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Ältester Spulwurm-DNA-Nachweis in Kot aus Hallstatt

In den prähistorischen Hallstätter Salz-Stollen können organische Verbindungen über Jahrtausende konserviert werden. Das gilt für kunstvoll gewobene Stoffreste ebenso wie für profanere Hinterlassenschaften der einstigen Bergleute, wie deren Kot. In 3.000 Jahre alten Exkrementen gelang Forschern nun der weltweit früheste Nachweis von Spulwurm-DNA. Erstaunlich ist aber auch, dass die Hallstätter Minenarbeiter von einigen anderen, einst gängigen, Darmparasiten verschont blieben.

Von versteinerten Überbleibseln der Hinterlassenschaften - sogenannten Koprolithen - können Wissenschafter mit modernen Analysemethoden heute viel über die Lebensbedingungen und die Gesundheit von Mensch und Tier in der Vergangenheit lernen. Ziel der im Fachmagazin "Scientific Reports" erschienenen Studie war es, aus insgesamt 35 Koprolithen aus den Bergbauphasen in Hallstatt in der Bronze- und Eisenzeit - also von 1158 bis 1063 vor Christus bzw. 750 bis 662 v. Chr. - DNA von Darmparasiten zu erhalten, schreiben die Forscherinnen und Forscher von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW), der Medizinischen Universität Wien und des Naturhistorischen Museums (NHM) Wien in ihrer Arbeit. Derart alte Kotreste seien weltweit sehr selten.

Schon unter dem Mikroskop wurde klar, dass nahezu alle untersuchten Objekte mit Eiern von Parasiten durchsetzt waren. Auffindbar waren Eier des Spulwurms (Ascaris lumbricoides) und Peitschenwurms (Trichuris trichiura). Die Weibchen dieser beiden Parasiten können laut einer Aussendung der ÖAW vom Freitag bis zu 200.000 Eier täglich produzieren. Diese werden ausgeschieden, um dann heranzureifen und eventuell wieder von Menschen, meist über verunreinigte Hände oder Lebensmittel, aufgenommen zu werden. Vor allem die Spulwurm-Eier waren laut den Forschern erstaunlich gut erhalten.

Das Team setzte in der Folge auch auf Erbgut-Analysen: "Durch das Aufkommen neuer biomolekularer Analyseverfahren wie DNA- oder Proteinanalysen hat sich der Erkenntnishorizont enorm erweitert", so Kerstin Kowarik vom Österreichischen Archäologischen Institut (ÖAI). Im Zuge der molekularbiologischen Untersuchungen wurde versucht, das erhaltene Genmaterial der Parasiten zu vervielfältigen.

Das gelang im Fall der Spulwurm-DNA auch. Man habe es nun mit den nach dem Wissensstand der Wiener Wissenschafter weltweit ersten Gensequenzen eines menschlichen Spulwurmes aus der Bronzezeit zu tun. Das sei interessant, da die Paläogenetik noch eine "vergleichsweise junge, aber spannende Wissenschaftsdisziplin" ist, die verspricht "weitreichende Einblicke in die Evolution" zu liefern, so Studien-Co-Autorin Julia Walochnik von der MedUni Wien.

Die Ergebnisse zeigen einerseits, dass viele prähistorische Bergleute durchaus stark von Parasitenbefall geplagt wurden. Darauf lassen auch Funde von Pestwurz-Blättern in den Minen schließen, die als Hausmittel gegen Bauchschmerzen eingesetzt werden, heißt es in der Arbeit. Allerdings fanden die Wissenschafter nur Hinweise auf Spul- und Peitschenwurm-Arten. Das sei durchaus überraschend, da in anderen Analysen alter Exkremente aus diesen Epochen oft auch Schweine-, Rinder- oder Fischbandwürmer gefunden wurden.

Vor allem in der Eisenzeit dürften die Hygienestandards in den Salzminen bescheiden gewesen sein - so wurde vermutlich an den gleichen Orten gekocht, gegessen und die Notdurft verrichtet. Das Fehlen der Bandwürmer lasse daher darauf schließen, dass die Arbeiter offenbar ausreichend abgekochtes Fleisch aßen oder die verzehrten Tiere damals nicht mit den Parasiten infiziert waren.

(S E R V I C E - https://doi.org/10.1038/s41598-023-38989-8)

ribbon Zusammenfassung
  • In den prähistorischen Hallstätter Salz-Stollen können organische Verbindungen über Jahrtausende konserviert werden.
  • Das gilt für kunstvoll gewobene Stoffreste ebenso wie für profanere Hinterlassenschaften der einstigen Bergleute, wie deren Kot.
  • In 3.000 Jahre alten Exkrementen gelang Forschern nun der weltweit früheste Nachweis von Spulwurm-DNA.
  • Vor allem die Spulwurm-Eier waren laut den Forschern erstaunlich gut erhalten.