APA/HELMUT FOHRINGER

Wien braucht nach Ostern 90 zusätzliche Intensivbetten

Die Intensivstationen in Wien sind voll, die Spitäler arbeiten am Limit. Die Lage in den kommenden Wochen wird sich aber drastisch verschärfen. Das Covid-Prognosekonsortium des Gesundheitsministeriums rechnet damit, dass in zwei Wochen 90 neue Intensivbetten benötigt werden.

Mit der Ausbreitung der britischen Mutation B.1.1.7. wird der Krankheitsverlauf bei einer Covid-Erkrankung schwerer. Die Patienten mussten in der 2. Welle im November laut Intensivmediziner Stephan Kettner vom Krankenhaus Hietzing nach rund 10 bis 13 Tagen auf die Intensivstation verlegt werden. Inzwischen sind wir in Welle 3 und schwer Erkrankte brauchen nach acht Tagen intensivmedizinische Betreuung. 

Die Belegung der Intensivstationen ist jetzt schon höher als im Herbst. Am 20. November 2020 wurde der Höchststand erreicht, 162 Personen lagen da auf der Intensivstation. Mit Stand vom heutigen 24. März sind es bereits 176 Menschen. Der Maximalwert der zweiten Welle ist also bereits überschritten.

40 Prozent mehr Bedarf nach Ostern

Dabei ist die Spitze noch gar nicht erreicht, rechnet das Covid-Prognosekonsortium des Gesundheitsministeriums laut "Standard" vor. Am Mittwoch nach Ostern, also genau in zwei Wochen, sollen 260 Betten benötigt werden. Das ist eine Steigerung von über 40 Prozent. Österreichweit werden es in zwei Wochen sogar 630 Intensivpatienten sein, so die Prognosen.

Zahlen nehmen noch vier Wochen zu

Wie Kettner im PULS 24 Interview angab, könne man aktuell noch Ressourcen freischaufeln. Der städtische Gesundheitsverbund plant, weitere Intensivbetten für Corona-Patienten zu reservieren. In Wien und Burgenland arbeiten die Krankenhäuser bereits "über der systemkritischen Auslastungsgrenze von 33 Prozent der gemeldeten Gesamtkapazität an Erwachsenen-Intensivbetten". Niederösterreich steht kurz davor, diese ebenfalls zu überschreiten. 

Das Prognosekonsortium rechnet damit, dass die Belegung der Intensivstationen in den nächsten zwei bis vier Wochen weiter zunehmen wird. Das setzt aber voraus, dass die Zahlen der Neuinfektionen bald abnehmen, sonst ist keine Besserung möglich. 

Kettner: Menschen werden schneller schwerer krank

Stephan Kettner, Intensivmediziner im Krankenhaus Hietzing, spricht im Interview mit PULS 24 Anchor René Ach über die Lage auf der Intensivstation im Krankenhaus Hietzing.

Krebs und Tuberkulose bleiben unerkannt

Natürlich geht das auf Kosten der Ärzte und des Pflegepersonals, die jetzt schon erschöpft seien. Und auf Kosten der Patienten. Denn es werden schon seit Tagen Operationen verschoben. Zusätzlich gehen Österreicher aus eigenem Antrieb vorsorglich nicht mehr zu Routineuntersuchungen. So werden zum Beispiel Krebserkrankungen später erkannt, die Heilungschancen sind geringer.

Auch schwere Tuberkulosefälle nehmen zu. Seit Beginn der Pandemie werden hierzulande weniger, dafür vermehrt schwere TBC-Fälle in den Krankenhäusern registriert. "Vermutlich führt die COVID-19 Pandemie wie in vielen anderen Bereichen auch im Bereich der Tuberkulose zu einer Minderversorgung", warnte Helmut J.F. Salzer, Leiter des Arbeitskreises Infektiologie und Tuberkulose der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie.

ribbon Zusammenfassung
  • Die Intensivstationen in Wien sind voll, die Spitäler arbeiten am Limit. Die Lage in den kommenden Wochen wird sich aber drastisch verschärfen.
  • Das Covid-Prognosekonsortium des Gesundheitsministeriums rechnet damit, dass in zwei Wochen 90 neue Intensivbetten benötigt werden.
  • Die Belegung der Intensivstationen ist jetzt schon höher als im Herbst. Am 20.11.2020 wurde der Höchststand erreicht, 162 Personen lagen da auf der Intensivstation. Mit Stand vom heutigen 24.3. sind es bereits 176 Menschen.
  • Noch lange ist die Obergrenze nicht erreicht, rechnet das Covid-Prognosekonsortium des Gesundheitsministeriums laut "Standard" vor. Am Mittwoch nach Ostern sollen 260 Betten benötigt werden. Das ist eine Steigerung von über 40 Prozent.
  • In Wien und Burgenland arbeiten die Krankenhäuser bereits "über der systemkritischen Auslastungsgrenze von 33 Prozent der gemeldeten Gesamtkapazität an Erwachsenen-Intensivbetten".
  • Das Prognosekonsortium rechnet damit, dass die Belegung der Intensivstationen in den nächsten zwei bis vier Wochen weiter zunehmen wird.