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Ärmste Menschen von Corona am härtesten getroffen

Die Corona-Pandemie hat praktisch weltweit zu einer verringerten Lebenserwartung geführt. Am ärgsten traf es jeweils die ärmsten Menschen. Das zeigt sich auch in einer erst vor wenigen Tagen in der Zeitschrift des amerikanischen Ärzteverbandes (JAMA) erschienen Studie aus Kalifornien: Drei Jahre Verlust an Lebenserwartung und ein drastisches Auseinanderklaffen zwischen Arm und Reich. In den USA wurde Covid-19 zur dritthäufigste Todesursache.

Die aktuelle Zahlen aus Österreich: Die Lebenserwartung lag bei Frauen im Jahr 2020 bei 83,6 und bei Männern bei 78,9 Jahren. Im Vergleich zum Vor-Coid-19-Jahr (2019) sank sie bei Österreicherinnen um 0,6 Jahre und bei den Männern um 0,8 Jahre. Etwas geringer war der Rückgang der Lebenserwartung in Deutschland, mehr als doppelt so hoch (etwa zwei Jahre) in Ungarn und Tschechien.

Hannes Schwandt (Northwestern University in Evanston im US-Bundesstaat Illinois) und seine Co-Autoren haben in ihrer Studie (doi:10.1001/jama.2022.10952) die umfassenden epidemiologischen, demografischen und sozioökonomischen Daten aus dem US-Bundesstaat Kalifornien ausgewertet. Insgesamt wurden dazu Informationen über 1.988.606 Verstorbene der Jahre 2015 bis 2021 herangezogen.

Die Auswirkungen von Covid-19 waren gravierend, was die Lebenserwartung betraf, so die Wissenschafter "Die durchschnittliche Lebenserwartung verringerte sich von 81,4 Jahre im Jahr 2019 auf 79,2 Jahre im Jahr 2020 - und schließlich auf 78,37 Jahre im Jahr 2021."

Für knapp 1,9 Millionen in Kalifornien lebende Menschen waren auch die sozioökonomischen Daten auswertbar. So konnten beispielsweise die reichsten zehn Prozent der Bevölkerung (232.300 US-Dollar Jahreseinkommen) mit den ärmsten zehn Prozent (21.300 US-Dollar Jahreseinkommen) verglichen werden. Begüterte Menschen haben de facto in allen Ländern eine höhere Lebenserwartung als weniger begüterte. Auch in Österreich ist das zu bemerken. In Wien war die Lebenserwartung, wie Statistiker vor einigen Jahren feststellten, in "ärmeren" Bezirken beispielsweise um rund sieben Jahre niedriger als in Bezirken mit mehr Besserverdienenden.

In Kalifornien schlug jedenfalls Covid-19 voll auf diese sozialen Unterschiede durch, wodurch die Schere zwischen Arm und Reich noch weiter aufging. Die Wissenschafter: "Der Unterschied in der Lebenserwartung zwischen den reichsten und den ärmsten zehn Prozent erhöhte sich von 11,52 Jahren (2019) auf 14,67 Jahre (2020) und schließlich auf 15,51 Jahre (2021)." Während die durchschnittliche Lebenserwartung mit der Covid-19-Pandemie bei den Hispano-Amerikanern um 5,74 Jahre zurückging, lag die Reduktion in der weißen Bevölkerung bei 1,9 Jahren. In den USA ist die Gesundheitsversorgung extrem von den Einkommensverhältnisse abhängig.

Eine ebenfalls im JAMA-Verlagshaus erschienene Studie von Meredith Shiels vom Nationalen US-Krebsinstitut (doi:10.1001/jamainternmed.2022.2476 ) zeigt die Auswirkungen von Covid-19 auf die Todesursachenstatistik der gesamten USA: Von März 2020 bis Oktober 2021 lag Covid-19 bei den häufigste Todesursachen (Anteil: 12,2 Prozent an allen Sterbefällen) an dritter Stelle nach den Herzkrankheiten (20,1 Prozent) und Krebs (17,5 Prozent) sowie vor Unfällen (6,2 Prozent) und Schlaganfällen (4,2 Prozent).

ribbon Zusammenfassung
  • Die Corona-Pandemie hat praktisch weltweit zu einer verringerten Lebenserwartung geführt.
  • Das zeigt sich auch in einer erst vor wenigen Tagen in der Zeitschrift des amerikanischen Ärzteverbandes (JAMA) erschienen Studie aus Kalifornien: Drei Jahre Verlust an Lebenserwartung und ein drastisches Auseinanderklaffen zwischen Arm und Reich.
  • Für knapp 1,9 Millionen in Kalifornien lebende Menschen waren auch die sozioökonomischen Daten auswertbar.