Forderungen wie Tests in Alters- und Pflegeheimen und Booster-Impfungen für Lehrer. Platter sei zudem mit seinem angekündigten Paradigmenwechsel, nicht mehr auf Inzidenzen, sondern auf die Intensivbelegung zu schauen, "grandios gescheitert". Es herrsche auch im Land ein "Kommunikationsdesaster". "Sie haben die Pandemie nicht im Griff", so Haselwanter-Schneider in Richtung Landeshauptmann. Kein Verständnis hatte die Klubobfrau übrigens auch für den in der kommenden Woche stattfindenden Tennis-Davis Cup in Innsbruck. Wer wolle schon in der derzeitigen Lage "unter 7.000 Menschen" sitzen, fragte sie.
NEOS-Klubobmann Dominik Oberhofer freute sich, dass "Tirol die Impfstraßen für die Kinder öffnet". Diese Forderung habe er allerdings bereits vor drei Wochen gestellt und sei danach "massiv attackiert worden". Auch der NEOS-Frontmann hielt Platter Tiroler Versäumnisse vor und zeigte sich fassungslos, dass 1.500 Mitarbeiter der tirol kliniken noch nicht geimpft seien. Corona werde man erst bei einer Durchimpfungsrate von weit über 80 Prozent im Griff haben, zeigte er sich überzeugt. Experten hätten schon lange vor der jetzigen Situation gewarnt.
FPÖ-Landtagsabgeordneter Patrick Haslwanter stellte in Abrede, dass es sich um eine "Pandemie der Ungeimpften" handle, wie von den Regierungsverantwortlichen propagiert. Schließlich seien etwa 40 bis 50 Prozent der derzeitigen Corona-Patienten geimpft. Zudem würden Länder wie Dänemark und die Niederlande stark steigende Infektionszahlen aufweisen - obwohl sie eine Impfquote von rund 80 Prozent haben. Statt nun Kinder zu impfen, sollte eher der Fokus auf den "dritten Stich" für Risikopatienten gelegt werden, forderte der Freiheitliche, der sich angesichts der Corona-Situation in vielen Ländern dagegen verwahrte, dass nun der FPÖ Schuld an der derzeitigen Lage gegeben werde.
"Jeder hat das recht auf eine eigene Meinung, aber nicht jeder hat das Recht auf eigene Fakten", schrieb indes Grünen-Klubobman Gebi Mair der FPÖ ins Stammbuch. Die Impfung helfe, dass man die Infektion ohne großes gesundheitliches Risiko überstehe. Zum Vorschlag, nur Risikopatienten zu impfen, gab Mair zu bedenken, das dies einfach wäre, wenn man vorher wüsste, wer diese Risikopatienten sind. Leider treffe Corona auch viele Menschen, die man nicht als Risikopatienten einschätzen würde.
Zusammenfassung
- Trotz der noch nicht erfolgten Zulassung will nach Wien auch Tirol ab kommender Woche die Corona-Schutzimpfung für Kinder zwischen fünf und zwölf Jahren in Angriff nehmen.
- Man habe "Schritte gesetzt, die Impfung ab kommender Woche zu ermöglichen", sagte Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) am Mittwoch im Rahmen seines "Mündlichen Berichts" im Landtag.
- Wer wolle schon in der derzeitigen Lage "unter 7.000 Menschen" sitzen, fragte sie.