Preisvergleich: Groß angekündigt, nichts passiert
Wenn Österreichs Politik nicht mehr weiterweiß, beruft sie einen "Gipfel" ein. So auch im vergangenen Mai, als Vizekanzler Werner Kogler und Sozialminister Johannes Rauch (beide Die Grünen) zu einem "Lebensmittelgipfel" luden.
Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) kündigte außerdem eine Preistransparenz-Datenbank an. Lebensmittelpreise sollten so vergleichbarer sein. Im Mai meinte Kocher, das "sei nicht so einfach", bis zum Herbst solle aber eine Plattform stehen.
Preisvergleiche von Privatpersonen
Passiert ist jedoch (von Seiten der Politik) wenig. Findige IT-Experten bauten in kürzester Zeit Datenbanken, innerhalb von "Stunden", wie Mario Zechner mit heisse-preise.io damals unter Beweis stellte.
Die Projekte zeigten in den Folgemonaten immer mehr Muster in der Preisgestaltung der Supermärkte auf: So kosten etwa unzählige Produkte der Diskont-Eigenmarken S-Budget und Clever auf den Cent gleich viel. Außerdem nutzen die Lebensmittelhändler offensichtlich Aktionen und Rabatte, um im Anschluss die regulären Preise anzuheben.
Im Herbst kam Gesetzesvorschlag
Im September folgten Vorschläge der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB), wie die Preise transparenter werden könnten. Kocher kündigte einen Gesetzesvorschlag an, der innerhalb weniger Wochen am Tisch liegen sollte.
Von einer Preis-App ist allerdings nach wie vor keine Spur. Und daran wird sich wohl auch nichts mehr ändern.
Preisdatenbank wohl vom Tisch
"Wie bekannt ist, gibt es bereits zahlreiche private Preisvergleichstools, welche den Konsumentinnen und Konsumenten zur Verfügung stehen. Daher ist der Aufbau eines staatlichen Konkurrenzproduktes nicht angebracht", beantwortete Kocher am Montag nämlich eine parlamentarische Anfrage von SPÖ-Klubchef Philip Kucher.
Kocher verweist zudem darauf, dass Transparenz zwar wichtig sei, aber nicht zu Abstimmungsmöglichkeiten führen dürfe. Tatsächlich stellten die privaten Preisvergleiche aber ohnehin gleiche Preise bei den Eigenmarken fest. Absprachen oder Muster stritten Spar und Rewe aber immer ab.
Außerdem merkte Kocher an, dass so ein Vergleich "sehr komplex" sei, weil Lebensmittel ganz unterschiedliche Aspekte hätten, etwa bei "der Qualität, Regionalität, Herkunft und nachhaltigen Produktion, welche bei einem reinen Preiswettbewerb untergehen würden".
Außerdem hätten Konsument:innen auch so schon über "wesentliche Informationen für einen Preisvergleich" verfügen würden, weil es strenge Regeln für die Preiskennzeichnungen gebe.
Wer sich allerdings nicht auf die Preisschilder im Supermarkt verlassen will, kann auch weiterhin die Projekte von Privaten nutzen, etwa heisse-preise.io, preisrunter.at oder wokostswas.at.
Video: Gescheiteter Lebensmittel-Gipfel
Zusammenfassung
- Die starken Preisanstiege bei Lebensmitteln haben im vergangenen Jahr die Politik auf den Plan gerufen.
- Eine groß angekündigte Transparenz-Datenbank kam jedoch von findigen, privaten IT-Experten, nicht von der Regierung.
- Das Politik-Projekt ist nun wohl endgültig vom Tisch.