Apotheken können meiste Fälle von fehlenden Arzneien lösen
Mindestens 500 Medikamente sind derzeit wegen der hohen Abhängigkeit der Produktion von China und Indien nicht lieferbar, wie der tägliche Blick auf die entsprechende Liste des BASG (Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen) zeigt, erläuterte der Österreichische Apothekerverband in einer Aussendung. Darunter sind auch einige gängige Medikamente, die angesichts der besonders starken Grippe- und Erkältungssaison stark nachgefragt werden.
"Wir sehen es als unsere Verantwortung, jede Patientin und jeden Patienten trotz der Engpässe unmittelbar zu versorgen. In rund 95 Prozent der Fälle wird auch direkt in der Apotheke eine Lösung gefunden - durch Abstimmung mit anderen Apotheken, einer Bestellung im Ausland, die Abgabe eines wirkstoffgleichen Medikaments oder auch die individuelle Herstellung eines solchen im apothekeneigenen Labor" betonte Alexander Hartl, zweiter Vizepräsident des Apothekerverbands und Apotheker in Wien. "Die Gesamtsituation auf den globalen Arzneimittel-Märkten erzeugt vor Ort in der Apotheke in Österreich derzeit einen Mehraufwand von mehreren Stunden pro Tag", erläuterte er.
Der Apothekerverband begrüßte zudem die Diskussion über die demnach vergleichsweise günstigen Arzneimittel-Preise in Österreich. "Seit vielen Jahren machen wir die Partner im Gesundheitssystem darauf aufmerksam, dass Österreich im internationalen Wettbewerb in Verknappungssituationen, wie wir sie nun schon länger erleben müssen, einen erheblichen Nachteil hat. Im Zweifelsfall werden von der Industrie jene Länder mit beschränkt verfügbaren Medikamenten beliefert, in denen das Preisniveau deutlich über jenem hierzulande liegt", berichtete Andreas Hoyer als erster Vizepräsident des Verbands.
Nach wie vor ist die Anzahl der Grippe-Erkrankten in Österreich auf einem sehr hohen Niveau. Hinzu kommen Infektionen mit dem Coronavirus, dem RS-Virus und weitere Erkältungskrankheiten. "Wir appellieren daher an alle, ihren Arzt/Ärztin nur aufzusuchen, wenn es notwendig ist. Im Zuge dessen möchten wir auch an das Angebot der Telemedizin erinnern", sagte Wolfgang Schreiber, Chefarzt beim Österreichischen Roten Kreuz, laut einer Aussendung. Er empfahl auch weiterhin, sich noch die Grippe-Impfung zu holen. Zusätzlich sollte wieder vermehrt auf Hygienemaßnahmen geachtet werden, um einer Infektion vorzubeugen, und Kranke sollen zuhause bleiben und sich isolieren.
Zusammenfassung
- Für rund 95 Prozent der aktuell gehäuften Fälle von fehlenden Medikamenten wird direkt in der Apotheke eine Lösung gefunden.
- Bei verschreibungspflichtigen Arzneien ist für die Abgabe eines wirkstoffgleichen Präparats jedoch die Rücksprache mit dem Arzt vorgeschrieben - was derzeit schwierig sei.
- Der Apothekerverband begrüßte zudem die Diskussion über die demnach vergleichsweise günstigen Arzneimittel-Preise in Österreich.