Schnaps wird in Glas geleertFreepik

Experten ändern Meinung zu "gesunder" Alkoholmenge

Der Verdauungsschnaps nach dem Essen ist in Österreich beinahe schon eine gesellschaftlich anerkannte Medizin. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat allerdings ihre Position zum Alkohol geändert.

Die Experten raten nun dazu, keinen Alkohol zu trinken. Sie ändert damit eine frühere Einschätzung. Auch in Maßen sei Alkohol nicht gesund - es gebe keine potenziell gesundheitsfördernde und sichere Alkoholmenge für unbedenklichen Konsum, schreibt die Fachgesellschaft in ihrem neuen Positionspapier.

"Alkohol ist eine psychoaktive Droge", die als Ursache von über 200 negativen gesundheitlichen Folgen wie Krankheiten und Unfällen identifiziert worden sei. 

Zumindest große Mengen vermeiden

Das Papier ersetzt den bisherigen Referenzwert für den empfohlenen Alkoholkonsum. Zuvor lag die Grenze bei 10 Gramm pro Tag für Frauen und bei 20 Gramm für Männer. 20 Gramm sind in etwa ein großes Bier.

Wer trotzdem Alkohol trinken wolle, sollte vor allem große Mengen vermeiden, rät die Fachgesellschaft. Das gelte insbesondere für junge Menschen. Kinder, Jugendliche, Schwangere und Frauen, die stillen, sollten gar keinen Alkohol trinken.

Video: Österreich hat ein Alkoholproblem

Zu diesem Ergebnis war auch eine Analyse verschiedener Studien zum Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Gesundheit gekommen. Der Grund dafür, dass Studien Gesundheitsvorteile bei mäßigem Alkoholkonsum ermittelt hätten, liegt in Verzerrungen wegen Mängeln im Studiendesign, wie Forscher der kanadischen Universität Victoria herausfanden. Sie hatten 107 Langzeituntersuchungen zum Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Mortalität ausgewertet.

Komplexer Zusammenhang

Der Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Gesundheit ist laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung komplex. Bei einigen wenigen chronischen Krankheiten seien risikosenkende Assoziationen mit dem Alkoholkonsum beobachtet worden. Insgesamt sei die durch Alkohol verursachte Krankheits- und Sterbelast weltweit und insbesondere in Europa erheblich.

Alkoholkonsum werde unter anderem mit Entwicklungsstörungen bei ungeborenen Kindern, Unfällen, Verletzungen, Gewalt und "psychosozialen Beeinträchtigungen von Menschen, die Alkohol trinken, sowie ihrem sozialen Umfeld" in Verbindung gebracht, schreibt die Gesellschaft. Zu den kurzfristigen Folgen gehörten Beeinträchtigungen der Koordination, der Aufmerksamkeit und der Reaktionszeit.

Sucht- und Krebsgefahr

Langfristig birgt Alkohol demnach nicht nur eine Suchtgefahr. Alkohol bedingt nach Ansicht der Experten auch Krankheiten mit: Krebs (vor allem Brust- und Dickdarmkrebs), Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Magen- und Darm-Erkrankungen, Diabetes mellitus sowie den Abbau der kognitiven Leistungen, Alzheimer und andere Demenzerkrankungen.

ribbon Zusammenfassung
  • Der Verdauungsschnaps nach dem Essen ist in Österreich beinahe schon eine gesellschaftlich anerkannte Medizin.
  • Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat allerdings ihre Position zum Alkohol geändert.
  • Die Experten raten nun dazu, keinen Alkohol zu trinken.
  • Auch in Maßen sei Alkohol nicht gesund - es gebe keine potenziell gesundheitsfördernde und sichere Alkoholmenge für unbedenklichen Konsum, schreibt die Fachgesellschaft in ihrem neuen Positionspapier.