AUA-Flieger durch Hagel demoliertTwitter/@exithamster

AUA-Hagelflug: Brisante Details kommen ans Licht

Die Maschine der Austrian Airlines, die im Juni am Rückflug von Mallorca in einem heftigen Hagel-Gewitter stark demoliert wurde, beschäftigt weiter Behörden und Juristen. Neue Details bringen weiter Brisanz in die Sache. Die zuständige Behörde scheint aber weiter zu blockieren.

Abgesehen von einem Millionenschaden an dem Airbus ist die AUA bei dem Hagelflug im Juni noch recht glimpflich davongekommen. Doch die Untersuchung des Vorfalls wird immer brisanter. Denn wie der "Kurier" berichtete, sind sich die Untersuchungsstelle im Verkehrsministerium (SUB) und der Sachverständige der Staatsanwaltschaft Korneuburg weiterhin uneins, was die Herausgabe des Flugdatenschreibers und anderer wichtiger Geräte betrifft. 

Dabei scheint es, als wäre eine genaue Aufklärung dringend nötig. Die Zeitung beruft sich nämlich auf Insider, laut denen der Flieger zunächst in den "Alternate Mode" und dann sogar in "Direct Law" gesprungen ist. Das sind Modi, wenn mehrere Systeme im Cockpit ausfallen. Dadurch werden der Autopilot und andere Sicherheitssysteme deaktiviert, danach hat die Crew freie Hand. 

Blindflug, Co-Pilotin alleine

Im Alternate Mode gibt es noch einige Grenzen, die der Pilot nicht überschreiten kann, um einen Absturz zu verhindern (Anstellwinkel, Schräglage). Bei Direct Law gibt es aber auch diese Limits nicht mehr. Auf diese Notfall-Modi sind prinzipiell alle Besatzungen geschult. Laut dem "Kurier" sei das beim AUA-Hagelflug aber nicht der Fall gewesen. 

 

Video: Hagel zerstört AUA-Airbus

Bisher unbekannte Bilder aus dem Gerichtsakt sollen zeigen, dass die Crew wegen der Schäden praktisch im Blindflug unterwegs gewesen sei. Außerdem sei die Co-Pilotin teilweise alleine gewesen, weil der Pilot das Cockpit verlassen habe. Auch soll in den Aufzeichnungen hörbar sein, dass Pilot und Co-Pilotin schon beim Abflug auf Mallorca erste Meinungsdifferenzen gehabt hätten. 

Nicht als Unfall deklariert

Solche Vorfälle wurden international in der Regel als Unfall deklariert werden. Das hätte eine umfangreiche Untersuchung nach EU-Recht zur Folge. Dann hätte die Justiz auch vollen Zugriff auf alle Daten. 

Doch die  Untersuchungsstelle im Verkehrsministerium (SUB) von Leonore Gewessler (Die Grünen) will den Vorfall nicht als Unfall einstufen. Damit gibt es nur eine eingeschränkte Untersuchung, weitere Details bleiben im Dunklen. 

"Die Sicherheitsuntersuchungsstelle ist bei der Weitergabe von Daten an strenge europarechtliche und nationale Auflagen gebunden. Selbstverständlich erhält die Staatsanwaltschaft allerdings auf Basis dieser Gesetze Zugriff auf alle Informationen, die für die Ermittlungen erforderlich sind", teilte das Ministerium dem "Kurier" mit. 

Video: Passagierin erzählt über den Hagelflug

Molekularmedizinerin Sarah Linauer (27) saß an Bord der AUA-Maschine von Mallorca nach Wien, der ein Hagelgewitter die Nase praktisch wegrasierte. PULS 24 Reporterin Josephine Roek beschreibt sie, wie sie die bangen Minuten erlebt hat.

"An einer Katastrophe vorbeigeschrammt"

Passagier-Anwalt Wolfgang List zeigt sich jedoch erbost. "Die neu ans Tageslicht gekommenen Details belegen, wie knapp der AUA-Hagelflug an einer Katastrophe vorbeigeschrammt ist", sagte er der Zeitung.

Für ihn sei vor allem die Rolle der SUB zu hinterfragen, die hätte den Vorfall als schwere Störung einstufen und eine Untersuchung einleiten müssen: "Wir werden genau prüfen, ob die SUB mit ihrem selektiven Vorgehen nicht bereits die Grenze zur Mutwilligkeit überschritten ist und ob hier System dahintersteckt", so List. 

Laut ihm fühle sich die für Luftfahrt zuständige Ministerin Gewessler "offenkundig nicht zuständig", die Behörde zur Ordnung zu rufen. Appelle der Betroffenen hätten bisher keine Reaktion gebracht. 

Cockpit-Crew vom Dienst freigestellt

Der Pilot und die Co-Pilotin von Flug OS434 seien unterdessen nicht im Einsatz, heiß es von der AUA. Sie seien freigestellt worden, "um sich voll und ganz auf die psychische Gesundheit zu konzentrieren. Durch die mediale Berichterstattung ist die psychische Belastung auf die beiden betreffenden Personen zu groß geworden", wird die Airline vom "Kurier" zitiert. 

ribbon Zusammenfassung
  • Die Maschine der Austrian Airlines, die im Juni am Rückflug von Mallorca in einem heftigen Hagel-Gewitter stark demoliert wurde, beschäftigt weiter Behörden und Juristen.
  • Neue Details bringen weiter Brisanz in die Sache.
  • Die zuständige Behörde scheint aber weiter zu blockieren.
  • "Die neu ans Tageslicht gekommenen Details belegen, wie knapp der AUA-Hagelflug an einer Katastrophe vorbeigeschrammt ist", so Passagier-Anwalt Wolfgang List.