René BenkoAPA/HELMUT FOHRINGER

Signa-Chaos: Wie geht es mit René Benko weiter?

Investoren wollen Immobilien-Milliardär René Benko zum Rückzug drängen. Doch der scheint an seinem Imperium festhalten zu wollen. Wie es nun weitergeht und wie es tatsächlich um die Signa-Gruppe steht, scheint ungewiss.

Vergangene Woche überschlugen sich die Schlagzeilen rund um René Benko. In einem Brief forderten die Gesellschafter der Signa Holding Benko zum Rücktritt auf. Den Rückzug bestätigte der Signa-Gesellschafter Hans-Peter Haselsteiner am Freitag gegenüber dem "Ö1-Mittagsjournal". "Die Gesellschafter haben diesen Schritt zustimmend und auch positiv zur Kenntnis genommen." Haselsteiner hält mit seiner Stiftung 15 Prozent der Signa Holding

Benko solle sich aus dem operativen Geschäft zurückziehen, der Sanierungsexperte Arndt Geiwitz solle übernehmen und in den teils undurchsichtigen Firmenkonstrukten aufräumen. Doch am Wochenende bereits die Kehrtwende. Benko selbst soll wohl nicht zu einem Rückzug bereit sein. "Keiner kann sich erklären, auf welcher Grundlage Haselsteiner zu dieser Einschätzung gekommen ist", sagte ein Insider dem "Handelsblatt".

Signa in finanzieller Schieflage

Auslöser für das Chaos ist die finanzielle Schieflage von Benkos Kaufhaus- und Immobilienimperium. Die Signa baut ein Prestige-Projekt nach dem anderen. Deshalb braucht sie ständig frisches Kapital, um die Baustellen am Laufen zu halten.

Doch mit steigenden Zinsen wird frisches Geld immer teurer, Banken werden beim Verleihen vorsichtiger und sogar die Europäische Zentralbank (EZB) prüft seit Monaten Kredite, die an die Signa vergeben werden. 

Lamarr SignaAPA/K18

Pläne, wie das Luxus-Kaufhaus "Lamarr" auf der Wiener Mariahilfer Straße fertig aussehen soll. Die einstige Kika/Leiner-Filiale ist derzeit noch eine Baustelle. 

Zuletzt sorgten zwei Benko-Projekte für Schlagzeilen. Zuletzt mussten die Bauarbeiten am Hamburger Elbtower eingestellt werden, weil die Signa laut Baufirma nicht rechtzeitig gezahlt habe. Außerdem schlitterte die Signa Sports United (SSU), die mehrere Online-Sportartikelhändler besitzt, in die Pleite.

Panik bei der Signa

Insider berichten unterdessen von Panik bei der Signa: "Keiner weiß, wie es dem Unternehmen wirklich geht", sagte einer dem "Handelsblatt". "Keiner weiß, wie hoch die Schulden insgesamt sind und was die Assets wirklich wert sind."

Unklar ist, wie viel Geld wirklich gebraucht wird, um die Unternehmensgruppe wieder auf Kurs zu bringen. Die Rede ist von Verhandlungen über eine Kapitalspritze von 200 bis 400 Millionen Euro. Die kurzfristigen Schulden sollen sich Medienberichten zufolge auf zwei Milliarden Euro belaufen, 1,3 Milliarden sollen heuer noch fällig werden. 

Cash wird knapp

Bei der Signa Prime, die die luxuriösesten Immobilien in Innenstadtlagen hält, sollen sich die Bankschulden bereits auf 10,8 Milliarden Euro angehäuft haben. Finanzberichte anderer Signa-Gesellschaften deuten auf eine prekäre finanzielle Lage hin.

So soll die Signa Development Finance im vergangenen Quartal nur noch über 32 Millionen Euro Cash verfügen, nach 125 Millionen im Quartal davor. Auch die Signa Holding verbuchte im Jahr 2022 einen Verlust von 505 Millionen Euro, wie das Nachrichtenmagazin "News" berichtete.

Gespräche über Stillhalteabkommen

Die Lösung könnte nun ein Stillhalteabkommen zwischen Gesellschaftern, Gläubigern und Investoren sein. In den diskutierten drei Monaten könne Zeit gewonnen werden, um Transparenz zu schaffen und mögliche Verkaufsobjekte zu finden. 

Doch einige Insider halten dies für "Wunschdenken einiger Investoren", müsse dafür zuerst Benko seinen Stuhl räumen. Doch dazu scheint er derzeit noch nicht bereit zu sein. 

ribbon Zusammenfassung
  • Investoren wollen Immobilien-Milliardär René Benko zum Rückzug drängen. Doch der scheint an seinem Imperium festhalten zu wollen.
  • Auslöser für das Chaos ist die finanzielle Schieflage von Benkos Kaufhaus- und Immobilienimperium.
  • Insider berichten unterdessen von Panik bei der Signa. "Keiner weiß, wie es dem Unternehmen wirklich geht", sagte einer dem "Handelsblatt".
  • Die Lösung könnte nun ein Stillhalteabkommen zwischen Gesellschaftern, Gläubigern und Investoren sein.