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Elling: "Steil steigende Fallzahlen" im November

Der Trend bei den Corona-Neuinfektionen zeigt bereits längere Zeit nach unten. Das dürfte sich aber bald ändern, warnt Molekularbiologe Ulrich Elling.

Für den Molekularbiologen Ulrich Elling gibt es bei der Corona-Welle derzeit "eine Phase des Verschnaufens", wie er im Interview mit dem "Standard" erklärte. Im November rechnet Elling aber mit "recht steil steigenden Fallzahlen", denn "die neuen Wellen wärmen sich gerade auf".

Varianten und Wetter begünstigen Anstieg

Grund dafür sei zum einen, dass die erwarteten Virusvarianten, "den Immunschutz noch deutlich besser umgehen", was eine Ansteckung "mit diesen allerneuesten Linien" wohl kaum vermeidbar machen würde. Schwerere Krankheitsverläufe als bei den anderen Varianten sind laut Elling aber nicht zu erwarten.

Zusätzlich begünstigt würden die erwarteten hohen Fallzahlen durch das kalte Wetter. Elling verweist dazu auf eine Studie von Simulationsforscher Peter Klimek, "wonach ein Grad weniger" bei den Temperaturen einen Steigerung der Ansteckungen um zwei Prozent bedeute - für Elling eine "unerfreuliche Kombination". 

Kalkül der Regierung

Für Elling war klar, "dass sich die BA.5-Welle in den Krankenhäusern 'ausgeht', also zu keiner systemkritischen Überlastung führen würde". Bei der kommenden Welle hoffe die Politik neuerlich, dass eine Überlastung nicht eintritt. Das lägen die Prognosen aber nicht nahe, so Elling. Die Politik hebe sich die Maske als "Trumpf" auf. Werden die Krankenhäuser zu sehr belastet, werde die Maskenpflicht wohl wieder kommen. Kritik übt Elling daran, "dass niemand aus der Regierung erklärt, was das Kalkül für diese Entscheidungen ist. Die Leute fühlen sich im Regen stehengelassen".

Masken brechen keine Welle

"Mit konsequentem Masketragen" könne man ohnehin nur mehr "die Spitze der Inzidenzkurve etwas abtragen". Gerade deshalb sei Masketragen bei einer Überlastung der Spitäler oder "wenn es in der kritischen Infrastruktur eng wird" wichtig. Elling hält Masken auch am Arbeitsplatz, im öffentlichen Verkehr oder im Spital für "sinnvoll". "Aber die Gesamtzahl an Infizierten ändert man mit Masken eigentlich kaum noch. Mit Masken können wir keine Wellen mehr brechen, sondern nur beeinflussen, wo in der Bevölkerung Infektionen stattfinden".

Durchseuchung steuern

Für Elling könne man deshalb "Wellen nicht mehr Maßnahmen beenden, sondern nur mehr durch Durchseuchung". So hätten alle Omikron-Wellen durch "Herdenimmunität" bei Geimpften und Genesenen" geendet. Die Anzahl der Infektionen könne man nicht mehr lenken, sondern nur wo sie stattfänden, meint Elling und fokussiert dabei auf den Schutz von Älteren und Vulnerablen. Gerade durch diese Gruppe würden die Hospitalisierungs- und Todesfälle beeinflusst: "Diese zu schützen muss also unser gemeinsames Ziel sein", so Elling abschließend.

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  • Der Trend bei den Corona-Neuinfektionen zeigt bereits längere Zeit nach unten.
  • Das dürfte sich aber bald ändern, warnt Molekularbiologe Ulrich Elling.