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Hacker: "Ich möchte über die Spezial-Virologin Köstinger nicht mehr weiter sprechen"

Die Debatte um Wiens Alleingang bei den Corona-Maßnahmen geht weiter. Im "Ö1-Mittagsjournal" erklärte Peter Hacker (SPÖ) seinen Standpunkt.

Der Bund lockert am 1. Juli weitgehend, Wien will einen etwas anderen Weg gehen. Die Hauptstadt hat sich für strengere Regeln entschieden. Die Selbsttests, die man daheim durchführen konnte ("Wohnzimmertests") gelten nicht mehr als Zutrittsberechtigung. Auch Kinder ab sechs Jahren müssen sich nun testen lassen, wenn sie etwa in die Gastronomie mitgenommen werden oder beispielsweise ins Schwimmbad wollen.

Um das zu ermöglichen, hat die Stadt Wien die Anzahl der PCR-Testkits, die im Rahmen der "Alles Gurgelt"-Aktion in Bipa-Filialen erhältlich sind, auf acht erhöht. Bisher wurden pro Woche nur vier Testkits ausgegeben. Die Befunde sollen bereits vollständig auf den "Grünen Pass" umgestellt worden sein und werden automatisch Zugestellt, was Reisen erleichtern soll. 

Scharfe Kritik der ÖVP

Tourismusministerin Elisabeth Köstinger war mit den Entscheidung Wiens nicht einverstanden. „Am Tag vor gut geplanten bundesweiten Öffnungsschritten einseitig die Regeln zu ändern ist völlig absurd", sagte die Ministerin. Gastronomie und Tourismus würden sich nicht so schnell umstellen können, bei den Gästen würde Verwirrung entstehen, so die Ministerin. Epidemiologisch sei der Schritt Wiens laut Köstinger nicht erforderlich.

Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) reagierte darauf im PULS 24 Interview: "Es ist absurd, wenn eine Tourismusministerin glaubt, sie ist Virologin. Alles andere ist nicht mehr zu kommentieren." 

Hacker: "Kommt eine vierte Welle? Sie ist in Wirklichkeit schon da"

Die Pandemie mache keine Ferien, warnt der Gesundheitsstadtrat und kritisiert: "Es ist eine falsche Kommunikation der Bundesregierung gewesen, der Bevölkerung zu erzählen, dass jetzt alles vorbei ist. Es ist nicht vorbei." Dass auch Schulkinder weiter getestet werden, sei keine Schikane. "Wir machen das nicht aus Jux und Tollerei", so Hacker, sondern aus Sorge um die Bevölkerung.

Hacker sprach mit Mückstein

Am Samstag sagte Hacker im "Ö1-Mittagsjournal", dass man schon "wochenlang" angekündigt hätte, nicht mit allen Lockerungen mitzugehen. Wien hätte aber auf die Bundesverordnung warten müssen und in dieser "Überraschungen gefunden", deswegen sei die Entscheidung so kurzfristig gefallen. In Wien hätte man "riesige Teststraßen" und "Alles Gurgelt" - da brauche man die schlechteren Wohnzimmertests nicht. Mit Elisabeth Köstinger habe er Wiens Entscheidung nicht abgesprochen, sondern mit dem Gesundheitsminister. "Ich möchte über die Spezial-Virologin Köstinger nicht mehr weiter sprechen", so Hacker. 

Der Gesundheitsstadtrat geht davon aus, dass die erste Reiserückkehrer-Welle für einen Anstieg der Infektionen sorgen wird, daher müsse man Maßnahmen treffen. Man wolle keine Lockdowns, kein Homeschooling und kein Homeoffice mehr. In Wien werden laut Hacker im September 80 Prozent der Menschen geimpft sein.

Unterstützung von Ludwig

Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) unterstützte seinen Stadtrat. Die Delta-Variante werde eine "große Herausforderung" werden. An die Maßnahmen seien die Menschen schon gewöhnt, Kinder seien auch in der Schule schon getestet worden. Er wolle nicht im Herbst gefragt werden, ob die Politik den Sommer verschlafen habe, so Ludwig.

Der katholische Familienverband Wien hingegen forderte eine "Entlastung" für Familien und eine "Fast-Lane" für Kinder bei Teststraßen. Der Spartenobmann der Gastronomie, Mario Pulker, kritisierte in der "ORF-ZIB2", dass der Alleingang Wiens nicht "vernünftig sei", weil Wien kein gallisches Dorf sei. 

Doch auch Verständnis von der Regierung

Die Fronten scheinen in dieser Diskussion aber noch nicht eindeutig zu verlaufen. So zeigte etwa der Grüne Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein Verständnis für Wiens Vorgehensweise. „Im urbanen Raum ist das Testangebot ein besonders gutes. Ich begrüße daher die Initiative", sagte er. Auch Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) merkte an, dass die Schule als Testinstitution in den Sommerferien wegfalle und man daher Alternativen brauche.

ribbon Zusammenfassung
  • Der Bund lockert am 1. Juli weitgehend, Wien will einen etwas anderen Weg gehen. Die Hauptstadt hat sich für strengere Regeln entschieden.
  • Die Selbsttests, die man daheim durchführen konnte ("Wohnzimmertests") gelten nicht mehr als Zutrittsberechtigung. Auch Kinder ab sechs Jahren müssen sich nun testen lassen.
  • Tourismusministerin Elisabeth Köstinger war mit den Entscheidung Wiens nicht einverstanden. „Am Tag vor gut geplanten bundesweiten Öffnungsschritten einseitig die Regeln zu ändern ist völlig absurd", sagte die Ministerin.
  • Wiens Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) reagierte darauf im PULS 24 Interview: "Es ist absurd, wenn eine Tourismusministerin glaubt, sie ist Virologin. Alles andere ist nicht mehr zu kommentieren." 
  • Die Fronten scheinen in dieser Diskussion aber noch nicht eindeutig zu verlaufen. So zeigte etwa der Grüne Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein Verständnis für Wiens Vorgehensweise.
  • Auch Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) merkte an, dass die Schule als Testinstitution in den Sommerferien wegfalle und man daher Alternativen brauche.